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#Die Models stehen am Rand

Die Models stehen am Rand

Die Türen zum Flur sind ausgehängt. Kleine, erleuchtete Räume erhellen den Gang, in ihnen stehen ein, manchmal zwei Models. Regungslos präsentieren sie Outfits, jedes Kleidungsstück nachhaltig produziert. Es sind die maskierten Betrachter, die sich an ihnen vorbei bewegen, in Gruppen dürfen sie für ein paar Minuten diese Installation der Messe „Neonyt“ betrachten. So wird Mode in Zeiten der Pandemie präsentiert: Die Models stehen am Rand. 

Als die Modewoche vergangenes Jahr mit den großen Messen „Premium“, „Seek“ und „Neonyt“ von Berlin nach Frankfurt geholt wurde, sollte das der deutschen Mode ein neues Gewicht verleihen: Die Frankfurt Fashion Week soll die Messestadt als Modestadt etablieren, und die Modewelt die Messestadt (vor allem mit ihrer Expertise der Textilindustrie) für sich entdecken. Dass die Taufe im Sommer 2021 dann fast ausschließlich digital stattfand, ließ sich mit der Aussicht verkraften, dass im Januar dieses Jahres alles so stattfinden könne, wie man sich das vorgestellt hatte: Konferenzen, Modenschauen, Partys, Messebetrieb, Menschen vor Ort. 

Aufgrund der sich verschlechternden Pandemielage entschied man sich dann jedoch kurzfristig, die Messen abzusagen. Das, was nun zwischen dem 17. Januar und dem 21. Januar stattfand, lief also wieder vor allem digital; nur im kleinen Rahmen gab es einige Schauen, Konferenzen, Showrooms und Installationen wie die der „Neonyt“.

„The Installation“: Eine Designinstallation zeigt in Frankfurt nachhaltige Modeentwürfe, Models stehen auf Abstand.


„The Installation“: Eine Designinstallation zeigt in Frankfurt nachhaltige Modeentwürfe, Models stehen auf Abstand.
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Bild: Frank Röth

Der Fokus lag dabei wieder auf den großen Themen, die dem Motto der Fashion Week „Reform The Future“ unterstehen: Einerseits geht es um Nachhaltigkeit (die Frankfurt Fashion Week ist die erste Modewoche, die sich nach den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen richtet). Andererseits um Digitalisierung – wegen der Pandemie jedoch auch nonens volens.

Unterscheidet sich die Frankfurter Fashion Week dadurch grundlegend von anderen, weil es sie gezwungenermaßen zuerst digital stattfand? „Dass wir zukünftig auch hybride, ergänzende Formate anbieten, wird weiter eine wichtige Rolle spielen. Letztendlich ist aber auch da unser Ziel, die Leute nach Frankfurt zu bekommen – wenn auch vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt. Das Digitale soll die Fashion Week jedoch vielmehr promoten“, sagt Hendrik Müller-Giegler, Director der Frankfurt Fashion Week. Er ist vor Ort bei der Modenschau des Berliner Labels „Susumu Ai“, die in Danzig am Platz vom Fashion Council Germany veranstaltet wurde, eine der wenigen Schauen, die stattfanden. Damit das Publikum etwas Abstand halten konnte, wurde die Schau in verschiedenen Räumen gezeigt – zumindest hatte die Mode hier eine physische Bühne.

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„Die Branche braucht weiterhin eine Plattform. Wir brauchen diese Veranstaltungen, auch wenn die Rahmenbedingungen andere sind.“ Funktionierte die Fashion Week dieses Jahr also wieder nur mit der Aussicht darauf, dass im Juli alles so stattfinden könne wie angedacht? „Momentan gehen wir davon aus, dass wir im Sommer alles umsetzen und die Branche hier etablieren können. Das bedeutet auch, der Frankfurter Stadtgesellschaft und dem Umland etwas bieten zu können.“

