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#Die böse Seite des Fußballs

Die böse Seite des Fußballs

Es passiert immer wieder, dass in ambitionierten Fußballklubs, die dem Segment ein Stück unterhalb der Weltspitze angehören, Träume von zauberhaften Europapokalnächten entstehen. Phantasien von sensationellen Siegen in der K.-o.-Phase der Champions League, die dann in der Übergangszeit zwischen Winter und Frühjahr schnell von einer ganz anderen Realität überdeckt werden.

Weil die Chancenlosigkeit auf diesem Niveau zu deutlich wird. Und nicht selten auch, weil Probleme im Liga-Alltag und die Perspektiven für die kommende Saison zu immer belastenderen Themen werden. Bayer Leverkusen hat das mehrfach erlebt, genau wie der FC Schalke, wo Europapokalabende im Achtelfinale gegen Klubs aus Manchester oder Barcelona nach krachenden Hinspielniederlagen trostlos und grau waren.

Vor dem Achtelfinal-Rückspiel bei Manchester City an diesem Dienstag (21.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Champions League und bei Sky) wird die Frage nach Sieg oder Niederlage nun auch bei Borussia Mönchengladbach von anderen Themen verdrängt. Die Begegnung, in der die Borussia ein 0:2 aus dem Hinspiel aufholen muss, „ist wichtig für uns, weil wir die Chance haben, an unserem Gefühl zu arbeiten“, sagt Trainer Marco Rose. Um in der Folge „die wesentlichen Aufgaben“ ins Auge zu fassen „und die Saison zu einem guten Ende zu bringen“.

Vom Viertelfinale spricht niemand, zu dominant ist der graue Alltag mit mittlerweile sechs Niederlagen in Serie, in dem der Klub auf den zehnten Platz der Bundesligatabelle zurückgefallen und aus dem DFB-Pokal ausschieden ist. Er sei sich nicht einmal sicher, ob er sich auf das mit Manchester Citys Trainer Pep Guardiola verabredete Fachgespräch bei einer Flasche Wein freuen dürfe, da die Partie aufgrund der Corona-Wirren in Budapest stattfinden werde, sagt Rose. In Manchester hätte Guardiola sicher ein Zimmer gehabt, in dem er seinen Kollegen hätte empfangen können, „in Budapest wird das ein bisschen schwierig“, glaubt Rose, „aber vielleicht hat er eine Flasche dabei, schauen wir mal“.

Nur noch verloren seit Roses Wechsel feststeht

Das wichtigste Thema bleibt allerdings die Sache mit dem „Gefühl“. Emotional befindet die Borussia sich in einer Finsternis, die den Umständen eines deprimierenden Abstiegskampfes ähnelt. Seit Rose Mitte Februar bekanntgegeben hat, dass er im Sommer mit Hilfe einer Ausstiegsklausel zu Borussia Dortmund wechseln werde, hat er mit seinem Team nur noch verloren.

Eine geradezu erschütternde Fan-Wut brach über ihn herein, auch wenn die Leistungen in etlichen Spielen ordentlich waren. So wie beim 1:3 am vorigen Freitag in Augsburg, als das Team in vielen Phasen alle Vorsätze umsetzte. Nur in drei, vier kleinen, aber entscheidenden Momenten vor dem eigenen und vor dem gegnerischen Tor versagten sie. „Wir erleben zurzeit die böse Seite des Fußballs“, sagte Max Eberl in einem Interview im ZDF-Sportstudio zur Situation.

Das ist ganz schön hinterhältig, weil die Gladbacher in Trainerfragen eigentlich als die Guten gelten und nach allgemeinen Moralauffassungen niemandem einen Grund geboten haben, sie in solch ein fundamentales Problem mit ihrem Coach hineinzustürzen. Nun muss Eberl einräumen, „dass ein Trainer, der relativ schnell geliebt wurde, innerhalb von Sekunden ein Objekt der Wut war, (…) ein Feindbild“.

Zu den Prinzipien des Gladbacher Sportchefs gehört allerdings, sich nicht von solchen Dynamiken leiten zu lassen, seine stoische Ignoranz gegenüber den emotionalen Ausschlägen im Umfeld ist ein elementarer Bestandteil der jüngeren Erfolgsgeschichte des Vereins. Inzwischen sagt Eberl sogar: „Es kann sein, dass wir vielleicht auch mal eine Saison ohne Europa haben.“

Aber das wäre nicht nur sportlich enttäuschend, sondern auch ein Problem für die Entwicklung. Zum einen verliert der Verein ohne internationale Spiele an Attraktivität für die Kandidaten auf die Rose-Nachfolge, zu denen Jesse Marsch (RB Salzburg), Gerardo Seoane (Young Boys Bern) und womöglich auch Ralf Rangnick zählen.

Zu Wolfsburgs Oliver Glasner habe er keinen Kontakt, versichert Eberl. Überdies wäre die Borussia nicht mehr so anziehend für umworbene Profis. Ob die Nationalspieler Florian Neuhaus und Matthias Ginter, die Großtalente Denis Zakaria und Marcus Thuram oder der Angreifer Alassane Pléa auch in der kommenden Saison für Mönchengladbach spielen, ist ungewiss.

Immerhin hat der starke Nico Elvedi gerade seinen Vertrag verlängert. „Weil ich mich richtig wohl fühle, weil ich geschätzt werde“, sagt der Verteidiger. „Ich mag die Jungs, ich mag den Verein.“ Noch ist also etwas übrig von dem guten Gefühl der Erfolgsphasen, selbst ein Aus gegen Manchester wird daran nichts ändern. Eine Niederlage in der darauffolgenden Partie am Samstag auf Schalke würde aber wohl selbst den besonnenen Max Eberl vorübergehend aus der Ruhe bringen.

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