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#Die Königsfigur im deutschen Spiel

Die Königsfigur im deutschen Spiel

So ein schöner Staffelwettbewerb, das lernt man schon im Kinderfußball-Kurs, lockert jedes Training auf. Und was bei den Kleinen funktioniert, macht auch noch Spaß, wenn man ganz oben angekommen ist. Und so wurde gejohlt, angefeuert und gejubelt im Training der Nationalmannschaft am Donnerstagmorgen in Herzogenaurach.

Drei Teams sollten um die Wette einen kleinen Parcours durchlaufen, die Schwierigkeit am Ende bestand darin, den Ball, nachdem jeder ihn einmal gespielt hatte, mit einem Direktkontakt in einer mülleimergroßen Tonne zu versenken. Aber auch bei großen Kindern geht bei so etwas nicht immer alles mit rechten Dingen zu, und so war am Ende einer sauer. „Wart ihr auch schon fertig?“, rief Joshua Kimmich protestierend in Richtung der Gruppe um Emre Can, die sich schon als Sieger feierte. Es half nichts, die anderen feixten, Kimmich und sein Team mussten nach unten: Liegestütze.

Zugegeben, Kimmich war mehr spielerisch sauer, dass er ein Loch in die Tonne tritt, stand nicht zu befürchten. Aber zugleich passte diese Trainingsminiatur schon auch ins große Bild, das die Fußballnation von Kimmich hat und auch haben soll: dass dieser dynamisch-drahtige Kerl von 26 Jahren schon seit Kindestagen nichts mehr hasst, als zu verlieren. Sei es beim „Mensch ärgere Dich nicht“ am Familientisch, in der Trainingsstaffel, oder eben auf dem richtigen Fußballfeld, gegen die großen Jungs. So war es kein Wunder, dass Kimmich am Dienstag grimmig auf die 0:1-Niederlage gegen Frankreich blickte. „Unter dem Strich war das zu wenig, weil wir vorne zu harmlos waren“, sagte er, und: „Wir haben es verpasst, komplett ins Risiko zu gehen.“ Aber weil Kimmich zugleich niemand ist, der eine Grenze akzeptiert, der sich von anderen vorschreiben lassen würde, was machbar ist, richtete er den Blick auf das, was jetzt noch kommen soll. „Wir haben gesehen, dass wir auf jeden Fall das Niveau haben, um mit den Topteams mitzuhalten. Jetzt müssen wir in den nächsten Spielen zeigen, dass wir auch ein Favorit sind.“

Wenn die deutsche Nationalmannschaft an diesem Samstag in der Münchner Arena auf Portugal trifft (18 Uhr, live im F.A.Z.-Liveticker zur Fußball-EM, bei ARD und MagentaTV), geht es schon um ziemlich viel bei dieser Europameisterschaft, vor der Kimmich ganz genau formuliert hat, was er will: den Titel. „Wir können uns nicht immer verstecken und sagen, dass wir so viel Qualität haben, aber irgendwie bringen wir es nicht auf den Platz“, sagte er in einer ZDF-Dokumentation, die vor zwei Wochen ausgestrahlt wurde. „Jetzt sind wir gefragt.“ In derselben Dokumentation ist auch Joachim Löw zu sehen, in gediegenem Ambiente schwärmt der Bundestrainer von Kimmich: dass Deutschland glücklich sein könne über einen Spieler wie ihn, dass Kimmich sich gerade in den großen Spielen zeige – und dass er im Zentrum des Platzes „die Dinge so verkörpert, wie ich sie mir vorstelle“. Löw sagt das in diesem Beitrag nicht, aber andere wie Oliver Kahn oder Hasan Salihamidzic: dass Kimmich das Zeug hat, der Beste der Welt auf der Sechserposition zu werden, den Weltfußball zu prägen. Man kann das auch so verstehen: Bei Kimmich geht es über kurz oder lang um die Königsposition im Nationalteam.

Nichts hasst Kimmich mehr, als zu verlieren – so wie hier gegen Frankreich


Nichts hasst Kimmich mehr, als zu verlieren – so wie hier gegen Frankreich
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Bild: Reuters

Am Dienstag, gegen Frankreich, sah man Kimmich an den Rand des Spielfelds gerückt. Gegen den Weltmeister sollte er als Außenbahnspieler für die richtige Balance sorgen, zum einen defensiv für Stabilität, aber auch offensiv für Akzente, immer wieder zur Grundlinie vorstoßen. Kimmich mühte sich redlich, das konnte man sehen. Aber was man eben nicht sehen oder spüren konnte: die Überzeugung, die von Kimmichs Spiel sonst ausgeht, diese Dringlichkeit, die auch auf seine Mitspieler abstrahlt, die umsichtigen Blicke in alle Richtungen, die vielen kleinen Sachen, die er richtig macht und die oft große Wirkung haben. Kimmich hatte seine Aufgabe, in die er sich reinbiss, aber es war, als ob ihm etwas fehlte: Einfluss, das Gefühl, das Geschehen an sich reißen zu können. Zu führen.

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