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#Die Arbeit ist es wert

Die Arbeit ist es wert

Nach dem Tod seiner Frau hat Mark Scout (Adam Scott) jeden Halt verloren. Seinen Job als Hochschulprofessor muss er wegen Depressionen aufgeben. Die Verzweiflung treibt ihn in eine radikale Entscheidung: Er unterzieht sich einer Gehirnwäsche, um zu vergessen. Doch die Prozedur dient nicht nur dazu, ihn von seinen schmerzhaften Erinnerungen zu befreien, sondern soll ihn auch zu einem effizienteren Angestellten machen. Das jedenfalls verspricht ihm die Firma Lumon Industries, bei der er sich bewirbt.

Die Sciences-Fiction-Serie „Severance“ führt in eine nicht allzu ferne Zukunft, in der die Work-Life-Balance nur noch mithilfe von Maschinen hergestellt werden kann. Ben Stiller hat sie produziert und in sechs der neun Folgen Regie geführt. Beteiligt waren auch der irische Indiefilmregisseur Aoife McArdle und der Drehbuchautor Dan Erickson. Die drei entwerfen ein Sittengemälde des modernen Arbeitslebens, in dem Menschen und Maschinen eine verstörende berufliche Zweckgemeinschaft eingehen.

Wenn Mark am Morgen das Bürogebäude betritt, das mit seiner gläsernen Fassade und den weißen Wänden ein wenig an die Apple-Unternehmenszentrale in Cupertino erinnert, vergisst er wegen seines im Hirn implantierten Computerchips sein Privatleben und wird zu seinem Arbeits-Ich „Innie“. Verlässt er nach stundenlanger konzentrierter Arbeit das Gelände von Lumon Industries, wird er wieder zu seinem Privat-Ich „Outie“ und vergisst alles, was er im Büro gearbeitet hat. Die strikte Trennung ist das oberste Ziel der Firma. Nur wer sich darauf einlässt, darf in den Feierabend gehen und Privatmensch sein.

Mark pendelt fortan zwischen den zwei unterschiedlichen Welten und schließt Freundschaften in der unterirdischen Abteilung „Macrodata Refinement“, die sich mit der Gedankenforschung beschäftigt. „Severance“ entfaltet ein Mosaik an unterschiedlichen Bürocharakteren, die sich dem Eingriff unterzogen haben. In der Zentrale sind sie anonym und tragen nur ihre Initialen. Dylan G. (Zach Cherry), ein ruhiger, aber ehrgeiziger Kollege, stellt mehrere Arbeitsrekorde auf und wird immer mehr zum Unsympath.

Wehren will sich zunächst keiner

Irving B. (John Turturro), ein Bürokrat und ein hartnäckiger Pedant, hat das Unternehmenshandbuch auswendig gelernt, um so seinen Chefs zu imponieren. Helly B. (Britt Lower) ist die neueste Mitarbeiterin und die einzige Frau im Büro. Sie ist unfreiwillig bei Lumon und kritisiert den Konzern. Ihre Fragen werfen auch Zweifel bei ihren Kollegen auf. Aber wehren will sich zunächst keiner.

Zwischen Sciences Fiction und religiösem Horrorthriller

Lumon Industries, deren Unternehmenstätigkeit unerwähnt bleibt, wird wegen der Forschungen zum sogenannten Gedankenmanagement kritisiert. Doch an seinen Mitarbeitern prallt diese Kritik ab, sie verteidigen ihren Arbeitgeber, und das erinnert dann doch verstörend an die identifikatorischen Grundsätze der Mitarbeit in den großen Digitalkonzernen von heute. Stiller und McArdle zeigen, wie in einer Welt der absoluten Effizienz die menschliche Nähe das Element ist, das Revolutionen auslösen kann. Vielleicht ist Mark gar nicht so einsam, wie er zu sein glaubt? Es geht also um Moral und freien Willen, vor allem aber um die Frage, ob Technologien wirklich zu einem gesünderen Verhältnis zwischen Arbeit und Privatleben beitragen können.

In grau und weiß wird die kalte Atmosphäre des amerikanischen Großraumbüros auf den Bildschirm übertragen. Neonröhren und sterile Wände schirmen die Mitarbeiter von der Außenwelt ab. Einige Charaktere und Motive werden zwar nicht e auserzählt, deuten aber an, was die Aufgabe des Privatlebens für den Einzelnen heißt. Während Ben Stillers Episoden deutlich mehr an Science-Fiction orientiert sind, entwickelt sich die Serie bei McArdle mehr in Richtung eines sektenhaften Horrorthrillers. Bei Stiller ist die Szenerie subtil, bei McArdle geht es mystischer und surrealistischer zu.

In einer Zeit, in der viel von Work-Life-Balance die Rede ist und Unternehmen versuchen, ihre Mitarbeiter durch Wellness, Sport und gesunde Ernährung zur Effizienz anzuleiten oder wie die Tech-Giganten im Silicon Valley Arbeit und Alltag immer stärker miteinander zu verschränken, ist „Severance“ eine faszinierende Dystopie, die wichtige Fragen aufwirft. Besonders jene nach dem Wert der Arbeit, die sich ihr Protagonist im Angesicht seiner Trauer immer wieder stellt.

Severance läuft bei Apple TV

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