#Die Botschafterin des deutschen Frauenfußballs
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„Die Botschafterin des deutschen Frauenfußballs“
Bislang hatte Lucas Freigang einen Vorsprung gegenüber seiner Schwester, was das Betreten der großen Fußballbühnen betrifft. Er war Einlaufkind beim WM-Finale 2014 und betrat den Rasen des Maracanã-Stadions an der Hand des deutschen Kapitäns Philipp Lahm. Doch Schwester Laura holt langsam auf. An diesem Sonntag (16.00 Uhr in der ARD) entert sie die größte Bühne, die der Vereinsfrauenfußball hierzulande zu bieten hat, steht vor dem bislang wichtigsten Spiel ihrer Karriere. Mit der Frankfurter Eintracht bestreitet die Angreiferin in Köln das DFB-Pokalfinale gegen den VfL Wolfsburg.
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Und klar ist: In der Kabine des Double-Gewinners wird vor Anpfiff über Laura Freigang geredet werden. Darüber, dass man verhindern sollte, dass sie mit ihren raumgreifenden Schritten Tempo aufnimmt und zum Torabschluss kommt. Die 23-Jährige ist die größte Waffe im Frankfurter Offensivspiel. 17 Treffer an den bisherigen 22 Bundesligaspieltagen verdeutlichen ihren Lauf und ihre Treffsicherheit 2020/21, zumal die nur auf Rang sechs notierte Eintracht wahrlich keine Überfliegermannschaft stellt, welche ihren Stürmerinnen Torchancen in Serie ermöglicht.
Laura Freigang hat seit einigen Monaten einen Lauf – ihr scheint fast alles zu gelingen. Es würde nicht verwundern, wenn in der Rückschau davon die Rede sein wird, dass Laura Freigangs Karriere 2020/21 in neue Sphären getreten sei. „Solche Spielerinnen gibt es nicht oft. Da reift eine große Persönlichkeit heran“, sagt Niko Arnautis, Cheftrainer der SGE und seit Jahren wichtiger Förderer von Laura Freigang. Die mit ihrer „chaotischen und verpeilten Art für gute Stimmung sorgt“, erzählt Eintracht-Torhüterin Merle Frohms. „Es ist sehr lustig mit ihr.“
„Einen großen Schritt gemacht“
Sportlich ist Laura Freigang in diesem Spieljahr in der deutschen Nationalmannschaft angekommen, hat ihre Chancen mit sieben Toren in ihren ersten sechs Länderspielen trefflich genutzt. Darunter war in der EM-Qualifikation sogar ein Hattrick innerhalb von nur 24 Minuten – gegen zweitklassige Griechinnen. Mindestens genauso genau wie ihre Entwicklung zu einer Stürmerin von Format wird in der Szene verfolgt, wie sich ihr Profil auch außerhalb des Platzes schärft.
Nicht wenige glauben, dass gerade eines der Gesichter des deutschen Frauenfußballs heranwächst. Eine, die ihrem Sport, der immer noch stets um Anerkennung und Sichtbarkeit ringt, in diesem Streben eine große Hilfe sein könnte. Was an Laura Freigangs eloquenter, unerschrockener, authentischer und sympathischer Art liegt. „Sie hat sich die Aufmerksamkeit verdient, und sie ist so klug, dass sie das alles richtig einordnen kann“, sagt Arnautis. „Sie kann eine der Botschafterinnen für den Frauenfußball in Deutschland werden.“
„Sehr lustig mit ihr“: Verteidigerinnen haben eine andere Sicht auf Laura Freigang.
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Bild: Moritz Kegler/Jan Huebner
Arnautis hat Laura Freigang schon in holsteinischen Jugendauswahlen – sie ist in Kiel geboren – beobachtet. Und hat sie auch in Mainz, sie hat die meisten Jugendjahre in Oppenheim verbracht, nicht aus den Augen verloren. Mit 18 ging Laura Freigang an die Penn State University, um Fußball und Studium zu verbinden.
„Dort habe ich athletisch und von der Mentalität einen großen Schritt gemacht“, sagt die 1,72 Meter große Athletin, die alle DFB-Juniorenauswahlen durchlief. Nach der U-20-Weltmeisterschaft im Sommer 2018 war sie Arnautis’ Einladung gefolgt, als Gastspielerin an der Saisonvorbereitung des 1. FFC Frankfurt teilzunehmen. Kurz darauf wusste Laura Freigang, dass sie bleiben will, um im jungen Frankfurter Team zur Bundesligaspielerin zu werden. Unabhängig davon, dass ihr halber Kleiderschrank noch in ihrer Studentenbude in Pennsylvania verblieb.
„Das lässt auf jeden Fall hoffen“
Im vergangenen Sommer zierte ihr Bild als erste Fußballspielerin den Titel des Eintracht-Vereinsmagazins. Der Vertrag der Sportwissenschafts-Studentin läuft noch bis Mitte 2023. Ein Jahr zuvor findet das nächste große Turnier statt, die Europameisterschaften in England. Es deutet einiges darauf hin, dass die Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg die Eintracht-Stürmerin als „Boxspielerin“, wie sie sagt, gut gebrauchen kann. Neulich hat Laura Freigang in der DFB-Elf ihre erste Reifeprüfung bestanden, weil sie nicht nur gegen schwächere Gegner traf, sondern auch im Duell mit den Niederländerinnen ein Tor erzielte. Der nächste große Schritt wäre, wenn sie die Eintracht nun gegen Wolfsburg zum Pokal-Coup schösse.
„Mit der Underdog-Rolle können wir uns sehr gut identifizieren“, so Freigang, die bei allen Teamkolleginnen „Riesenvorfreude und Motivation“ spürt. Vor einer Woche trafen sich SGE und VfL schon in der Liga, die Niedersächsinnen setzten sich am Main 3:2 durch. Laura Freigang erzielte dabei ein Tor, das viele ihrer Stärken zugleich zu einem fulminanten Ganzen verband: Laufstärke, Durchsetzungskraft, Zweikampfstärke, Instinkt und Abschlussqualität.
In der ersten Halbzeit war die Eintracht dem Wolfsburger Topteam noch enorm unterlegen gewesen. „Die Wolfsburgerinnen haben extrem viel Qualität, individuell und als Team. Da haben wir zunächst gar nicht verstanden, was auf dem Platz passierte. Im Pokalfinale sollen wir tunlichst nicht wieder 45 Minuten benötigen, sondern von Anfang an voll da sein und unsere Aktionen durchziehen“, sagt Laura Freigang. „Wir haben schon oft gegen Wolfsburg gespielt, und so nah dran waren wir noch nie. Das lässt auf jeden Fall hoffen.“ Im Ligavergleich mit dem VfL traf auch ihre Frankfurter Sturmkollegin Lara Prasnikar sehenswert. Das dürfte dem Angriffs-Duo Auftrieb geben vor dem Endspiel. Denn viele Chancen, so steht es zu erwarten, werden sie gegen die Wolfsburger Pokal-Macht – zuletzt sechs Cup-Triumphe in Serie – nicht bekommen.
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