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#Die „Ever Given“ lag schon einmal quer

Die „Ever Given“ lag schon einmal quer

Die „Ever Given“ ist eine alte Bekannte. Zumindest für Elbanrainer. Der Containerriese, der derzeit im Suezkanal steckt und die Lieferketten der Welt blockiert, hatte dort vor zwei Jahren die Fähre Finkenwerder gestreift und schwer beschädigt. Zwei Minuten nach der Kollision wurde wegen starker Winde ein Fahrverbot auf der Elbe verhängt. Auch nun heißt es, das auf 23.000 Container ausgelegte Schiff sei möglicherweise von starkem Wüstenwind auf die Kanalseiten gedrückt worden. Noch aber sind die Ursachen des Unfalls nicht in Ansätzen geklärt. Im Mittelpunkt steht jetzt die Frage der Bergung.

Christoph Hein

Christoph Hein

Wirtschaftskorrespondent für Südasien/Pazifik mit Sitz in Singapur.

Anfang Februar 2019 drückte das Heck der „Ever Given“ auf die am Schiffsanleger Blankenese festgemachte, 25 Meter lange Fähre Finkenwerder der Hadag und beschädigte das Schiff schwer. Es war unbemannt, so dass niemand zu Schaden kam. Die „Ever Given“ war auf dem Weg von Hamburg nach Rotterdam, wohin sie auch diesmal, aus China kommend, unterwegs war. Damals nahm die Hamburger Polizei Ermittlungen gegen den Kapitän des Frachters aus Taiwan auf und sprach von einem „Fahrfehler“ – auf dem Tracker im Internet ist zu erkennen, wie das Schiff sich sehr deutlich auf die rechte Seite des Fahrwassers begibt und dann mit dem Heck die Fähre touchiert.

Milliardenschaden befürchtet

Dank seiner Bugstrahlruder ist der Gigant eigentlich dafür ausgerüstet, auch seitliche Böen und An- und Ablegemanöver zu meistern. Der Sachschaden betrug in Hamburg rund einer Million Euro. In Ägypten könnte er die Milliardengrenze deutlich überschreiten – das hängt unter anderem davon ab, wie schnell und auf welche Weise der Gigant befreit werden kann und wie stark die Kanalränder beschädigt sind. Auch ist offen, ob Reeder, deren Schiffe seit Dienstagmorgen Ortszeit blockiert werden, Schadenersatz fordern. Dabei ist es an sich schon eine gute Nachricht, dass die im Kanal folgenden Frachter rechtzeitig bremsen konnten, ohne auf die „Ever Given“, die plötzlich eine 400 Meter lange Stahlwand im nur gut 200 Meter breiten Kanal bildete, aufzulaufen. Offen ist, ob dies der niedrigen Geschwindigkeit und einem großen Abstand zu verdanken ist, was für wirksame Regeln im ägyptischen Kanal spräche, oder ob es an der sofortigen Reaktion auf der Brücke der Hintermänner zu verdanken ist.

Festgefahren: Die „Ever Given“ im Suezkanal


Festgefahren: Die „Ever Given“ im Suezkanal
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Bild: dpa

Nun richtet sich das Augenmerk auf eine möglichst rasche Bergung – jedes Umleiten eines Schiffes über die Route rund um Kap Horn belastet die Reeder mit mehr als einer halben Million Dollar Kosten. Der Eigentümer des Großfrachters, der japanische Reeder Shoei Kisen Kaisha, erklärte inzwischen, die Lage sei „extrem problematisch“.

Fachleute aus den Niederlanden und Japan sind in Ägypten vor Ort. In Schifffahrtskreisen in Singapur erscheint es möglich, bis zu 10.000 Tonnen Ballastwasser und Schiffsdiesel aus der „Ever Given“ abzulassen. Damit müssen sich die Retter beeilen, denn für das Wochenende wird ein steigender Wasserpegel im Kanal erwartet, der das Containerschiff höher aufschwimmen ließe. Der Riese der Gold Class wiegt rund 224.000 Tonnen – dies entspricht dem Startgewicht von 532 Airbus A380. Der nächste Schritt wäre das Entladen der Container, um dem Schiff Gewicht zu nehmen. Dies dürfte freilich aufgrund der Enge des Kanals schwierig werden und bräuchte mindestens einen Spezialkran. Wäre dies nötig, würde die Bergung Wochen dauern – was eine Katastrophe für den Welthandel bedeutete.

Befreiung könnte „Tage oder Wochen dauern“

„Die Frage ist, wie tief sie sich in die Ufer eingegraben hat“, sagt Martijn Schuttevaer, der Sprecher von Royal Boskalis Westminster, der Muttergesellschaft des legendären niederländischen Schiffs-Bergeunternehmens Smit. Sein Chef, Peter Berdowski, sagte, das Befreien des Riesen könne „Tage oder Wochen dauern“. Smits Fachleute sind, gemeinsam mit Kollegen aus Japan, mit der Bergung im Suezkanal beauftragt. Im Team der Fachleute sind oft auch Taucher, die den Grund, auf dem das Schiff aufsitzt, begutachten. Für das Entladen der Container könne es sogar notwendig werden, Hubschrauber nach Ägypten zu bringen, die die Stahlkästen dann auf Land absetzen. Soweit aber ist es noch nicht. Denn die Seiten des Kanals und der Grund bestehen vor allem aus Sand und nicht Gestein, was das Absaugen deutlich erleichtert.


Bild: dpa

Ägypten hält unterdessen dagegen. Die Schifffahrt auf dem Kanal zwischen Rotem Meer und Mittelmeer werde „binnen 48 bis 72 Stunden höchstens wieder aufgenommen“ werden, sagte der Berater von Ägyptens Staatschef Abdel Fattah al Sisi für Seehäfen, Mohab Mamisch, am Donnerstagabend der Nachrichtenagentur AFP. Allerdings hatte die Verwaltung des Kanals schon Mitte dieser Woche mehrmals erklärt, das Nadelöhr zwischen Europa und Asien werde sehr schnell wieder geräumt sein, was sich dann als falsch erwies. Der Suezkanal wurde im vergangenen Jahr von knapp 19.000 Schiffen genutzt. Ägypten erzielte aus den Durchfahrtsrechten im vergangenen Jahr einen Erlös von umgerechnet 4,2 Milliarden Euro.

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