Es ist Montagabend um 20:20 Uhr, als der Demonstrationszug vor dem Leipziger Hauptbahnhof zum Stehen kommt. Die Polizei hat eine Kette gebildet, keiner kommt mehr durch. „Widerstand“ und „Straße frei“, fordern die Demonstranten. Als ihr Wunsch nicht erhört wird, folgen verbale Injurien gegen die Einsatzkräfte. Doch die bleiben stabil. Die Widerständler müssen beidrehen, zu ihrem großen Ärger auch noch nach links. „Alles wie früher hier“, regt sich einer von ihnen auf. Der Satz könnte auch für ihre Plakate gelten, auf denen immer noch Merkel in Sträflingskleidung zu sehen ist. Womöglich fehlt das Personal für Erneuerung, es sind nur rund 150 Leute, die sich hier hinter der rechtsextremen Kleinstpartei „Freie Sachsen“ versammelt haben. Zuvor auf der Kundgebung waren es gut doppelt so viele. Der Rest ist nun vermutlich bei der Linken gelandet, die mit rund 3 000 Menschen durch das Zentrum zieht. Die Polizei muss dafür sorgen, dass sich beide nicht begegnen.

Das klappte auch schon zuvor auf dem Augustusplatz. Zwischen Gewandhaus und Oper hatte die Polizei angesichts der Vorhersagen Gittersperren errichtet, doch die waren nicht nötig. Der Platz vor der Oper gehört den Linken, deren Leipziger Bundestagsabgeordneter Sören Pellmann zuerst unter dem Motto „Heißer Herbst“ mobilisiert hatte. Die rechtsextremen „Freien Sachsen“ hatten sich drangehangen und sogar Pellmann und Gregor Gysi auf ihre Rednerliste geschrieben, was ihnen jedoch gerichtlich untersagt wurde. Am Montag aber sind sie die ersten, die auf dem Platz stehen. „Ich mach nicht mehr mit“, „Protestieren statt Frieren“ und „Schluss mit der Politik gegen das eigenen Volk!“ haben einige auf Plakate geschrieben. Ein Mann mit Megafon versucht einen Sprechchor anzuheizen, doch kaum einer stimmt ein. Es sind einfach zu wenige Menschen da.