#Die Monarchie ist schwer beschädigt
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„Die Monarchie ist schwer beschädigt“
Ein gutes Vierteljahrhundert ist es her, dass ein Interview im Fernsehen das britische Königshaus das letzte Mal in seinen Grundfesten erschütterte. Damals saß Diana Martin Bashir gegenüber, über den der damals 13 Jahre alte Prinz William später gegenüber seiner Mutter geurteilt haben soll: „Er ist kein guter Mensch.“ Im Interview sprach die Frau des britischen Thronfolgers Prinz Charles an jenem 20. November 1995 den einen Satz, der vor allem in Erinnerung geblieben ist: „Wir waren zu dritt in dieser Ehe, also war es ein wenig überfüllt.“ Wenig später legte die Königin Charles und Diana die Scheidung nahe.
Es war ein Tiefpunkt für das Königshaus, den Elisabeth II. genauso unkommentiert ließ wie das Interview, das Oprah Winfrey jetzt mit Meghan und Harry führte. Eine Stellungnahme des Palasts, auch was die Vorwürfe gegen Meghan angeht, sie habe Angestellte im Palast schlecht behandelt, ist denkbar, aber wenn überhaupt wohl erst in ein paar Tagen zu erwarten.
Die Monarchin selbst kam glimpflich im Interview davon, die ominöse „Institution“ aber, von der Meghan mehrfach sprach, nicht. Sie habe ihr weder geholfen noch sich schützend vor sie gestellt. Warum? Vor allem um die „Institution“ vor Unbill zu bewahren.
Harry scheint schwer traumatisiert zu sein
Gerade das kann und muss man Meghan und Harry vorwerfen, dass sie massive Vorwürfe erheben, ohne Namen zu nennen. Dann hätten sie lieber schweigen sollen. Denn wer machte sich Sorgen um die möglicherweise zu dunkle Hautfarbe der zu erwartenden Kinder der beiden? Und warum überhaupt, wenn doch die Herkunft Meghans mit ihrer dunkelhäutigen Mutter offensichtlich keine große Rolle gespielt hatte, wie die Herzogin im Interview bestätigt? Sie sei mit offenen Armen von der Königsfamilie empfangen worden. Der Thronfolger selbst hatte sie an Vaters statt zum Traualtar geführt – eine Geste von großer Symbolkraft.
Machte sich die „Institution“ vielleicht vor allem Sorgen, die Kinder von Meghan und Harry könnten eines Tages ähnlichen rassistischen Attacken von Boulevard- und sozialen Medien ausgesetzt sein wie die Mutter es in den vergangenen drei Jahren immer und immer wieder war?
Für Oprah Winfrey und CBS war das Interview genauso ein Coup wie für Meghan und Harry. Schließlich wollen die beiden als „gefallene Royals“ Geld verdienen. Sie hatten sich darum schon frühzeitig positioniert: Die und wir, hieß es vorab in den kurzen Filmausschnitten, die für das Interview und damit für das Herzogspaar werben sollten. Und so blieb es auch im Interview.
Was in der Königsfamilie vor sich geht, weiß keiner so genau zu sagen. Die meisten Mitglieder haben allerdings Wege gefunden, sich innerhalb der „Firma“, wie Prinz Philip die Familie einst nannte, zu arrangieren. Wer sich auf sie einlässt, sollte wissen, was ihn erwartet. Ein Leben auf dem Präsentierteller, mehr Schein als Sein, Einsamkeit und Zurückweisungen noch und nöcher, auch innerhalb der Familie. Darunter litt schon Diana. Auch sie bekam nicht die nötige Hilfe und Unterstützung, als sie an Bulimie erkrankte oder sich schwanger eine Treppe hinabstürzte. Dass es nicht leicht ist, ahnt im Grunde jeder, der sich nur ein wenig mit den Mountbatten-Windsors beschäftigt hat. Dafür muss man nicht einmal „The Crown“ gesehen haben.
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Bild: AP
Gerade die Zweitgeborenen, so scheint es, haben es besonders schwer – das ließ sich schon bei Prinzessin Margaret beobachten, die darunter litt, keine Rolle zu spielen, aber auch lange nicht versuchte, eine für sich zu finden. So wie es etwa die Tochter der Königin, Prinzessin Anne, schon früh tat, die zu den am härtesten arbeitenden „working royals“ zählt. Genauso wie Sophie Helen Rhys-Jones, die den Sohn Edward heiratete und zur Herzogin von Wessex wurde.
Oprah Winfrey brachte es an einer Stelle auf den Punkt: Harry hatte ein vergleichbar sorgenfreies Leben mit vielen Privilegien. Doch viel Macht bringt auch viel Verantwortung mit sich. Harry aber scheint schwer traumatisiert zu sein. Immer und immer wieder kommt er auf das gespaltene Verhältnis seiner Mutter Diana zu den Medien und auf ihren vorzeitigen Tod zu sprechen, für den er Paparazzi verantwortlich macht. Dass Diana die Medien auch nutzte, um sich selbst zu inszenieren und der Königsfamilie und der Monarchie zu schaden, unterschlägt er dabei.
Die Vorwürfe von Meghan und Harry wiegen schwer. Sie sind, wenn sie stimmen, unentschuldbar. Doch auch zum Teil nicht nachvollziehbar: Dass ihrem Sohn Archie der Titel „Prinz“ vorenthalten wird, bringt Meghan mit Rassismus in Verbindung. Doch auch andere Urenkel der Königin sind keine geborenen Prinzen und Prinzessinnen. Auch das hat Tradition. Man wird den faden Beigeschmack darum auch nicht los, dass hier zwei auf Rache aus sind, statt zufrieden zu sein mit dem, was sie jetzt haben.
Zugleich richten sich die Vorwürfe gegen eine Institution, die aus der Zeit gefallen zu sein scheint. Dabei hatten gerade die jungen Royals ihr ein modernes und zeitgemäßes Gesicht gegeben. William und Kate, Harry und Meghan waren nach den verheerenden neunziger Jahren, als die Ehen von gleich drei Kindern der Königin scheiterten, die Hoffnung der britischen Monarchie. Das ist vorbei, die Monarchie schwer beschädigt. Es hätte nicht so weit kommen müssen. Doch Kommunikation – auch untereinander – war noch nie die Stärke der Königsfamilie. Zumindest scheint es so.
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