#Der Fußball-Gott ist jetzt ein Lehrling
„Der Fußball-Gott ist jetzt ein Lehrling“
Mit dem Begriff Fußball-Gott hat Alex Meier nie viel anfangen können. Natürlich fühlte er sich ein wenig geehrt, dass die Fans der Frankfurter Eintracht irgendwann begannen, ihn über die normalsterblichen Fußballprofis zu stellen. Aber eigentlich war ihm der Begriff peinlich. Wie es seinem Charakter entspricht. Denn Meier gehört zu den bescheidenen Menschen, denen nichts fernerliegt, als sich für etwas Besseres zu halten, nur weil sie etwas besser können als die meisten anderen. In seinem Fall ist es das Toreschießen. 137 in 379 Spielen waren es für die SGE, in einem Zeitraum von 14 Jahren. In der Saison 2014/15 wurde er mit 19 Treffern Bundesliga-Torschützenkönig, obwohl er noch einige Spiele wegen Verletzung versäumte.
„Ich bin ein Fußball-Gott“, dieser Satz käme Alex Meier nie über die Lippen. Aber weil er so ist, wie er ist, fällt ihm ein anderer Satz ganz leicht. „Ich bin der Lehrling.“ So bezeichnet der 37-Jährige seine neue Tätigkeit bei der Eintracht. Seit drei Monaten holt er sich das Rüstzeug für seine neue Karriere: „Ich würde gerne Trainer werden.“ Einen Schein hat er noch nicht, die geplante Anmeldung für die entsprechenden Lehrgänge ist wegen Corona erst mal nicht möglich.
Aber Meier bekommt die Gelegenheit, sich täglich Praxis zu erwerben. Als Assistent des U-16-Trainers Helge Raschke sowie als Individualtrainer für besonders förderungswürdige Spieler der U 17 und U 19. Und der ehemalige Torjäger kann sich auch als Hospitant in der Theorie weiterbilden. Wann immer es sein Zeitplan als Jugendcoach zulässt, besucht er das Training der Profis und schaut Adi Hütter zu.
Dessen Assistent Armin Reutershahn hat ihm das Entree verschafft. „Ich kenne Armin bereits aus meiner Zeit beim HSV, dann war er fünf Jahre lang unter Friedhelm Funkel bei der Eintracht mein Co-Trainer. Wir hatten immer ein Super-Verhältnis, der Kontakt ist nie abgerissen. Ich bat Armin, Herrn Hütter zu fragen, ob ich mal beim Training zusehen darf.“ Natürlich durfte er – und nicht nur das. Der Österreicher bindet die Eintracht-Legende sogar mit ein. Meier ist bei den Mannschaftsbesprechungen auf dem Trainingsplatz dabei, ihm werden Details einzelner Übungen erläutert, Fragen sind ständig erlaubt.
„Ich weiß es sehr zu schätzen, solch einem Supertrainer über die Schultern schauen zu dürfen“, sagt Meier, und sein Respekt vor dem Österreicher wird allein dadurch deutlich, dass er ihn im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung nie „Adi“ nennt, sondern immer nur „Herr Hütter“. Für Meier ist es bei diesem Trainer logisch, „dass sich die Eintracht so gut entwickelt hat“. Seine Hinweise seien sehr hilfreich für ihn: wieso er bei den Übungsformen ein Spielfeld so groß macht und nicht größer oder kleiner.
Welche Fähigkeiten er sehen möchte bei der Ausführung der Übungen, auf welche Details er in der Offensive und Defensive Wert legt. „Natürlich verstehe ich die Übungen, auch wenn ich sie nur sehe. Aber wenn man die Hintergründe erläutert bekommt, ist es doch noch mal etwas anderes“, so Meier. Er fügt an: „Schon am Ende meiner Spielerkarriere hatte ich einen anderen Blick auf die Dinge, hatte vieles verstanden, warum ein Trainer uns so und so behandelt. Aber durch den Austausch mit Herrn Hütter wird mir deutlicher, wie sehr ein Trainer auf das große Ganze schauen muss und wie er sich Gedanken um die richtige Ansprache machen muss.“
Einige von Hütters Prinzipien kann er direkt in seiner Jugendarbeit umsetzen, aber natürlich bestehen auch große Unterschiede. „Fünfzehnjährige haben nun mal Flausen im Kopf – und das soll auch so sein. Sie sind eben keine Erwachsenen.“ Meier äußert viel Verständnis für die Teenager. „Natürlich fragt man sich manchmal, warum tun sie das jetzt gerade, aber dann erinnere ich mich an meine eigene Jugendzeit, und dann ist das schon in Ordnung.“
Nicht, dass Meier Undiszipliniertheiten durchgehen lassen würde. „Es gibt klare Regeln, die müssen eingehalten werden.“ Aber er möchte so viel Spielraum lassen wie möglich. „Das Allerwichtigste ist, dass die Jungs gerne zum Training kommen, dass sie Spaß haben. Nur so lernen sie richtig.“ Seine Aufgabe bei den Junioren beschränkt sich nicht auf die Beobachterrolle wie bei den Profis. Meier steht auf dem Platz, ist für die Ausführung mancher Übungen verantwortlich und befindet sich ständig im Austausch mit dem verantwortlichen U-16-Trainer Rasche. Und nicht nur mit ihm. Regelmäßig stehen Sitzungen mit allen Trainern der verschiedenen Juniorenteams statt, der Kontakt mit U-19-Trainer Jürgen Kramny ist wegen der Gestaltung des Individualtrainings besonders eng.
Worauf kommt es Alex Meier in der Jugendarbeit an? „Zurück zu den Basics: Saubere Ballannahme, Ballverarbeitung, Passspiel, Athletik, Schnelligkeit, Koordination sind erst mal wichtiger als die taktische Ausbildung. Taktische Variationen kann man später noch lernen, aber wenn du mit 18 Schwierigkeiten hast, den Ball zu stoppen, dann kannst du das nie wieder aufholen.“ Auch sei es wichtig, individuell zu trainieren. „Wir müssen für einzelne Positionen ausbilden.“ Aber Meier wäre nicht Meier, wenn er dieses Credo mit lauter Stimme postulieren würde. Es klingt eher wie ein zarter Hinweis. Mit seiner Art hat der ehemalige Torjäger schnell die Eintracht-Junioren für sich gewonnen. Scheu vor dem Fußball-Gott? „Ganz am Anfang ja, aber in der zweiten Woche hatte sich das erledigt.“
Meier ist nach 14 Jahren Fußballprofi sehr gut ein zweites Mal bei der Frankfurter Eintracht angekommen. „Mit Alex Meier haben wir eine Identifikationsfigur für den Riederwald gewonnen“, sagt Andreas Möller, Eintracht-Idol und Leiter des Nachwuchsleistungszentrums. Meier sagt: „Mir macht es sehr, sehr viel Spaß. Mal schauen, was daraus wird, ich will erst mal nur lernen, lernen, lernen.“ Dass er Trainer werden möchte, darüber ist sich der ehemalige Torschützenkönig im Klaren, aber mit seinem typischen norddeutschen Understatement setzt er hinzu: „Ich muss erst mal schauen, ob ich das auch wirklich kann.“
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