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#Die Macht der Meinungsmärkte

Die Macht der Meinungsmärkte

Als im Januar organisierte Kleinanleger die Kurse der eher unbedeutenden Firma Gamestop verzehnfachten, auf deren fallende Kurse einige Hedgefonds gewettet hatten, sorgte das für großes Aufsehen. Wie subversiv war das?

Julia Encke

Julia Encke

Verantwortliche Redakteurin für das Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in Berlin.

Harald Staun

Harald Staun

Redakteur im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in Berlin.

Die Aufregung von Kleinaktionären ist eine alte Geschichte. Das passiert, seit es Börsen gibt. Spätestens Anfang des 18. Jahrhunderts spricht man von Pump & Dump, vom Aufpumpen der Kurse und dann vom schnellen Abstoßen der Papiere. Das bezog sich auf sogenannte Pennystocks oder Ramsch-Aktien, mit denen man insbesondere Leute, die nichts oder wenig hatten, in die Geschäfte hineinzog. Etwas richtig Neues ist es also nicht.

Aber es wurde, wie in einer Art Performance, so auf die Macht der Hedgefonds hingewiesen und darauf, wie wenig eingehegt sie sind.

Schlicht und empirisch: Die Gewinner dieses kleinen Aktiensturms waren die großen Investmentgesellschaften und Hedgefonds.

Ein paar Hedgefonds haben verloren.

Nur partiell. Melvin Capital hat mit den Leerverkäufen von Gamestop-Aktien wohl fünfzig Prozent seines Vermögens verloren und wurde durch Finanzspritzen gestützt. Aber letztlich profitierten insbesondere Investmentfirmen und Vermögensverwalter wie Senvest, Fidelity Investment oder Blackrock – wobei Blackrock allein ein Vermögen von über acht Billionen Dollar verwaltet, weit mehr als das Zehnfache des bundesdeutschen Jahreshaushalts. Die letzten Turbulenzen fallen da ökonomisch kaum ins Gewicht.

Die Reddit-Community glaubt aber ganz authentisch daran, dass sie versucht, den Kapitalismus mit seinen eigenen Mitteln zu schlagen. Ist das Ausdruck eines Mythos der Demokratisierung, den man auch in vielen anderen Bereichen beobachten kann?

In einer freundlichen Lektüre könnte man sagen, solche Hoffnungen sind ein Symptom dafür, dass eine Menge von Leuten an diesem System verzweifelt und eigene Aktivitäten gerne als Widerstandsaktionen deklarieren möchte. Aber man geht ganz naiv den Geschäftsparolen auf den Leim, wie bei Robinhood: „Finanzen für alle demokratisieren“. Nicht zuletzt betrügt man sich darin, dass dieser Finanzmarktkapitalismus ein großes Talent zur Integration von Widersprüchen, Oppositionen, Gegenbewegungen oder Kritik entwickelt hat. Solcher Antikapitalismus gehört mit zum Betriebssystem. Allerdings gibt es ein neues Phänomen, das – wie bei Reddit und den Neobrokern – die unmittelbare Verknüpfung zwischen Finanzmärkten und sozialen Medien betrifft. Diese Verschränkung von Finanzindustrie und neuen Meinungsmärkten wird eine große Zukunft haben.

Seit es Börsen gibt, waren solche Meinungen ein Element der Finanzökonomie, in Form von Bewertungen oder Spekulationen. Was ist das Neue an dieser Verknüpfung?

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