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#Die deutschen Handballer im Niemandsland

Die deutschen Handballer im Niemandsland

Im gesamten olympischen Handballturnier war es der deutschen Nationalmannschaft nur selten gelungen, die Handbremse zu lösen. Kampf und Krampf lösten sich in jedem Spiel ab; die Angriffsleistung genügte nie höchsten Ansprüchen. Doch mit guter Abwehr und starken Torhütern in den entscheidenden Spielen gegen Argentinien, Norwegen und Brasilien erreichte das DHB-Team das Viertelfinale – dort endete die von DHB-Vizepräsident Bob Hanning vor Jahren ausgerufene „Mission Gold“ dann am Dienstagnachmittag.

Und zwar vollkommen verdient. Aufs ganze Spiel gesehen, waren die Deutschen chancenlos gegen Ägypten und verloren 26:31. Ohne Tempo, ohne Ideen und viel zu oft aus dem Stand versuchte es Bundestrainer Alfred Gislasons Sieben im Angriff. Das war gegen die souveränen Ägypter viel zu wenig – es wurde nicht ein einziges Mal brenzlig für die Mannschaft des spanischen Trainers Roberto Parrondo. Die sechs Spiele zusammengenommen, hatte nur der Melsunger Rechtsaußen Timo Kastening überzeugt. So schnörkellos wie sein Spiel fiel auch sein Fazit aus: „Wir sind absolut verdient rausgeflogen. Es hat an allem gefehlt. Abwehr, Angriff, Torhüter und auch die Galligkeit. Wir sind nie auf unser normales Niveau gekommen.“ Gislason selbst hatte das Spiel ab der 50. Minute weitgehend regungslos verfolgt. Er sagte später im ZDF: „Wir hatten extrem viele Fehlwürfe und haben nicht das gemacht, was wir uns vorgenommen haben. Unser Turnierziel Halbfinale haben wir nicht geschafft.“ Dort treffen nun am Donnerstag Dänemark und Spanien sowie Ägypten und Frankreich aufeinander.

Nicht das gefürchtete Dänemark, sondern das aufstrebende Ägypten – das hatte sich für die Deutschen zunächst gut angefühlt. Doch die Ägypter hatten schon bei der Heim-WM gezeigt, wie gut sie sind, als sie das Viertelfinale erreichten. Außerdem war ihre U-19-Auswahl jüngst Weltmeister. Dass ein Spiel gegen die Skandinavier die bessere Wahl gewesen wäre, dürften die nervenschwachen und zaghaften Deutschen beim 1:6 in der 10. Minute erstmals gedacht haben. Gegen den langen Linkshänder Yahia Omar gab es kein Rezept. Vorn fehlte es den deutschen Profis an Mut, an einem Plan, an Schnelligkeit. Und immer, wenn das Team herankam (10:12 in der 24. Minute), folgten Aktionen ohne die letzte Entschlossenheit. Weil auch der im Tor beginnende Andreas Wolff und später Johannes Bitter keine große Hilfe waren, wirkte der Vier-Tore-Rückstand zur Pause noch günstig.

Doch auch in der zweiten Halbzeit mangelte es an vielem. So war eine einstudierte zweite Welle praktisch nicht vorhanden. Beim 16:21 in der 43. Minute war der Weg zu den Medaillenspielen schon sehr weit. Gislason reagierte und brachte den siebten Feldspieler, mit dem es zunächst besser lief – Marcel Schiller verkürzte auf 21:24 (49. Minute). Ägypten blieb cool, konterte mit vier Toren nacheinander und begann bei der 28:21-Führung in der 55. Minute mit dem Jubeln. Ihr Torwart Karim Hendawy steigerte sich auf eine Quote von 40 Prozent gehaltener Bälle und wurde zum Deutschland-Schreck. Allerdings fehlte den deutschen Aktionen weiterhin die letzte Entschlossenheit. Das galt auch für die Bank: Gislason, als „Unterschiedstrainer“ vor gut zwei Jahren verpflichtet, blieb den Nachweis schuldig, diese Mannschaft in kurzer Zeit entscheidend zu verbessern.

Der deutsche Handball bleibt also seit den Erfolgen 2016 gefangen im Niemandsland. Daran hat der Wechsel von Christian Prokop zu Gislason nichts geändert. Die Bilanz von Tokio: zwei Pflichtsiege, zweimal knapp gegen „Große“ verloren, personell ausgezehrte Norweger besiegt – und als es drauf ankam, nicht in der Lage gewesen, aus einem Viertelfinale bei Olympia die nötige Motivation zu ziehen. Dass das Team eine sehr kurze Vorbereitung nach sehr langer Saison hatte, muss allerdings berücksichtigt werden. Doch der Trend bleibt – werden die Medaillen verteilt, ist der DHB schon heimgereist, oder wie Kastening sagte: „Ich habe jetzt mein drittes Turnier gespielt und noch nie ein Halbfinale erreicht. Wir ärgern mal die Großen, aber besser sind wir nicht.“

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