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#Die Kritiker: Sarah Kohr – Schutzbefohlen

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Die Kritiker: Sarah Kohr – Schutzbefohlen

Nur durch ihr rasches Eingreifen kann Sarah Kohr ein Attentat auf einen chinesischen Geschäftsmann verhindern. Der lebt in Hamburg, um den Lebenstraum seines Vaters umzusetzen: Den Bau eines ganz neuen Hafens. Sein Vater ist vor drei Jahren bei einem Unfall in Hamburg ums Leben gekommen. Nach diesem Attentat jedoch wachsen Zweifel daran, dass der Tod seines Vaters ein Unfall war.

Stab

Lisa Maria Potthoff (Sarah Kohr), Vu Dinh (Mian Chen), Herbert Knaup (Anton Mehringer), Max Simonischek (Olaf Strözer), Sebastian Blomberg (Henning Lanz), Anna Blomeier (Alice Thul), Michael Hanemann (Malte Gramberg), Corinna Kirchhoff (Heike Kohr), Rafael Stachowiak (Robert Gerwig), Naomi O’Taylor (Marie Berger), Maya Ai-Nhi Nguyen (Mailin)
Regie: Bruno Grass
Drehbuch: Timo Berndt
Produktion: Uli Aselmann, Sophia Aldenhoven
Musik: Alex Komlew
Kamera: Tobias Schmidt
Schnitt: Simone Klier

Zwischen dem ersten und dem zweiten «Sarah Kohr»-Thriller lagen geschlagene vier Jahre. 2014 erlebte der erste Teil seine Premiere auf ZDFneo, 2018 dann folgte eine erste Fortsetzung. «Schutzbefohlen» ist nun der insgesamt fünfte Spielfilm, in dessen Mittelpunkt die ehemalige Personenschützerin des Landeskriminalamtes steht. Lisa Maria Potthoff stellt die vielleicht ungewöhnlichste ZDF-Ermittlerin dar. Wo andere Kommissarinnen reden, schreckt Sarah Kohr auch vor einem Tritt in die Weichteile nicht zurück. Dabei macht den Reiz der Figur aus, dass Sarah Kohr an sich eine eher ruhige, auf ihre Weise gar zurückhaltende Frau ist. Sie sucht keinen Ärger, der Ärger sucht sie.

Herzstillstand in Hamburg
Da steht der chinesische Geschäftsmann Mian Chen mit seiner Tochter und seiner deutschen Freundin an einer alten Hafenmauer um seinem Vater zu gedenken. Der wollte aus diesem recht heruntergekommenen ehemaligen Hafengelände etwas Neues erschaffen. Da die Stadt Hamburg in ihm vor allem ein wertvolles Investment sah, bekam er sogar auf Staatskosten Personenschutz. Die bittere Ironie: Seine Fahrerin vom LKA stand eines Abends unter Aufputschmitteln, verlor die Kontrolle über ihr Fahrzeug und raste ins Hafenbecken, wo ihr Fahrgast starb. Sie selbst wurde zwar gerettet, erlitt jedoch einen Herzstillstand und liegt seither im Koma.

Während Mian Chens kleine Tochter einen Blumenstrauß für den vor drei Jahren an diesem Ort verstorbenen Großvater niederlegt, nähert sich ein Modellboot aus dem Nirgendwo. Dann überschlagen sich die Ereignisse. Das Bötchen explodiert und vom anderen Ufer werden Schüsse abgegeben. Mian Chens Leibwächter sind mit der Situation überfordert, ein Auto rast herbei, eine Tür wird geöffnet. Im Wagen sitzt Sarah Kohr. Mian Chen, seine Tochter und seine Freundin schaffen es auf die Hinterbank, Sarah gibt Vollgas und bringt die drei aus der Gefahrenzone, während sich der Schütze zurückzieht. So kommen alle Beteiligten mit dem Schrecken davon.

Was Sarah Kohr am Tatort suchte? Sie hat eine der anwesenden Personen observiert. Jedoch nicht etwa Mian Chen, sondern dessen Leibwächter Olaf Stölzer. Stölzer, ein ehemaliger LKA-Beamter, der jedoch schon vor Jahren in die Privatwirtschaft gewechselt ist, hat einen ehemaligen Kollegen der Spurensicherung um einen Gefallen gebeten: Er brauchte Informationen bezüglich eines Fingerabdrucks. In einer Hotellobby hat sich ein Gast für seinen Geschmack etwas zu sehr für Mian Chen interessiert. Dank des Fingerabdrucks ist der Name des Mannes nun bekannt. Henning Lanz heißt er, ist ebenfalls ein ehemaliger Mitarbeiter des LKA und er hat offenbar vor einigen Jahren die Seiten gewechselt. Und es sind seine Fingerabdrücke, die man nun auch auf der anderen Uferseite findet. Er hat versucht, Mian Chen umzubringen. Aber in welchem Auftrag?

