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#Die Affäre Spuhler

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Die Affäre Spuhler

Im Mai 2019 teilte die baden-württembergische Wissenschafts- und Kunstministerim Theresia Bauer (Grüne) mit, das Badische Staatstheater in Karlsruhe sei „langfristig bestens aufgestellt“, die Vertragsverlängerung für Generalintendant Peter Spuhler ein „sehr gutes Signal“. Die Ministerin wird in dieser Woche bedauern, dass politische Aussagen archiviert werden. Denn mit der Entscheidung des Theater-Verwaltungsrates, die Leitung des Hauses an eine Interimsintendanz und dem Theater von 2025 an auch noch eine andere Leitungsstruktur zu geben, entpuppen sich Bauers Aussagen von damals als Wortnebel. Der Verdacht drängt sich auf, dass die grüne Ministerin mit dem Stellen der Systemfrage ein Personalproblem verdrängt, für das sie selbst verantwortlich ist.

Rüdiger Soldt

Spuhler, der gerade über die Auflösung seines Vertrags verhandelt und im August ausscheiden wird, gilt als künstlerisch erfolgreich, aber in der Personalführung als problematisch. Das Arbeitsklima am Staatstheater in Karlsruhe sei „toxisch“, heißt es in einem offenen Brief aus dem Ensemble vom Juli 2020. Dem Intendanten werden darin Kontrollzwang und autoritäre Führung vorgeworfen. 2019 war Spuhlers Vertrag zum Erstaunen vieler Ensemblemitglieder bis 2026 verlängert worden, obwohl dem Ministerium in Stuttgart die Probleme nicht verborgen geblieben sein konnten: Schon 2015 gab es ein Moderationsverfahren, 2018 eine Mitarbeiterbefragung mit ernüchternden Ergebnissen. 2019 sprachen Orchestervorstand und Personalrat sogar persönlich im Ministerium vor, um die Zustände im Theater zu schildern. Doch Theresia Bauer und der Karlsruher Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) behaupten dennoch, sie hätten vom „Ausmaß“ der Führungsprobleme in Karlsruhe erst im Juli 2020 erfahren.

Deutliche Kritik an Ministerin Bauer

Ein süffisant formulierender Beobachter sagt, dass Spuhler dem Haus über Jahre eine „künstlerisch erfolgreiche identitätspolitische Oberfläche“ verschafft habe. Das „Treiben eines bösen alten weißen Mannes“ auf dem Kommandostand des Theaters habe er damit aber nur notdürftig kaschieren können. Dafür, dass die Ministerin die Dinge viele Jahre laufen ließ, gibt es möglicherweise zumindest einen nachvollziehbaren Grund: Spuhler und Bauer kennen sich aus der Zeit, als der Regisseur 2005 bis 2011 in Heidelberg arbeitete; man duzt sich. Es sei üblich gewesen, heißt es in der grün-schwarzen Regierung in Stuttgart, dass sich Spuhler nicht über den üblichen Dienstweg an das Ministerium wandte, sondern direkt an das Ministerbüro.

Die Ministerin nennt das jetzt vom Verwaltungsrat beschlossene Verfahren einen „Zukunftsprozess“. Schon in diesem Sommer soll die Kommission eine Empfehlung vorlegen. „Externe Experten sollen zeitlich vor den Mitarbeitenden des Theaters gehört werden. Rolf Bolwin, der ehemalige geschäftsführende Direktor des Deutschen Bühnenvereins, wird den Prozess beratend begleiten“, heißt es in der Mitteilung des Ministeriums. Die Karlsruher Schauspieldirektorin Anna Bergmann sieht den „Zukunftsprozess“ kritisch: „Es ist gut, wenn der geschäftsführende Direktor und die Betriebsdirektorin beteiligt werden. Aber wo bleibt das Recht auf Mitsprache für die Mitarbeiter?“ Sie teile die Werte grüner Politik grundsätzlich, von der Praxis der Kulturpolitik in Baden-Württemberg sei sie aber enttäuscht. Deutliche Kritik kommt auch von der Opposition: „Die persönlichen Beziehungen des Generalintendanten Peter Spuhler zu Ministerin Bauer sowie die Angst von Oberbürgermeister Frank Mentrup, im Wahlkampf den Intendanten auszuwechseln, haben dazu geführt, dass sich beide Politiker zu lange vor einen Mann gestellt haben, der schon im vergangenen Jahr nicht mehr zu halten war“, sagt der FDP-Fraktionsvorsitzende Hans-Ulrich Rülke. Wenn die Ministerin die Abfindungssumme jetzt verheimliche, spreche viel dafür, dass die Fehlentscheidungen auch noch sehr teuer werden. Spekuliert wird über einen einstelligen Millionenbetrag.

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