Das versuchte man bereits mit Installationen in der Stadt: So waren die Säulen der B-Ebene in der Frankfurter Hauptwache mit großformatigen Bildern von Modefotografen beklebt; an einem Dutzend Orten sind zudem 60 Werke des F.A.Z.-Modefotografen Helmut Fricke ausgestellt. Am Montag führte er an drei dieser Orte und erzählte, wie die Bilder entstanden waren, wieso er sie ausgewählt hat. Wie er erzählt, fiel die Pandemie mit seinem Abschied aus der Modewelt zusammen: „Als ich vor eineinhalb Jahren in den Ruhestand ging und Corona ausbrach, da hatte ich die Befürchtung, dass diese Welt hier für mich verloren gehen würde. Es fanden keine Modenschauen mehr statt und auch Reisen waren nicht mehr möglich.“ Mit Florian Jöckel, der unter anderem die Eventlocation „Massif Central“ betreibt, sei dann die Idee entstanden, Bilder in Frankfurt auszustellen. 

Der Modefotograf Helmut Fricke steht vor einem großformatigen Wandfoto, das er 2018 während einer Chanel-Modeschau im Grand Palais in Paris fotografiert hat.


Der Modefotograf Helmut Fricke steht vor einem großformatigen Wandfoto, das er 2018 während einer Chanel-Modeschau im Grand Palais in Paris fotografiert hat.
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Bild: dpa

Fricke kennt die Metropolen der Welt, Frankfurt sei aber die Stadt, in der sein „Herz liege“. Und so sind die Wände des Frankfurter Pop-up-Ladens „Massif Central Arts“ mit Bildern den letzten Schauen von Karl Lagerfeld tapeziert – eine Strandlandschaft und eine Winterlandschaft im Grand Palais in Paris. Eine Wand zeigt dicht an dicht gedrängte Fotografen, das Foto stammt von einer Adidas-Schau in New York. Die Kameras scheinen sich auf die Betrachter zu richten, es soll einem vermitteln, wie es wäre, vor Ort zu sein.

„Fricke legt Wert darauf, dass Mode für alle vermittelbar wird“, so Oberbürgermeister Peter Feldmann, der die Ansprache hielt. Daher wollte man einen „Gallery Walk“ durch die Stadt haben, wie diesen: „Dadurch eröffnet sich die Modewelt auch für diejenigen, die sonst denken: Das ist nur Mode.“ Die Bilder bleiben deshalb auch noch länger, bis zum 27. Februar in Modegeschäften, dem Hilton und dem Jumeirah Hotel hängen.

Im Jumeirah Hotel gab es neben Frickes Bildern auch Kleider zu sehen: Im kleinen Showroom konnten die Designs der Schau nochmal begutachtet und erworben werden. Im Sommer dann vermehrt solche Formate zu veranstalten, hält Scott Lipinski, Geschäftsführer des Fashion Council Germany, für eine sinnvolle Konsequenz aus der Pandemie-Version der Modewoche: „Weitere Flächen für die Talente zu finden, wird eine der Aufgaben sein: Showrooms und Pop-up-Läden im Rahmen der Messe.“

Model Margarita nimmt im Frankfurter Hotel Jumeirah an einem Casting für die Show des Berliner Mode-Labels „Susumu Ai“ teil.


Model Margarita nimmt im Frankfurter Hotel Jumeirah an einem Casting für die Show des Berliner Mode-Labels „Susumu Ai“ teil.
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Bild: dpa

Es gehe schließlich nicht nur um das Präsentieren, die jungen Labels müssten auch ein Geschäft machen. Der Erfolg einer Fashion Week, so Lipinski, könne auch daran gemessen werden, wie zufrieden die Designer waren – das gelte für alle Modewochen. „Alisa und Keiho Menkhaus, die mit ihrem Atelier Susumu Ai den Wettbewerb des Fashion Council gewannen, waren sehr zufrieden!“ 

Dennoch, der Fashion Council Germany trage nicht nur eine „Frankfurter Brille“ – es gehe um deutsche Mode. Dafür brauche es die Messen. Man hoffe auf den Sommer. „Wir fahren auf Sicht, aber wir rechnen mit Live-Publikum.“ Das kann dann vielleicht wieder den Platz am Rand einnehmen. 

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