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#Die Bayern-Macher

Die Bayern-Macher

Als die meisten Mannschaftskameraden sich noch um Robert Lewandowski drängelten, drehten Joshua Kimmich und Leon Goretzka schon wieder um. Sie lachten nicht, sie redeten nicht. Sie spazierten fast Schulter an Schulter durch den Mittelkreis in München, wo sich die Fußballspieler von Dynamo Kiew nach dem Strafstoß aufstellten, den Lewandowski gerade ins Tor geschossen hatte. Und wenn man in dieser 13. Spielminute von der Tribüne sah, wie Kimmich und Goretzka auf das 1:0 für ihre Mannschaft reagierten, ahnte man: Das war’s noch nicht.

Am Mittwochabend hat der FC Bayern in der Vorrunde der Champions League 5:0 gegen Dynamo Kiew gewonnen. Jo­shua Kimmich und Leon Goretzka, 26 Jahre alt, haben mal wieder vorgeführt, warum sie als Duo so speziell sind. Sie leiteten mit ihren Pässen und Positionsverschiebungen Spielzug für Spielzug ein. Sie lenkten mit ihren Ansagen und Kommandos Spieler für Spieler. Sie dominierten das Mittelfeld in München, wo sie seit nun fast zwei Jahren nebeneinander spielen.

Es sind seitdem viele Geschichten über Kimmich und Goretzka erzählt worden. Wie sie unter Hansi Flick die Champions League gewonnen haben. Wie sie auch unter Trainer Julian Nagelsmann sofort das Herz der erfolgreichsten deutschen Fußballmannschaft geworden sind. Eine Geschichte aber ist noch nicht so oft erzählt worden: wie ihre gemeinsame Geschichte angefangen hat. Als Kimmich und Goretzka sich am Mittwoch in München für das Spiel gegen Kiew warmlaufen, geht in Hamburg Horst Hrubesch, 70 Jahre alt, ans Handy.

Er leitet die Nachwuchsarbeit des HSV. Er kann aber auch aus der Ferne viel über Kimmich und Goretzka sagen. Zum einen, weil er als Europameister von 1980 und Heldenfigur des deutschen Fußballs laut Branchenlogik über so gut wie alles etwas sagen kann. Zum anderen aber, weil er sie schon oft zusammen im Mittelfeld hat spielen sehen. Kein Wunder: Er hat sie früher ja als einer der Ersten nebeneinander aufgestellt.

Einer, vom dem die Zukunft des FC Bayerns abhängt: Leon Goretzka


Einer, vom dem die Zukunft des FC Bayerns abhängt: Leon Goretzka
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Bild: Huebner

In seinen 16 Jahren als Juniorentrainer des Deutschen Fußball-Bundes hat Hrubesch viele Spieler kommen und gehen sehen. Manche waren aber einfach anders. Zum Beispiel Kimmich und Goretzka. Er nennt solche Spieler „Selbstgänger“. So wie Selbstläufer. Denn: „Du weißt genau, was du von ihnen kriegst – und meistens kriegst du am Ende noch mehr.“ Klar, das hat mit Taktik und Technik zu tun, aber darüber will Hrubesch nicht viel sprechen.

„Sie sehen ihr Umfeld“

Es gebe einen anderen Grund, warum Kimmich und Goretzka für ihn in der U-19- und in der U-21-Nationalmannschaft so wichtig waren, sagt er – und fängt dann einen Minivortrag an, der so geht: „Die Sicherheit, die sie mitbringen, die hilft dem Trainer, aber vor allem auch der Mannschaft. Sie sehen ihr Umfeld. Sie sehen, wo sie helfen müssen. Sie gucken nicht weg. Sie können ihre Mitspieler mitnehmen. Sie erkennen, wenn mal was nicht läuft. Sie haben einfach ein Gefühl dafür. Sie sind selbständige, klar denkende Typen.“

An einen Satz von Joshua Kimmich erinnert sich Hrubesch besonders gut. Er weiß nicht mehr genau, in welchem Jahr er ihn gesagt hat, aber wie er ihn gesagt hat, das hat er bis heute nicht vergessen. An der Seitenlinie wollte er Kimmich auf einen Fehler hinweisen. Er hatte noch nicht mal ausgesprochen, als der ihn unterbrach und sagte: „Ruhig, Trainer, ich mach das schon.“ Und natürlich habe er das dann auch gemacht. So sei das mit Kimmich. So sei das aber auch mit Goretzka. Sie machen das schon. In München kann man das in den ersten Wochen der neuen Saison gut sehen.

Sie sind – zusammen mit Thomas Müller – der Motor einer Elf, die von zehn Spielen neun gewonnen hat und an diesem Sonntag gegen Eintracht Frankfurt antritt (17.30 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Bundesliga und bei DAZN). Sie passen so gut zusammen, weil sie sich auf dem Rasen so unterscheiden können. Kimmich lässt sich lieber fallen, um das Spiel mit seinen Pässen – Spezialität: Chipball – von hinten zu beeinflussen Goretzka stürmt lieber mit, um mit seiner tollen Schuss- und Kopfballtechnik das Spiel von vorne zu beeinflussen.

Bestverdiener im Kader

„Sie haben das Spiel verstanden“, sagt Hrubesch, „aber sie haben auch verstanden, was im normalen Leben wichtig ist.“ In den Monaten der Pandemie hat Fußballdeutschland seine Nationalspieler Kimmich und Goretzka anders kennengelernt. Sie gründeten die Spendenplattform „WeKickCorona“, mit der sie schnell mehr als fünf Millionen Euro sammelten. Sie überwiesen von dieser Plattform neulich noch 500.000 Euro an die UNICEF-Impfkampagne.

Es hat auch mit diesem guten Image zu tun, dass sich der FC Bayern gerne mit ihnen schmückt. Die Verantwortlichen im Verein haben in diesem Sommer viel Geld investiert, um die Verträge von Kimmich (bis 2025) und Goretzka (2026) zu verlängern. Sie gehören nun zu den Bestverdienern im Kader – und damit automatisch zu denen, von denen der Erfolg in Zukunft abhängig sein wird.

Es ist eine Erkenntnis der Pandemie, dass sich der FC Bayern die talentiertesten Spieler momentan nicht mehr leisten kann und will. Und weil er die eigenen Ansprüche nicht senken will, erhöht das die Erwartungen an die, die schon da sind. Kimmich und Goretzka nehmen das an. „Unsere Aufgabe, meine und die von Joshua, ist es schon, unsere Idee in der Kabine auf die Mannschaft zu übertragen“, sagte Goretzka kürzlich.

„Die Gier auf Titel, darauf, jedes Spiel gewinnen zu wollen, egal gegen wen, egal wann und in welchem Szenario, dann ist das attraktiv auch für andere Spieler.“ Das ist ein Faktor, den der FC Bayern in die Investitionen wohl heimlich einkalkuliert hat. Eine Mannschaft mit Kimmich und Goretzka als Anführern könnte nicht nur attraktiv für eigene Spieler sein, sondern auch für fremde.

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