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#„Die Angst, sich selbst zu infizieren ist ein ständiger Begleiter“

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„Die Angst, sich selbst zu infizieren ist ein ständiger Begleiter“

Aus allen Ecken des Landes haben sie sich zugeschaltet. Zwölf Polizeibeamte, sechs Frauen und sechs Männer, waren zu dem digitalen Gespräch an diesem Montag mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eingeladen. Sie komme ja gerade wenig rum und sei kaum draußen, sagt Merkel. Daher wollte sie sich auf diesem Wege erkundigen, wie sich der Alltag der Beamten durch die Corona-Pandemie verändert habe und was diese sich von der Regierung wünschten. „Wenn ich mir so manche Demos anschaue, stelle ich mir vor, dass ihr Dienst ganz schön anstrengend ist.“

Die Corona-Pandemie bedeutet für viele Beamte: Arbeiten am Limit. Das wird bei dem 90-minütigen Gespräch klar. Da sind natürlich die Berichte von den Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen in Berlin. 24 seiner 68 Kollegen seien bei der Auflösung einer Versammlung am 8. November verletzt worden, berichtet ein Hauptkommissar. Zum Glück fingen sich die Beamten nach solchen Einsätzen untereinander gut auf, um verletzte Kollegen werde sich rühmlich gekümmert. Den „Korpsgeist“ bekämen viele in der öffentlichen Wahrnehmung in den falschen Hals. Aber gerade in solchen Momenten zeichne der Teamgeist die Polizei aus. „Das blaue Band verbindet, egal aus welchem Bundesland man gerade kommt.“

Nicht nur in der Hauptstadt kommt es zu heftigen Zusammenstößen. Eine Göttinger Polizistin berichtet, wie ein heranfliegender Backstein ihr bei einem Einsatz den Finger brach. Ihre Mannschaft sollte die rund 700 Bewohner eines unter Quarantäne gestellten Wohnkomplexes daran hindern, das Gelände zu verlassen. „Neben uns hatte sich das linke Klientel aufgestellt und die Bewohner angefeuert. Das war beängstigend“, sagt die Polizistin. Die Polizei sei immer Ansprechpartner für die Bürgerinnen und Bürger, sagt eine andere Polizistin aus Duisburg. „Aber wir sind oft eben auch ein Ventil für den Bürger. Bei uns wird das Unverständnis und die Aggressivität ausgelassen.“

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Gewaltexzesse gegen Polizisten

Viele der Polizisten berichten: Die Gewaltbereitschaft gegen Beamte hat in den vergangenen Jahren, aber auch mit der Pandemie stark zugenommen. Es habe auch früher immer wieder Gewaltexzesse gegen Polizisten gegeben, meint ein Beamter aus Bochum. Dabei habe es sich aber eher um einzelne Anlässe gehandelt wie den G-20-Gipfel in Hamburg. „Aber wann Corona mal vorbei sein wird, das können wir nicht sagen.“ Er befürchte, die Gewalt könne sich potenzieren, je länger die Pandemie anhalte.

Die Beamten wünschen sich gerade jetzt mehr Rückendeckung von der Politik. Gewalt Polizisten gegenüber müsse flächendeckend von allen Parteien verurteilt werden, meint ein Beamter, der auch auf der Querdenker-Demonstration in Leipzig Anfang November im Einsatz war. Dort hatte die Polizei es mehrere Stunden nicht geschafft, die offiziell beendete Versammlung aufzulösen. Es war zu zahlreichen Zusammenstößen und Festnahmen gekommen. „Wenn führende Politiker danach den Einsatz der Polizei kritisieren, ohne selbst vor Ort gewesen zu sein, macht einen das fassungslos.“ Natürlich sei die Polizei in der Lage, 2000 Menschen darin zu hindern, in eine bestimmte Richtung zu laufen. „Die Frage ist, welche Bilder und welche Zustände bekommen wir dann?“

Auch ganz konkrete Wünsche haben die Polizisten. Einen besseren Zugang zu Corona-Tests zum Beispiel. „Die Angst, sich selbst zu infizieren ist ein ständiger Begleiter“, sagt eine Polizistin aus Oldenburg. Es komme oft vor, dass einem bei Einsätzen die Maske heruntergerissen werde. Ein anderer Polizist berichtet, wie Kollegen von Demonstrationsteilnehmern lachend angespuckt werden. Eine andere Bitte an die Politik sind klare, einheitliche Verordnungen. „Für uns als Polizei ist es schwierig, mit Appellen oder Empfehlungen zu arbeiten“, berichtet die Polizistin aus Oldenburg. Die ermöglichten es der Polizei nicht einmal, ein Grundstück zu betreten. „Wir brauchen einen rechtssicheren Handlungsraum.“

Vor allem aber wünschen sich die Beamten Respekt von ihren Mitbürgern. „Auch wir sind Väter, Mütter, Töchter und haben mit dem Virus zu kämpfen. Wir möchten auch gesund nach Hause gehen, wenn wir unseren Dienst beenden.“ Das sei ihr wichtig gewesen, hier mal auszusprechen, sagt eine Polizistin zum Abschluss der Gesprächsrunde. „Auch wir haben Grundrechte.“

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