#„Die Bruderländer müssen sich für eine Seite entscheiden“
Inhaltsverzeichnis
„„Die Bruderländer müssen sich für eine Seite entscheiden““
Wie sehr der Krieg gegen die Ukraine auch Russlands Verbündete nervös macht, zeigt ein jüngstes Beispiel aus Kasachstan. Moskaus Partner in der Eurasischen Wirtschaftsunion und im Verteidigungsbündnis ODKB droht einem russischen Propagandisten mit einem Einreiseverbot. Parlamentarier schimpfen offen über den „Provokateur“. Dieser, Tigran Keossajan, ist in Moskau bestens vernetzt. Er ist der Gatte der RT-Chefin Margarita Simonjan. Gemeinsam gehört das Paar zu den Großverdienern in Präsident Wladimir Putins Medienbetrieb, wie viele Recherchen des Antikorruptionsjägers Alexej Nawalnyj gezeigt haben.
Keossajan tritt als Humorist auf, wobei seine derben Ausfälle zuverlässig auf Putins Gegner zielen. Zu denen kann man Kasachstan eigentlich nicht zählen. Erst im Januar hatte Putin „Friedenstruppen“ der ODKB ins Land geschickt, als es galt, einen Aufstand niederzuschlagen.
Kasachstan will die „Volksrepubliken“ nicht anerkennen
Kasachstan hat Putins Angriffskrieg nicht verurteilt, sich bei Abstimmungen in den Vereinten Nationen vielmehr enthalten, allerdings auch angekündigt, Russland nicht dabei helfen zu wollen, die westlichen Sanktionen zu umgehen. Zudem will Kasachstan nicht Putins Beispiel folgen und die prorussischen „Volksrepubliken“ im Donbass als „Staaten“ anerkennen.
Das hatte schon Simonjan kritisiert und geäußert, „undankbare Leute können leicht zu Verrätern werden“. Ähnlich äußerte sich nun ihr Mann. Keossajan beklagte in einem am vergangenen Wochenende veröffentlichten Youtube-Clip, dass die russische Minderheit in Kasachstan aufgrund der Anforderungen kasachischer Sprachkenntnisse benachteiligt werde, dass Leute mit „Z“-Symbol (das für den russischen Feldzug in der Ukraine und für die Unterstützung Putins steht) im Land festgenommen werden und dass dort die Militärparade zum am 9. Mai gefeierten „Tag des Sieges“ von 1945 abgesagt wurde.
Täglich um 12.00 Uhr
Das wurde offiziell damit begründet, das Geld für andere, wichtigere Aufgaben aufzuwenden. Statt der Parade sollen im Land Dutzende patriotische Erinnerungsfeiern stattfinden, zudem fand die Militärschau zuletzt 2018 statt.
Keossajan hielt das nicht auf: Die Feier sei ein Erkennungsmerkmal, wer zu wem gehöre, sagte er. „Kasachen, Brüder, was ist das für eine Undankbarkeit? Leute, habt ihr wirklich entschieden, dass Russland irgendwohin verdampft? Auf den Mars emigriert? Oder glaubt ihr, ihr emigriert?“ Er als Bürger Russlands sage: „Schaut aufmerksam auf die Ukraine. Denkt ernsthaft nach.“
„Die Welt hat sich geändert“
Auch müssten Russlands Verantwortliche über die Zusammenarbeit mit Kasachstan nachdenken. Wer sich weiter so „klugscheißerisch“ verhalte und glaube, „da wird schon nichts passieren“, der irre sich, sagte Keossajan. „Die Welt hat sich geändert. Alles hat sich geändert. Der Zug fährt ab. Noch könnt ihr auf den letzten Waggon aufspringen.“
Die „Freundschaftsspiele“ seien vorbei, „jetzt ist es eine Frage des Überlebens. Es herrscht Krieg“, sagte Keossajan – nicht mit Blick auf das in Russland „Spezialoperation“ genannte Geschehen in der Ukraine, sondern auf ein Ringen mit dem Westen: „Der Krieg zweier enormer, großer Ideen, zweier großer Länder. Und das zweite ist nicht die Ukraine, sondern Amerika und die NATO. Alle übrigen, besonders die Bruderländer, müssen sich für eine Seite entscheiden. Und wir müssen aufmerksam schauen, wer mit uns ist und wer nicht.“ Wer sich nicht Russland anschließe, müsse „zu unseren Feinden“ gezählt werden.
Der russische Außenminister Sergej Lawrow und sein kasachischer Amtskollege Mukhtar Tleuberdi: Im Januar hatte Moskau dem Nachbarland bei der Niederschlagung eines Aufstands geholfen, nun hält sich Nur-Sultan mit der Unterstützung des russischen Krieges allerdings zurück.
:
Bild: RUSSIAN FOREIGN AFFAIRS MINISTRY
In den sozialen Medien äußerten sich viele Kasachen empört über Keossajan. So schrieb die Rechtsanwältin Ajman Umarowa aus Almaty, der größten Stadt des Landes, auf Facebook, in der Ukraine, auf die man doch schauen solle, sei „nichts Gutes“ zu sehen, „vor allem für Russland“. „Warum fahrt ihr denn in Mengen zu uns?!“, schrieb Umarowa mit Blick auf zahlreiche Russen, die seit Kriegsbeginn vor der neuerlich verstärkten Repression in ihrer Heimat auch nach Kasachstan geflohen sind.
Am Mittwoch äußerte ein Sprecher des Außenministeriums, Keossajan könne auf eine schwarze Liste von Personen gesetzt werden, denen die Einreise ins Land verwehrt sei. Womöglich spiegele die Erklärung „die Ansichten eines Teils der russischen Öffentlichkeit und des politischen Establishments“, sagte der Sprecher. Doch sie „vergiften die Atmosphäre gutnachbarlicher Beziehungen“.
Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.
Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.
Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.