#Szenisches Fossil: Säuger erbeutet Dino
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Gerade hatte sich der Raubsäuger in sein Dinosaurier-Opfer verbissen, da wurde das Duo von einem vulkanischen Materialstrom in eine Zeitkapsel verwandelt: So erklären Paläontologen die Entstehung eines spannenden Doppel-Fossils aus der Kreidezeit. Es handelt sich ihnen zufolge um einen neuartigen Beleg dafür, dass manche Säugetiere der Dinosaurier-Ära auch kleine Vertreter der damals dominanten Tiergruppe erbeuteten.
Sie führten zunächst ein Schattendasein, heißt es: Obwohl die Entwicklungsgeschichte der Säugetiere bereits auf das Trias-Zeitalter zurückgeht, konnte sich die evolutionäre Karriere unserer Vorfahren erst richtig entfalten, nachdem der Asteroideneinschlag am Ende der Kreidezeit die Dinosaurier beseitigt hatte. Lange nahm man auch an, dass die vergleichsweise kleinen Raubsäuger des Mesozoikums höchstens Insekten erbeuteten und eher selbst Opfer von Dinosauriern wurden.
Doch dann zeigten Funde, dass das zumindest nicht uneingeschränkt der Fall war: Im Bauchbereich eines kreidezeitlichen Fossils des Dachs-ähnlichen Repenomamus robustus wurden Knöchelchen von Psittacosauriern gefunden. Sie belegten bereits, dass zumindest Jungtiere dieser etwa hundegroßen Pflanzenfressers auf dem Speiseplan des Raubsäugers standen. Wie ein internationales Paläontologenteam um Gang Han von der chinesischen Hainan Vocational University of Science and Technology nun berichtet, erweitert ihre Studie nun das Bild dieses speziellen Räuber-Beute-Verhältnisses.
Ein Fund aus dem „Dinosaurier-Pompeji“
Das Doppel-Fossil, das die Paläontologen nun präsentieren, stammt von einem Fundort in der Provinz Liaoning, der als das „Dinosaurier-Pompeji Chinas“ bezeichnet wird. Denn dort wurden einst kreidezeitliche Tiere von vulkanischen Schlamm- oder Ascheströmen erfasst und schlagartig konserviert – ähnlich wie Menschen in der antiken Stadt Pompeji. Die Untersuchungen des etwa 125 Millionen Jahre alten Komplex-Fossils zeigten, dass es aus den detailliert erhaltenen Überresten eines rund 50 Zentimeter großen Repenomamus robustus sowie eines 120 Zentimeter langen Psittacosaurus lujiatunensis besteht.
Wie das Team berichtet, ging aus der genaueren Untersuchung hervor, dass die Tiere in einer auffälligen Konstellation gemeinsam konserviert wurden: Der Psittacosaurus lag offenbar auf dem Bauch, während der Repenomamus in einer gekrümmten Position auf ihm kauerte. Dabei hatte der Säuger sich offenbar in die Seite des Dinosauriers verbissen, während eine Pfote am Halsbereich saß und eine hintere ebenfalls an dem Tier klammerte. „In Kombination deuten die Befunde daraufhin, dass da gerade ein Angriff im Gange war“, sagt Co-Autor Jordan Mallon vom Canadian Museum of Nature in Ottawa. Dass die räuberische Szene tatsächlich schlagartig durch einen Materialstrom konserviert wurden, bestätigten Analyseergebnisse des Gesteins, in das die Tiere eingebettet waren: Darin fanden die Forscher typisch vulkanische Bestandteile.

Ein Räuber-Beute-Szenario zeichnet sich ab
Den Forschern zufolge erscheint weniger wahrscheinlich, dass der Säuger an einem bereits toten Tier zugange war. Denn neben den Hinweisen aus den körperlichen Positionierungen weisen die Knochen des Dinosauriers keine Zahnabdrücke auf, wie es für einen angenagten Kadaver typisch wäre. Auch der Größenunterschied zwischen den beiden Tieren passt durchaus ins Bild, betonen die Forscher. Denn aus der heutigen Tierwelt sind ihnen zufolge Analogien bekannt: So erbeuten beispielsweise die dachsartigen Vielfraße die deutlich größeren Karibus, indem sie sich in sie verbeißen.
Mallon ist überzeugt: „Die beiden Tiere waren in einem tödlichen Kampf verwickelt, als sie das Schicksal ereilte. Damit handelt es sich um einen Hinweis auf das räuberische Verhalten eines Säugetiers gegenüber einem Dinosaurier“, so der Paläontologe. „Das Fossil stellt somit die gängige Annahme infrage, dass die Säugetiere des Mesozoikums lediglich Futter für die herrschenden Dinosaurier waren“, schreiben die Wissenschaftler. Das Team hofft nun auf weitere Funde aus dem „chinesischen Dinosaurier-Pompeji“, die ebenfalls von Interaktionen zwischen den Tieren der Dinosaurier-Ära „erzählen“.
Quelle: Canadian Museum of Nature, Fachartikel: Scientific Reports, doi: 10.1038/s41598-023-37545-8
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