#9 Euro-Ticket: Die Farce, die dich am Ende mehr zahlen lässt
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„9 Euro-Ticket: Die Farce, die dich am Ende mehr zahlen lässt“

Wird das 9 Euro-Ticket der nächste große Flop der Bundesregierung? Schaut man sich das vergangene Jahr und die dortigen Projekte der Regierung an, sieht man vor allem eines: Chaos. Nicht nur digitale Maßnahmen, wie etwa Scheuers App „ID Wallet“ oder das E-Rezept, scheiterten im großen Stile. Ebenso groß sowie lautstark kündigte die Bundesregierung rund um Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) aus heiterem Himmel ein günstiges Nahverkehrsticket an – scheinbar unüberlegt. Denn nicht lange ließen die kritischen Stimmen der Verkehrsverbünde auf sich warten.
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Für 9 Euro durch ganz Deutschland – egal, ob mit Bus, Tram oder Bahn. Wer finanziert das? Wo sind die Ausgleichszahlungen? Und vor allem: Was ist die Intention dahinter?
9 Euro-Ticket: Konzeptlos ins Chaos
Die Energiepreise explodieren in galaktische Sphären – egal, ob für Strom und Gas oder Benzin. Nach zwei dürren Corona-Jahren gehen die Menschen auf dem Zahnfleisch, haben sich gerade erst an ihre neu gewonnene Freiheit gewöhnt. Die Regierung statuierte sich mit dem 9 Euro-Ticket als Helfer in der Not, als diejenige, die ihrem Volk ein wenig Last von den Schultern nehmen möchte. Ein Ticket, das pünktlich zum Sommer und Ferienstart in der gesamten Republik gilt, kommt da doch wie gerufen. Im Oberstübchen klopft zeitgleich auch noch, mal wieder, die sogenannte grüne Wende an. Die Menschen müssen von der Straße – nun, selbstverständlich nur die Autofahrer. Sie verpesten mit ihren Dieseln und Benzinern die Luft, obwohl doch alles viel einfacher und sowieso besser und grüner mit den Öffis und erst recht mit dem Fahrrad gehen könnte. Alles in einem Abwasch also?
Es könnte so schön sein. Doch was vermeintlich gut gemeint ist, ist – man kennts – nicht zeitgleich gut gemacht. Einmal in die Welt hinausposaunt, konnte man das 9 Euro-Ticket nicht einfach so wieder zurückrufen. Doch wie so oft fehlte hinter der zündenden Idee das ausgetüftelte Konzept. Verkehrsverbünde schlagen die Hände über den Köpfen zusammen und wissen nicht, wie sie die fehlenden Einnahmen kompensieren sollen. Hinzukommt: Busse und Bahnen sind auch ohne das billige Nahverkehrsticket schon überfüllt und ausgelastet – wo soll man mehr Personal und Kapazitäten also so kurzfristig hernehmen? Das ist quasi unmöglich.
Von den fehlenden Absprachen zwischen Bund und Verkehrsbetrieben einmal abgesehen: Die Regierung verstrickt sich weiter in Absurditäten. Will man Autofahrer den öffentlichen Nahverkehr einerseits schmackhaft machen, führt man auf der anderen Seite einen sogenannten Tankrabatt ein. Dahinter steckt nicht weniger als eine steuerliche Entlastung, die mittlerweile greift. Man führt die Intention des 9 Euro-Tickets damit ad absurdum.
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Augenwischerei und Absurditäten
Das gut gemeinte Ticket zeigt mit hämischem Grinsen eine Dystopie. Der Nahverkehr muss günstiger werden, erschwinglich für jeden. Das Angebot muss unumstritten gut sein, damit Menschen ihr Auto gern stehen lassen. Das 9 Euro-Ticket zeigt, wie dieses Szenario aussehen könnte – denn schon vor Juni ging das Ticket mit 7 Millionen verkauften Einheiten weg wie warme Semmeln. Doch die Wende wird es in zweierlei Hinsicht nicht bringen.
Einerseits zeigt es Autofahrern und denjenigen, die auf Öffis umsteigen wollen, die Schreckensszenarien pointiert auf. Überfüllte Züge, Verspätungen, Sperrungen und wenig bis gar kein Verlass.
Andererseits offenbart es mit ungnädigem Drängen die Mängel, die es im öffentlichen Nahverkehr in ganz Deutschland gibt. Die Deutsche Bahn ist ein Paradebeispiel: Sie wurde seit den 1990er Jahren systematisch niedergewirtschaftet, Schienen zurückgebaut. Das Resultat sind heute massenhafte Verspätungen, fehlendes Personal und Strecken – und zu guter Letzt auch hohe Preise. Anstatt die Preise sinken, steigen sie seit 2015 stetig an. Auch im regionalen Stadtverkehr sieht es nicht besser aus – im Gegenteil. Fließen keine Fördergelder, müssen Fahrten ausgedünnt werden. Von der Situation auf dem Land wollen wir an dieser Stelle einmal ganz schweigen.
Und was jetzt?
Um den Rundumschlag zu den anfänglich gestellten Fragen zu schlagen: Wer finanziert das? Wo sind die Ausgleichszahlungen? Und vor allem: Was ist die Intention dahinter? Das 9 Euro-Ticket zeigt, dass es einen großen Bedarf an einem Nahverkehr gibt, dessen Hemmschwelle niedrig ist und den Wechsel zu Bus und Bahn einfach gestaltet. Doch anstatt ein mehr als 2 Milliarden Euro schweres Paket zu schnüren, das nur für drei Monate gilt, muss ein langfristiges Konzept her.
Das scheint aktuell aber zu fehlen, sodass das 9 Euro-Ticket letztlich zur Farce wird. Denn statt nachhaltig günstiger Preise erwarten Experten schon jetzt nach Ablauf des 9 Euro-Tickets steigende Preise im Nahverkehr. Denn wo die Ausgleichszahlungen nicht eintreffen, muss am Ende einer hinhalten: der Steuerzahler und Verbraucher.
Bildquellen
- Ein Regionalexpress im Bahnhof Nürnberg: ArminEP / Pixabay
- Nahverkehr wird teurer: Freestocks/Unsplash
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