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#Die Formel 1 verliert

„Die Formel 1 verliert“

Einige werden aufatmen, endlich: Vettel hört auf zum Ende der Saison! Die Nachricht des Tages der Formel 1 an diesem Donnerstag löste nach außen hin ganz andere Reaktionen aus. Elogen für den deutschen Rennfahrer, den viermaligen Weltmeister. Was für ein hervorragender Pilot. Vielleicht etwas in die Jahre gekommen nach dem unwürdigen Ende bei Ferrari und dem unerfüllten Traum vom Sieg in einem Aston Martin. Aber drei Tage vor dem Grand Prix in Ungarn am Sonntag (15.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Formel 1 und bei Sky) musste der 35 Jahre alte Heppenheimer gewürdigt werden.

Erinnern Sie sich an den sensationellen ersten Sieg im Toro Rosso 2008? Auf der Kultpiste von Monza, im Regen. Kaum hatte Michael Schumacher die Bühne 2006 verlassen, mischte schon wieder ein Deutscher die Branche auf. Es war wohl ein Glück, dass nur der Chef des damaligen BMW-Teams die Reife für die Königsklasse erkannte, sich nicht durchsetzte und Vettel bei Red Bull landete, der Institution für eine sehr harte, sehr herausfordernde, aber zielsichere Förderung von Hochbegabten: Schnell, intelligent, technikaffin und sehr ehrgeizig.

Vettel hat anderes als die Formel 1 im Sinn

Der Nachwuchs-Ausbilder, Toro-Rosso-Chef Franz Tost, ahnte, was daraus werden konnte: Jüngster Weltmeister, 2010, 2011, 2012, 2013. Die Geschichte des Buben aus Hessen, der das Verlieren erst lernen musste, der als Hoffnung von Ferrari als legitimer Schumacher-Nachfolger empfangen, dann aber nicht angemessen behandelt und schließlich in einem Telefon von Ferraris Teamchef Mattia Binotto geschasst wurde, ließe sich sehr schnell erzählen. Im Formel-1-Tempo. 53 Rennen gewonnen in 15 Jahren. Es gibt nur zwei bislang, die erfolgreicher waren. Lewis Hamilton (103) und Michael Schumacher (91). Vettel sagt kaum was dazu.

Keinen Satz zu dem, was Charles Leclerc, seinem Nachfolger bei Ferrari, gerade schmerzlich bewusst wird. Dass im Kampf um die WM im Cockpit kaum Fehler erlaubt sind, ein Team fast perfekt arbeiten und zu einhundert Prozent hinter dem Chefpiloten stehen muss. Vertrauen ist entscheidend. Das ist Vettel bei Ferrari verloren gegangen.

Klare Botschaft: Sebastian Vettel


Klare Botschaft: Sebastian Vettel
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Bild: Imago

Aber es gibt noch ein anderes Vertrauen, das ihn lange begleitete, aber in den vergangenen Jahren bröckelte, ganz unabhängig von der Überzeugung, jede Kurve am Limit noch zu bekommen oder noch Lust zu haben auf Attacken im Vollgasmodus. Haben sie Vettel in der letzten Kurve des Grand Prix am vergangenen Sonntag in Frankreich gesehen, wie er auf den letzten Metern versuchte, seinen Teamkollegen Lance Stroll zu überholen? Oder wie er durch die Altstadt von Baku schoss, um Haaresbreite an den Mauern vorbei. Immer noch ein Racer, selbst im Durchschnittsboliden Aston Martin.

Er hat das noch in sich, aber längst anderes im Sinne. Einen neuen Weg, der sich mit der Formel 1, vor allem mit ihrer Schwerfälligkeit nicht mehr verträgt. Man sollte Vettel zuhören, wie er auf seinem am Donnerstag eigens eingerichteten Instagram-Kanal seinen Rückzug erklärt. Mit dem Blick nach vorne, weil der Blick zurück „so langsam macht“. Ein klarer Hinweis, einerseits nicht der Nostalgie zu frönen, über vergangene alte, erfolgreiche Zeiten zu lamentieren, also über seine Erfolge. Vettel will das tun, was er immer schon gemacht hat, Gas geben, beschleunigen, vorankommen.

Sinnbildlich ist das mit Aston Martin nicht möglich beim Kreisen um bestenfalls Rang sieben. Mit einem Team, das vor gut zwei Jahren antrat, eines Tages die Formel-1-Welt zu erobern. Vettel sprach damals auch davon. Aber er war gleichzeitig schon auf dem Weg heraus aus diesem Verkehrsschauspiel, das alle, die es ernst meinen, die Teil dieser Unterhaltung sein wollen, dazu zwingt, ständig und intensiv um sich selbst zu kreisen.

Die Wahrnehmung der Welt außerhalb des Fahrerlagers, ihrer Probleme, trug er nach innen. Und er trug sie vor. Immer lauter. Er nutzte, was ihn als Formel-1-Piloten zum Champion gemacht hatte: den Dingen hartnäckig auf den Grund gehen, präzise Forderungen formulieren zu können, „nervig“ zu sein.

In Interviews mit der F.A.Z., zuletzt zusammen mit der Umweltaktivistin Luisa Neubauer, rief er das Formel-1-Management auf, zur Lösung von Umweltproblemen mit der versammelten Ingenieurs-Intelligenz im Fahrerlager beizutragen, technische Lösungen zu entwickeln. Das geht ihm nicht schnell genug. „Formel-1-Fahrer zu sein, bringt Dinge mit sich“, sagt Vettel in seiner Abschiedsrede, „die mir nicht mehr gefallen. Vielleicht werden diese irgendwann gelöst, aber der Wille diese Veränderung umzusetzen, muss viel stärker werden und schon heute zum Handeln führen. Wir können es uns nicht leisten zu warten.“

Vettel verlässt die Formel 1 nicht unter Protest. Im Gegenteil, es ist Wehmut dabei zum Ende einer großen Liebe. Man hat sich auseinandergelebt. Den Vorwurf, als Spritverbrenner und Müllaufsammler heuchlerisch unterwegs zu sein, nahm er offensiv an: „Ich kann diese Sicht verstehen.“ Brüche sind Teil des Lebens. Die Formel 1, ihr von Vettel wegen der Umweltaktionen rund um die Rennen genervtes Management, wird mit Ende der Saison mehr Ruhe bekommen. Das ist ein Verlust.

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