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#Die Leistungsverdichtung der Formel 1

Die Leistungsverdichtung der Formel 1

Noch 30 Sekunden. Lewis Hamilton verschleppt das Tempo seines Mercedes. Er hat noch einen Versuch beim Rennen um den besten Startplatz für den Großen Preis der Steiermark am Sonntag (15.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Formel 1 und bei Sky). Etwa 25 Sekunden vor Ablauf der Zeit schießt er über die Startlinie und treibt seinen Silberpfeil über die Piste. Der Brite geht ans Limit, die erste Sektorzeit bringt ihn nicht weiter, im zweiten scheint der siebenmalige Weltmeister am Limit. Ein Fehler, der zweite am Samstagnachmittag, schon wieder die Ideallinie verloren.

Der Champion auf Abwegen. An die Bestzeit von Max Verstappen im Red Bull kommt er nicht heran. Und von hinten schießt noch der Teamkollege Valtteri Bottas vor. Vorbeigezogen im letzten Moment: Zweiter. Beide Mercedes-Fahrer gratulieren dem Niederländer artig. Es ist dessen zweite Pole-Position binnen einer Woche. „Das Auto ließ sich sehr gut fahren“, sagte Verstappen. Alles sah so leicht aus, souverän, unangefochten. Aber die Zeiten erzählen eine andere Geschichte: 0,194 Sekunden vor Bottas, 0,226 vor Hamilton. Die Leistungsverdichtung der Formel 1 lässt nicht nach.

Am Samstag hat Sebastian Vettel unter ihr gelitten. Als 14. war er zwar im zweiten Durchgang nur 0,6 Sekunden langsamer als der Schnellste und eine Tour wurde ihm gestrichen, weil er das Streckenlimit überfuhr. Aber der viermalige Weltmeister brauchte auf seiner schnellsten Runde auch 0,2 Sekunden länger als sein Teamkollege bei Aston Martin, Lance Stroll (10.), dem so gerade den Sprung unter die besten Zehn gelang. „Ich habe mich schwer getan, es war sehr eng“, sagte Vettel dem TV-Sender Sky: „Ich habe meine Runde nicht ganz getroffen, dann darf ich nicht überrascht sein, dass es nicht zu mehr gereicht hat.“

Nuancen machen inzwischen den Unterschied, ein Fehlerchen kostet gleich mehrere Startplatz. Bottas bekommt das besonders zu spüren. Da ist er schneller als Hamilton, den Meister der schnellsten Runde, und schaut am Sonntag zunächst doch in dessen Auspuff. Der Finne wird in der Startaufstellung um drei Plätze nach hinten auf Rang fünf versetzt, hinter den zweiten Red-Bull-Piloten Sergio Perez.

Er hatte am Freitag beim Training mit einem Dreher in der Boxengasse aus der Sicht der Streckenkommissare Mechaniker von McLaren gefährdet. Da verstehen die Herren keinen Spaß. Hintergrund des Missgeschicks war ein Versuch von Mercedes, schneller aus dem Stand in Schwung zu kommen. Bottas hatte mit dem zweiten Gang anfahren müssen und dann die Kontrolle über den Silberpfeil verloren. Auch diese Szene passt zum Thema Leistungsverdichtung.

Dass die Formel-1-Rennställe auf der Suche nach Beschleunigung um jeden Sekundenbruchteil – erscheint er noch so klein – erbittert kämpfen, lässt sich in dieser Saison schon länger erkennen. Mercedes und Red Bull führen einen Zweikampf auf allen Ebenen vor, der nichts auszulassen scheint. Im Zweifel wird der Internationale Automobil-Verband FIA um „Klärung“ gebeten.

Frei übersetzt: Die Konkurrenz vermutet Regelverstöße zum eigenen Nachteil und fordert die Verkehrspolizei der Formel 1 auf, nach dem rechten zusehen. Mal ist es der zu flexible Heckflügel von Red Bull, dann der biegsame Frontspoiler von Mercedes. Seit dem Grand Prix in Frankreich werden die Reifenventile versiegelt und der Luftdruck in den Pneus nach dem Grand Prix mit Stichproben geprüft. Geändert hat sich auf den ersten Blick nichts.

Vielleicht kommt es an diesem Sonntag zu einem marginalen Unterschied mit größerer Wirkung: Die Boxenstopps von Red Bull stehen unter Beobachtung. Weil der „Weltrekord“ für den Reifenwechsel, unter zwei Sekunden, dem Menschen nicht möglich sein soll, verlässt er sich nur auf seine Reaktionszeit. Dies schreibt die FIA vor.

Zwischen Fixierung der Reifen und dem Signal der Mechaniker, dass es ist, müssen nun 0,15 Sekunden vergehen. Zwischen dem Ablassen des Autos und dem Bodenkontakt nochmal 0,2 Sekunden. Bei Red Bulls schnellstem Service, so der Vorwurf, gingen die Schritte in einander über ohne Rücksicht auf die maximal mögliche Reaktionszeit der Mechaniker.

„Ich kann das nicht nachvollziehen“, sagte Red Bulls Teamchef Christian Horner, „wir sind so schnell, weil wir das so häufig geübt haben.“ Red Bull droht im schlimmsten Fall 0,35 Sekunden mehr zu brauchen, also im besten Fall 2,2 Sekunden. Der Unterschied kann die Strategie, etwa einen Überholversuch via Boxenstopp oder die Abwehr eines Angriffs mit Hilfe der Taktik, über den Haufen werfen – und ein Rennen entscheiden.

Luxusprobleme – aus der Sicht des amerikanischen Rennstalls Haas. Er kommt nicht weg vom Ende des Feldes. Mick Schumacher konnte einen Coup von Frankreich (15.) nicht wiederholen und grundsätzlich schnellere Boliden hinter sich lassen. Er wurde im langsamsten Auto 19. Konstant ist seine teaminterne Dominanz. Der russische Teamkollege Nikita Mazepin brauchte wieder länger für die Sprintrunde als der 22 Jahre alte Deutsche, rund 0,15 Sekunden. „Ich bin nicht zufrieden, ich hatte einen Fehler in der letzten Runde“, sagte Schumacher, „ich habe ein bisschen das Heck verloren. Schade.“ Selbst wenn er es kontrolliert hätte: Die Abstände sind zu große für den Sprung ins Mittelfeld.

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