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Die nächste Welle im Norden

Die dänische Königin ist zuversichtlich. Die Menschen in Dänemark seien meist sehr vernünftig gewesen, sagt Margrethe II. mit Blick auf die Corona-Pandemie. So habe man die Beschränkungen lockern können, „und soweit ich sehen kann, scheint es zu funktionieren“. Die Königin hat eine Handvoll deutscher Journalisten zu einem Gespräch im Schloss Amalienborg empfangen, ihrer Residenz in Kopenhagen.

Matthias Wyssuwa

Politischer Korrespondent für Norddeutschland und Skandinavien mit Sitz in Hamburg.

Eigentlich soll es um den Staatsbesuch gehen, der sie Mitte November nach Deutschland führt. Aber natürlich geht es auch um Corona. Die Königin sagt, sie denke, dass die Zuversicht bestehe, dass man über dem Berg sei. „Lasst uns hoffen, dass dies wahr ist.“

Seit Monaten schon unterscheidet sich der Alltag in Dänemark dramatisch von dem in Deutschland, auch das dürfte die Königin bei ihrem Staatsbesuch schnell merken. Schon wegen all der Menschen mit Masken in der Bundesrepublik. Auf den dänischen Straßen und auch in den Innenräumen, ob in Bars, Universitäten oder Schulen, spielen Gesichtsmasken schon seit Monaten keine Rolle mehr. Vor gut sechs Wochen, am 10. September, fielen dann auch die letzten Maßnahmen und Beschränkungen im Kampf gegen die Pandemie im Königreich. Seit kurzem aber steigen die Infektionszahlen wieder rasant. Sind die Dänen also doch noch nicht über dem Berg?

Im Alltag jedenfalls scheint die Pandemie schon lange vorbei. Nicht nur, weil fast gar keine Menschen mit Masken im Gesicht mehr zu sehen sind. Auch die Hände werden wieder kräftig geschüttelt und die Fahrstühle vollgestopft, als ob nie etwas gewesen wäre. Seit die letzten Beschränkungen im Königreich aufgehoben worden sind, hat auch der Corona-Pass seine Bedeutung verloren für den Alltag.

Mit ihm hatte die Dänen zuvor noch nachweisen müssen, dass sie geimpft, genesen oder getestet sind. Das müssen sie nun nicht mehr, die Freiheiten gelten für alle und ohne Kontrollen. Auch bei der Königin im Schloss trägt niemand eine Maske. Nur ein paar Spender von Desinfektionsmitteln gibt es noch am Eingang zum Schloss wie an vielen anderen Orten im Land auch. Sie wirken wie ein Überbleibsel aus der trüben Zeit der Pandemie.

Seit Anfang Oktober aber steigen die Infektionszahlen, in den letzten Tagen wurde die Kurve immer steiler. Mit 161 liegt die Sieben-Tages-Inzidenz höher als in Deutschland. Es wurden so viele Infizierte an einzelnen Tagen gemeldet, wie seit dem Januar nicht mehr. Es gibt wieder mehr Covid-Patienten in den Krankenhäusern, auch wenn die Zahlen sich noch auf einem niedrigen Niveau bewegen. Man haben das erwartet, sagt Gesundheitsminister Magnus Heunicke. Man habe in den letzten 1,5 Jahren viel gelernt in der Pandemie und man habe eine „Super-Waffe“ mit der Impfung. Aber man müsse nun auch mit der viel ansteckenderen Delta-Variante des Virus umgehen. „Also beobachten wir das ganz genau“, sagt Heunicke.

Harte Einschnitte und Lockerungen

Dänemark war immer ganz vorne dabei. Erst mit harten Einschnitten und später dann bei den Lockerungen. Bislang sind die Dänen damit erfolgreich gewesen. Viel weniger Menschen sind im Verhältnis zur Einwohnerzahl an oder mit dem Corona-Virus gestorben als in Schweden, und auch deutlich weniger als in Deutschland. Als Heunicke die Aufhebung aller Maßnahmen verkündet hatte, und klarmachte, dass man die Pandemie unter Kontrolle habe, war das wichtigste Argument die hohe Impfquote.

76 Prozent der gesamten Bevölkerung sind vollständig geimpft. In Deutschland sind es nur gut 66 Prozent, und knapp 68 Prozent sind es in Schweden (wo nun wiederum nach der Aufhebung fast aller Maßnahmen Ende September die Inzidenz nur bei 46 liegt). Längst läuft in Dänemark die Kampagne für die Auffrischungsimpfungen. In den Altenheimen ist man sehr weit gekommen, nun sind alle aufgerufen, die älter als 65 Jahre sind.

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Aber nicht überall in Dänemark war die Impfkampagne so erfolgreich. Am schnellsten steigen derzeit die Infektionszahlen in Ishøj, einem Vorort von Kopenhagen. Man habe immer wieder Probleme in den selben Regionen und Stadtteilen, sagt Heunicke. Es seien Viertel und Städte, in denen auch die Impfquote gering sei. „Es ist dort, wo es mehr Migranten gibt“, sagt Heunicke. Das sei ein Problem, dass auch andere Gesundheitsminister in Europa erlebten. Es sei dort vor allem schwierig, die Jüngeren zu impfen. Hinzu komme die Jahreszeit, und dass man erwartete, dass die Grippe-Saison schwer werden könnte. Wenn diese drei Faktoren zusammen kämen, sagt er, könnte man einen „perfekten Sturm“ erleben mit steigenden Corona-Zahlen und der Grippe. „Wir müssen also viele Sachen verfolgen.“

In der dänischen Bevölkerung ist bislang jedoch kaum Beunruhigung auszumachen, der Kurs der Regierung hat stets breite Unterstützung erfahren. Aus der Wissenschaft sind aber erste kritische Stimmen zu vernehmen. Viggo Andreasen, ein mathematischer Modellierer von der Universität Roskilde, äußert, man versuche derzeit, zusätzliche Immunität zu gewinnen durch natürliche Infektionen. Das müsse aber so gelingen, dass die Gesellschaft und vor allem die Krankenhäuser mit der Situation umgehen könnten. Daher müsse man die Ausbreitung verlangsamen.

In dänischen Medien werden auch andere Experten mit der Forderungen zitiert, wieder etwas zu tun, um die Infektionszahlen zu bremsen. Heunicke sagt, noch plane er nicht, wieder Maßnahmen einzuführen. Er macht aber auch klar, dass er nicht zögern werde es zu tun, wenn es notwendig sei. „Wir werden alles tun was es braucht, um Dänemark sicher durch den Winter zu bekommen“, sagt er.

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