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#Die Eleganz des tanzenden Elefanten

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Die Eleganz des tanzenden Elefanten

Es ist, als müsse man einen schwergewichtigen Lastwagen manövrieren. Mangels Servolenkung reißt man das Steuer des Oldtimers mit Brachialgewalt herum. Genauso rabiat muss man auf die zögerlich reagierende Bremse treten, um dem Vordermann nicht ins Heck zu knallen. Die Sicht ist gewöhnungsbedürftig, denn im ledernen Fahrersitz versinkt man tief wie in einem Sessel und sieht über klobige Tachos hinweg fast nur die Kühlerfigur, eine schlanke, engelhafte Göttin. Der viertürige Cadillac Series 62 Convertible, Baujahr 1941, wiegt fast zwei Tonnen und war mit seinen wuchtigen Maßen eher für die breiten amerikanischen Highways als für die engen Pflastergassen elsässischer Winzerdörfer gedacht, in die man das automobile Mastodon mit dem starken Achtzylindermotor jetzt wie in ein Nadelöhr einfädelt. Gott sei Dank sitzt auf dem Beifahrersitz des Cabrios als ein Art Fahrlehrer Alexandre Léger, Betreiber der Oldtimer-Vermietfirma My Classic Automobile, und gibt beruhigende Anweisungen: „Nicht verkrampfen. Sachte und voraussehend fahren!“

Langsam gewöhnt man sich ans gemächliche Cruisen über die Elsässer Weinstraße, eine der ältesten Touristenrouten Frankreichs. Aus den Wingerten heraus winken einem die Winzer mit Rebscheren zu, zwischen den Fachwerkhäusern wird die lautstarke Durchfahrt von Kindern und buntgeschürzten Großmüttern beklatscht, auf Nistmasten wachende Störche stieren neugierig auf unser olivgrünes Dickschiff mit seinen schwungvollen Kotflügeln, seinem hervorstehenden Eierkistengrill und seinen schicken Weißwandreifen. Die 62-er-Modellreihe, die von 1940 bis 1964 die Fließbänder verließ, war der American Dream auf vier Rädern. Benannt war der Fahrzeughersteller nach dem französischen Entdecker Antoine de la Mothe Cadillac, der 1701 die Stadt Detroit gründete, die später Autometropole und Sitz des Mutterkonzerns General Motors wurde.

Karpfenweiher und Sauerkrautstraßen

„Das Elsass ist ein Paradies für Fans alter Autos“, sagt Alexandre Léger, als uns auf der Gegenfahrbahn ein MG-Klassiker entgegenkommt, „immerhin wurden zwischen Rhein und Vogesen bedeutende Marken wie Bugatti, Mathis oder De Dietrich hergestellt.“ Tatsächlich gibt es im Elsass kaum ein Wochenende, an dem nicht ein Treffen von „tacots“ stattfindet; so nennen die Franzosen die ehrenwerten Retromobile. Nicht nur die „Route des Vins“ bietet viele Ausflugsmöglichkeiten für Autonostalgiker, sondern auch der Vogesenkamm mit seinen Bergbauerngasthöfen, der stille Sundgau mit seinen Karpfenweihern sowie etliche Bier- und Sauerkrautstraßen.

Rarität: ein Peugeot 16 von 1898 aus der Schlumpf-Sammlung des französischen Nationalmuseums Cité de l’Automobile in Mulhouse.


Rarität: ein Peugeot 16 von 1898 aus der Schlumpf-Sammlung des französischen Nationalmuseums Cité de l’Automobile in Mulhouse.
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Bild: dpa

Wir sind wieder am Ausgangspunkt unserer Tour angekommen, dem Autodrom der Cité de l’Automobile in Mulhouse. Hier stehen die Wagen von My Classic Automobile bereit zum Einsatz. Man kann sie stunden- oder tageweise, mit oder ohne fachmännische Begleitung mieten. Das Angebot reicht vom mythischen Citroën Traction Avant, einst gleichermaßen von Gangstern und Gendarmen genutzt, über einen Chevrolet Impala 1965 bis zu einem Ferrari 458 Italia aus dem Jahr 2010. Ein wahrer Louvre der Oldtimer, das größte Automobilmuseum der Welt, befindet sich im backsteinernen Innern der Cité de l’Automobile. Herzstück ist eine der grandiosesten Oldtimersammlungen überhaupt, die selbst für Auto-Muffel überwältigende Collection Schlumpf, die im Schein von achthundert verschnörkelten Laternen – originalgetreuen Kopien der Kandelaber des Pariser Pont Alexandre – präsentiert wird.

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