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#Die kalte Wut des Nicolas Sarkozy

Die kalte Wut des Nicolas Sarkozy

Die Augen von Nicolas Sarkozy fixieren entschlossen die Fernsehkameras, als er am Montagmittag festen Schrittes in den Gerichtssaal der 32. Strafkammer in Paris steuert. Auch mit Schutzmaske signalisiert sein Blick Kampfeslust. Sarkozys Einmarsch hebt sich von dem seines ehemaligen Regierungschefs François Fillon ab, der vor neun Monaten gesenkten Hauptes durch den Gang des Gerichtsgebäudes eilte. Während Fillon sich komplett zurückgezogen hat, sucht Sarkozy das Scheinwerferlicht. „Ich bin unschuldig“, hat der ehemalige Präsident unzählige Male im Fernsehen bekundet.

Michaela Wiegel

„Mich packt eine kalte Wut, deren Kraft und Tiefe sie sich kaum vorstellen können“, sagte Sarkozy vor dem Prozessbeginn. „Der Prozess ist schwerwiegend, nicht nur für mich, sondern für Frankreich. Es wird der Eindruck erweckt, als sei der ehemalige Staatschef korrupt, das ist eine Schande“, klagte er im Fernsehen. Bereits 2011 war mit Jacques Chirac ein Präsident strafrechtlich verurteilt worden, aber er war damals schon so krank, dass er nie im Gerichtssaal erschien.

Eine echte Männerfreundschaft

„Nicolas Sarkozy de Nagy-Bocsa“, ruft der Gerichtsdiener am Montag den vollen Namen des früheren Präsidenten. Vor Gericht aber soll es um seinen Decknamen Paul Bismuth gehen. Den Namen eines früheren Klassenkameraden seines Anwalts nutzte Sarkozy für einen Mobiltelefonanschluss, um vertrauliche Gespräche mit diesem zu führen. Die Beziehung zwischen Sarkozy und seinem Anwalt Thierry Herzog war nie auf das Juristische begrenzt. Seit die beiden gemeinsam vor der Pariser Anwaltskammer vereidigt wurden, verband sie eine Männerfreundschaft. Man lud sich zum Essen ein, Herzog durfte backstage einem Konzert von Carla Bruni lauschen.

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Nach dem Ende von Sarkozys Amtszeit im Jahr 2012 befürchteten beide, dass der sozialistische Präsident François Hollande seinen Vorgänger abhören lassen könnte. Deshalb schlug Herzog vor, Mobiltelefonleitungen unter falschem Namen anzumelden. Was Bismuth alias Sarkozy nicht ahnte: Auch die geheime Leitung wurde abgehört.

Die Anklage wegen Korruption beruht im Wesentlichen auf den Abhörprotokollen der Jahre 2013 und 2014. Sarkozy wähnte sich in dieser Zeit von den Richtern verfolgt, die er als Präsident wiederholt verbal angegriffen und einmal mit „faden Erbsen“ verglichen hatte. Aufgrund des Verdachts, er habe die geistige Schwäche der L’Oréal-Erbin Liliane Bettencourt missbraucht, wurden die persönlichen Terminkalender seiner Präsidentenjahre beschlagnahmt. Es ging um den Verdacht illegaler Parteispenden Bettencourts an Sarkozy. Das Verfahren wurde mittlerweile eingestellt.

Ein Posten in Monaco als Belohnung?

Die Beschlagnahmung passte Sarkozy ganz und gar nicht. Er beantragte die Rückgabe der Terminkalender, aber der Kassationshof ließ sich Zeit, darüber zu befinden. Deshalb soll Sarkozy einen hohen Richter am Kassationshof, Gilbert Azibert, gebeten haben, sich bei seinen Kollegen für ihn zu verwenden. Das jedenfalls wollen die Ermittler den Mitschnitten entnommen haben. Sarkozy bestreitet das vehement.

Für seinen Gefälligkeitsdienst sollte Richter Azibert mit einem Platz an der Sonne belohnt werden. So soll Sarkozy versprochen haben, Azibert dem Fürsten von Monaco zu empfehlen, damit dieser ihn für den monegassischen Conseil d’État nominiere. Seit jeher werden die meisten hohen Beamtenposten im Kleinstaat an der Côte d’Azur von Franzosen besetzt.

In der offenen Leitung mimte Sarkozy zur gleichen Zeit Empörung über das Ansinnen Aziberts einer Empfehlung nach Monaco und trat als eifriger Verfechter der Unabhängigkeit der Justiz auf. Es erscheine ihm „ein wenig lächerlich“, sich für einen hohen Richter zu verwenden, sagte Sarkozy seinem Anwalt über den offiziellen Telefonanschluss. Letztendlich erhielt Azibert den Posten in Monaco nicht, was Sarkozy als entlastendes Element bewertet sehen will. Doch die Ermittlungsrichter haben sich davon bislang nicht überzeugen lassen. Allein die Korruptionsabsicht reiche, hieß es. Sarkozy drohen eine Höchststrafe von zehn Jahren Haft und eine Geldstrafe von einer Million Euro.

Gefährliche Reise nach Paris

Richter Azibert, der in Bordeaux lebt, fehlte am Montag vor Gericht. Seine Ärzte hätten ihm aufgrund der Ansteckungsgefahr davon abgeraten, nach Paris zu reisen. Aziberts Anwalt erinnerte daran, dass sein Mandant schon während seines Verhörs in Polizeigewahrsam ein Atemgerät benötigt habe und als chronisch Kranker das Risiko einer Reise nicht habe auf sich nehmen wollen.

Sarkozy ist Azibert verbunden, seit dieser zwischen 2007 und 2009 als Generalsekretär im Justizministerium die rechte Hand der „Entdeckung“ Sarkozys, der jungen Justizministerin Rachida Dati, war. Über seinen Schreibtisch gingen damals alle wichtigen Dossiers. Er entlastete die Politikerin während ihrer Schwangerschaft. Azibert ist ebenfalls wegen des Vorwurfs der Korruption, illegaler Einflussnahme und Bestechung vorgeladen. Am Montag wurde die Verhandlung vertagt, um zu klären, ob Azibert per Videoübertragung aussagen kann. Aziberts Anwalt lehnte das ab.

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