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#Die Frau, die auf Mussolini schoss

Die Frau, die auf Mussolini schoss

Am 7. April 1926 empfängt auf der Piazza del Campidoglio in Rom eine jubelnde Menge den Duce. Benito Mussolini hat gerade den 7. Internationalen Chirurgenkongress eröffnet – mit einer Rede über die Wunder der modernen Medizin, die (wie so oft) seine Beraterin und Geliebte Margherita Sarfatti geschrieben hat. Studenten stimmen die Faschisten-Hymne „Giovinezza“ an. Mussolini hebt den Arm zum römischen Gruß und reckt das Kinn, wodurch sein Kopf sich leicht nach hinten neigt. Im selben Augenblick fallen Schüsse. Eine Kugel streift Mussolinis Nase. Eine zierliche, in Trauerschwarz gekleidete Frau mit grauen Haaren wird aus der Menge gezerrt. Die Polizei kann gerade noch verhindern, dass der Mob sie lyncht.

Karen Krüger

Vier Attentate hat es auf Mussolini gegeben. Niemand kam dabei seinem Ziel so nah wie die damals fast 50 Jahre alte Irin Violet Gibson. Hätte Mussolini den Kopf nicht bewegt, hätte sie ihn wahrscheinlich getötet – Italien wäre viel erspart geblieben. So aber trat Mussolini bald wieder auf. Die verletzte Nase tat er als „Lappalie“ ab. Er sei bereit zu sterben, aber nicht durch die Hand einer „alten, hässlichen Frau“. Es gibt viele mutige Taten, mit denen sich Menschen im 20. Jahrhundert dem Faschismus entgegenstellten. Warum geriet jene von Violet Gibson in Vergessenheit?

Die italienischen Behörden ließen schnell von dem Verdacht einer politischen Tat ab und erklärten Gibson für unzurechnungsfähig. Man brachte sie zurück nach England, in eine psychiatrische Anstalt in Northampton. Die englischen Behörden und Gibsons Familie hatten nichts dagegen einzuwenden. Im Gegenteil: Kurz vor der Tat hatte der König von England Mussolini den „Order of the Bath“ verliehen. Britische Journalisten priesen den Duce in höchsten Tönen. Die Attentäterin als Verrückte darzustellen ersparte allen Seiten Nachfragen und Erklärungen. Gibson blieb in der Anstalt, wo sie 1956 starb.

Briefe an Churchill und Prinzessin Elisabeth

Man erinnerte sich erst wieder an sie, als 2010 das Buch „The Woman Who Shot Mussolini“ der britischen Journalistin und Historikerin Frances Stonor Saunders erschien und 2020 Barrie Dowdalls Doku-Drama „The Irish Woman Who Shot Mussolini“, inspiriert von einem gleichnamigen Radio-Feature. Alle hegen Zweifel an der These, Gibson sei zum Zeitpunkt der Tat geisteskrank gewesen. Sie schildern sie als privilegierte, politisch interessierte Außenseiterin, die, geboren als Kind einer protestantischen, adeligen Familie, seit frühester Kindheit mit einer schwachen Gesundheit rang.

Mit 18 Jahren wurde sie Debütantin am Hofe Königin Victorias. Später reiste sie durch Europa. Ihr schlechter Gesundheitszustand soll der Grund gewesen sein, sich mit wachsender Besessenheit der Religion zu widmen. Zweimal wurde sie in Einrichtungen für Geisteskranke eingewiesen. Zum Bruch mit der Familie führte 1902 ihre Konversion zum Katholizismus. In den Archiven von Northampton wurden Briefe entdeckt, die Gibson in der psychiatrischen Klinik geschrieben hatte, adressiert an Winston Churchill und an die damalige Prinzessin Elisabeth, die heutige Königin. Sie wurden nie abgeschickt.

Nun soll Violet Gibson rehabilitiert und in Dublin mit einer Gedenktafel an sie erinnert werden. Wie so viele Menschen und besonders Frauen, die Außergewöhnliches geleistet haben, sei Gibson vom britischen und irischen Establishment vergessen worden, sagte der unabhängige Stadtrat Mannix Flynn, der die schöne Initiative angeregt hat: „Mit der Zeit wurde sie zu einer Wahnsinnigen, die man verstecken musste. Aber genug ist genug.“ Violet Gibson müsse ins Licht der Öffentlichkeit gerückt werden und sie einen rechtmäßigen Platz in der Geschichte der irischen Frauen und des Landes bekommen.

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