«Sarah Kohr: Schutzbefohlen» ist ein recht clever geschriebenes Kriminalstück, das im Verlauf seiner Geschichte eine ganze Reihe von Figuren präsentiert, die ihre ganz eigenen Interessen verfolgen. Da ist der stinkend reiche Reeder, der sich mit einer für hanseatische Kaufleute überraschenden Vehemenz gegen das Hafenprojekt stellt und bewusst allerlei Gerüchte über den chinesischen Investor streut. Aber würde er auch einen Mann ermorden lassen? Und wenn ja: Ist Mian Chens Vater möglicherweise gar nicht bei einem Unfall gestorben? Dumm, dass die einzige, die darauf eine Antwort geben könnte, im Koma liegt und als Hauptschuldige für den Unfall gilt.

Was ist die Rolle der Wirtschaftspolitikerin, die Mian Chen den Roten Teppich ausrollt und unverhohlen Druck auf Kohrs Chef, Staatsanwalt Mehringer, ausübt, damit durch die Ermittlung Kohrs nicht die Unterschriften unter die Verträge mit Chen verschoben werden müssen. Ja spielt Sarah Kohr vielleicht selbst eine Rolle in diesem Fall? Die erquickliche Anzahl an ehemaligen LKA-Beamten, die in diesen Fall involviert sind, lässt sich schließlich nicht übersehen. So war Sarah Kohr Mitarbeiterin der Abteilung, der auch jene Kollegin angehörte, die zugedröhnt besagten Unfall verursacht hat – woraufhin ihre Abteilung auf politischen Druck hin aufgelöst worden nicht.

Natürlich hat es diesen Druck offiziell nie gegeben. Es wurden einfach alle Mitarbeiter zu ihren Ungunsten versetzt.

Schließlich steht noch die Frage im Raum, warum Mian Chen die Ermittlungen partout nicht unterstützen will? Ist es, weil er der Polizei seit dem Tod seines Vaters nicht mehr traut? Oder hat er vielleicht etwas zu verbergen?

Der Inszenierung gelingt das Kunststück, vermeintliche Antworten immer wieder durch eine unerwartete Wendung in Frage zu stellen. Bis zum recht krachenden Showdown ist nicht klar, wer jetzt wirklich auf der Seite der Guten oder auf der Seite der Bösen steht – geschweige denn, wer die Bösen sind. Das hält das Interesse wach, in den besten Momenten ist das sogar richtig spannend. Dass sich Sarah Kohr zwischendurch noch ordentlich prügeln darf, gehört zu den Zutaten der Serie, Authentizität erlangen diese Szenen dadurch, dass Lisa Maria Potthoff sich (zumindest in den Zweikampfszenen) nicht doubeln lässt.

Der einzige Wehmutstropfen dieses ansonsten gelungenen hanseatischen Thrillers ist der Prolog → die Inszenierung des Attentats auf Mian Chen. Da stehen also fünf Menschen an einer ehemaligen Hafenmauer irgendwie in der Hamburger Pampa. Zwei dieser Personen sind Personenschützer, einer hat seinen Job beim LKA erlernt. Und dann schippert dort aus dem Nirgendwo ein kleines Modellbötchen über diesen Teil der Alster. Weit und breit ist niemand zu sehen, der dieses Boot fernsteuert, das dort auf die Familie zu tuckert. Seit wann genau verstecken sich Modellbootenthusiasten eigentlich vor neugierigen Blicken?

Was sollten die Personenschützer nun tun?
A: Die Familie bitten, ins Fahrzeug einzusteigen, weil dieser Situation so bizarr ist, dass sie die Lage erst einmal checken müssen.
Oder B: Sich fragen, ob sie was tun sollen, ob sie nichts tun sollen, oder vielleicht doch, vielleicht aber auch nicht…

«Sarah Kohr: Schutzbefohlen» beantwortet diese Frage leider nicht mit A. So explodiert das Bötchen schließlich und gleichzeitig fragt man sich in diesem Moment, warum der Schütze auf der anderen Seite überhaupt dieses Spielchen gespielt und damit seinen Überraschungsmoment aufgegeben hat? Warum nimmt er Mian Chan nicht einfach ins Visier? Er hat alle Zeit der Welt. Stattdessen spielt er Bötchenkapitän?

Vielleicht las sich der Prolog ja mal im Drehbuch ganz gut, immerhin bietet er einiges an Action. Doch spätestens das Lektorat hätte irgendwann nach der Lektüre des fertigen Drehbuches die Frage stellten müssen: Warum schießt der Onkel nicht einfach?

Schade, aber der Prolog ergibt in dieser Form überhaupt keinen Sinn und mindert den positiven Gesamteindruck eines Filmes, der ansonsten alles richtig macht.

«Sarah Kohr – Schutzbefohlen» ist am Montag, den 1. Februar 2021, um 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.

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