#Die „Angstblüte“ der Laubbäume
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„Die „Angstblüte“ der Laubbäume“
Bucheckern, Eicheln, Kastanien oder die Früchte von Ahornbäumen, die sich Kinder gerne auf die Nase klemmen: Alles gibt es in diesem Jahr in Hülle und Fülle. „Der Boden im Frankfurter Stadtwald ist von Früchten bedeckt“, sagt Tina Baumann, die für den Stadtforst zuständig ist. „Wir haben eine erheblich größere Mengen an Samen.“ Fachleute sprechen von einem Mastjahr. In diesem Jahr sei es besonders ausgeprägt. Mastjahre hat es immer schon gegeben. Je nach Baumart in unterschiedlichen Zyklen. Die liegen zwischen zwei und sechs Jahren.
„Im Moment beobachten wir jedoch, dass die Intervalle immer kürzer werden“, sagt Baumann. Und ihre Kollegen beim Landesbetrieb Hessenforst bestätigen: Es komme immer schneller zu neuen Mastjahren. „Wir erklären uns das mit den immer ungünstiger werdenden Lebensbedingungen für die Bäume.“ Es sind die Folgen der extremen Trockenheit bei gleichzeitiger Hitze, die so sichtbar werden. Natürlich sei es denkbar, heißt es vom Landesbetrieb, dass die Klimakrise dieses Phänomen so flächendeckend auslöst.
Wenn eine Baumart jenseits des üblichen Zyklus verstärkt Früchte ausbildet, ist das für die Förster ein eindeutiges Signal: Die Bäume wollen ihre Existenz sichern. „Das ist ein biologischer Automatismus“, sagt Baumann. Dabei kostet die Samenproduktion die Bäume viel Energie.
„Eine Reaktion auf den Extremsommer 2015“
Doch die Bäume tun dies, um ihre Art zu erhalten, „bevor es vermeintlich mit ihnen zu Ende geht“, teilt Hessenforst mit: „Das nennt man Angstblüte.“ Bezogen auf den Frankfurter Stadtwald, einen der größten Deutschlands, hat Baumann ermittelt, dass in den vergangenen fünf Jahren nur ein Jahr, 2017, kein Mastjahr war. „2016 hatten wir ein starkes Mastjahr“, sagt sie. Das war, wie es im damaligen Waldzustandsbericht steht, „eine Reaktion auf den Extremsommer 2015“. Zu diesem Zeitpunkt ahnte niemand, dass der Sommer 2018 noch viel extremer werden würde. Und so kam es 2018 wieder zu einer solchen Entwicklung ebenso wie 2019 „mit einer ganz ausgeprägten Fruchtbildung“, so Baumann. 2020 sieht es nicht anders aus.
Dass Kastanien auf dem Boden zu finden sind, ist kaum ein Indiz für eine maßgebliche Veränderung. Baumann zufolge bildet die Rosskastanie alle zwei Jahre stärker Früchte aus. Bei den Buchen liege der Zyklus allerdings eigentlich bei drei bis sechs Jahren, und bei Eichen umfasst er eigentlich einen Zeitraum von sechs bis zwölf Jahren. Der Begriff des Mastjahres ist ohnehin auf die starke Produktion von Eicheln zurückzuführen: Einst hat man die Hausschweine in den Wald getrieben, damit sie sich an den Früchten der Eichen satt fressen. In Jahren, in denen es viele gab, waren die Schweine anschließend ordentlich für den Winter gemästet. Das merkte man sich.
Baumann ist besorgt, dass die Bäume fast permanent Früchte ausbilden. Sie schwächten sich auf diese Weise selbst. „Man kann das deutlich sehen.“ Nicht ohne Grund habe früher die Faustregel gegolten, dass „nach der Mast die Rast“ folge. Die Dauerproduktion nehme den Bäumen die Kraft. Schließlich sei die extreme Samenproduktion ohne dazwischenliegende Erholungsjahre ein sicheres Zeichen, „dass die Art stirbt“.
Baumann warnt jedoch davor, die Mastjahre für das Absterben von Bäumen verantwortlich zu machen. „Es sind natürlich die Trockenschäden, die sie gefährden.“ Der Waldzustandsbericht der Stadt Frankfurt aus dem vergangenen Jahr (der für 2020 liegt noch nicht vor) hatte bereits gezeigt, dass es kaum noch eine völlig gesunde Eiche im Stadtwald gibt; bei den Buchen gelten 97 Prozent als geschädigt.
Dass die Bäume mit der Fruchtbildung stark auf die Witterung reagieren, zeigt sich auch darin, wann etwa Eicheln reif werden. Der Deutsche Wetterdienst gibt an, dass im heißen und trockenen Jahr 2018 die Eicheln in Hessen fast 14 Tage früher reif waren. In diesem Jahr sind es acht Tage eher als im Durchschnitt gewesen.
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