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#Die Filmschauspielerin Hanna Schygulla wird 80: Der Glanz ihrer Augenblicke

Sie hat mit vielen großen Regisseuren gedreht, aber die Rollen ihres Lebens spielte sie für Rainer Werner Fassbinder: Effi Briest, Lili Marleen und Maria Braun. Heute wird Hanna Schygulla achtzig.

In François Ozons Film „Peter von Kant“, der vor fast zwei Jahren die Berlinale eröffnete, ist Hanna Schygulla in einer Ne­ben­rol­le zu sehen. Sie spielt die Mutter des Helden, eines Filmregisseurs, der an seiner Obsession für einen jungen Schauspieler zerbricht, und ihr Auftritt ist der Höhepunkt des Films. Denn mit ihrem Erscheinen vor der Kamera ändert sich schlag­ar­tig die Temperatur im Raum. Auf einmal ist ein existenzieller Ernst zu spüren, der Ozons Remake eines fünfzig Jahre alten Films von Rainer Werner Fassbinder sonst völlig abgeht.

Damals, in „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“, hat Hanna Schygulla die junge Geliebte von Margit Carstensen gespielt, und die Energie, mit der sie den Narzissmus dieser Figur darstellte, bringt sie auch in die Mutterrolle mit. Aber da ist noch etwas anderes, eine Ausstrahlung, die sich schwer in Worte fassen lässt. Es gibt nur einen Begriff dafür: Aura.

Sie selbst ist ein Stück Filmgeschichte

Hanna Schygulla ist die lebendige Verkörperung all dessen, was an Fassbinders Kino groß war, und das nicht erst, seit Irm Hermann, Margit Carstensen und Rosel Zech gestorben sind. Sie hat die Hauptfiguren in Fassbinders kommerziell erfolgreichstem und in seinem künstlerisch besten Film gespielt, und mit beiden, mit „Lili Marleen“ und „Die Ehe der Maria Braun“, hat sie nicht nur sich selbst, sondern auch das deutsche Autorenkino in die Filmgeschichte eingeschrieben. Ihre persönliche Leistung aber, ohne die der professionelle Tri­umph nicht möglich gewesen wäre, besteht darin, dass sie Fassbinder standgehalten hat. Er hatte sie als Schauspielschülerin entdeckt, an sein The­ater geholt und ihr Hauptrollen in seinen ersten Filmen gegeben.

Doch auf dem Höhepunkt der gemeinsamen Ar­beit, nach „Fontane Effi Briest“, sagte sie sich von ihm los. „Ein lächelndes Kindergesicht mit traurigen Augen, ein artiges Stimmchen, ein dressiertes Wesen“, das habe sie nicht sein wollen, schreibt sie in ihrer Au­to­bio­gra­phie „Wach auf und träume“. Also zog sie sich zurück – und kam als Maria Braun wieder.

Beides, das Weggehen und das Wiederkommen, zeugt von einem Eigensinn, der ein Grundmotiv von Hanna Schygullas Leben und Spielen ist. Schon in ihrer ersten Rolle bei Fassbinder, als Marie in „Katzelmacher“, strahlt sie neben ihrer erotischen Unmittelbarkeit eine innere Distanz aus, die sich einer besonderen Willensanstrengung verdankt. Schygulla, als Tochter ei­nes Holzhändlers in Oberschlesien geboren, hatte als Flüchtlingskind in München früh gelernt, ihre Gefühle im Zaum zu halten. Vor der Kamera machte sie daraus ei­nen Darstellungsstil, den man nicht als Trägheit missverstehen darf, weil er eine emphatische Form der Selbstkontrolle ist.

Passion mit Godard, Erfolg mit Ferreri

Der Augenaufschlag, der Schmollmund, das gedehnte Reden, die verzögerten Gesten, das alles sind Kunstmittel, die bei kleinen Regisseuren zu Manierismen, bei großen zu Glanzmomenten werden. In den Achtzigerjahren, nach Fassbinders frühem Tod, hat Hanna Schygulla diesen Glanz bei vielen europäischen Filmemachern gezeigt, bei Godard („Passion“) ebenso wie bei Ettore Scola („Flucht nach Varennes“), bei Margarethe von Trotta („Heller Wahn“) wie bei Marco Ferreri, dessen „Geschichte der Piera“ ihr 1983 einen Darstellerpreis beim Festival in Cannes einbrachte.

Im neuen Jahrtausend wurden die großen Kinoauftritte seltener. „Entscheide begeistert!“, diesem Motto Peter Handkes sei sie gefolgt, schreibt die Schauspielerin in ihrem Lebensrückblick, und vielleicht hat ihre Begeisterung sie ein paarmal getäuscht. Ein Höhepunkt dieser späten Jahre war ihr Auftritt in Hans Steinbichlers „Winterreise“, in der sie als erblindende Ehefrau eines bayerischen Eisen­wa­ren­händ­lers nicht nur dem Wüten von Josef Bierbichler standhält, sondern auch Sibel Kekilli blass aussehen lässt. Sie hoffe auf eine Altersrolle, in der sie sich noch einmal ganz ausspielen könne, hat Hanna Schygulla vor neun Jahren bei der Vorstellung ihrer „Traumprotokolle“-Videos in der Akademie der Künste erklärt. Ihr Wunsch möge sich erfüllen. Heute wird sie achtzig Jahre alt.

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