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#„Die Polizei ist ein Feindbild“

„Die Polizei ist ein Feindbild“

Mohammed wankt sichtbar betrunken über den Rasen, umringt von einigen Jungs. Am Mainufer dämmert es. „Ich hab kein Bock mehr auf die Scheiße hier, Bruder. Corona hat uns kaputtgemacht. Ich will, dass Frankfurt wieder abgeht“, brüllt er durch das Stimmen-Chaos. „Der ist besoffen, Alter“, sagt ein Jugendlicher direkt neben ihm. Mohammed lässt nicht locker, schimpft auf die Polizisten, die er „Bullen“ nennt. Seine Stimme geht im kreischenden Lachen seiner Kumpel unter.

Die Emotionen brodeln, die Schulen sind geschlossen, zu Hause gibt es oft Ärger – so geht es vielen jungen Erwachsenen, die am Wochenende im Hafenpark „abschalten“ wollen. Vor zwei Wochen eskalierte die Situation, 500 Menschen feierten eine unkontrollierte Party, die Polizei trieb die Menge auseinander. Die Stadt sucht nun nach einer nachhaltigen Lösung, um Ansteckungen zu vermeiden – und den Jugendlichen trotzdem ihren Raum zu lassen.

Am Wochenende wurden erstmals Sozialarbeiter eingesetzt, die die Stimmung im Park beruhigen sollten. Vertreter der Sportjugend Frankfurt sprachen am Freitag- und Samstagabend mit den Jugendlichen, fragten nach Sorgen und Wünschen und erinnerten sie dabei an die Corona-Regeln. Gut sichtbar liefen sie in roten Trainingsanzügen durch den Hafenpark. Bei den Jungs auf den Fußballplätzen im Park kamen die Corona-Botschafter gut an. Geht es allerdings um die eigentlichen Problemkandidaten – die grölenden Trinker, die Feierwütigen –, so blieb der Erfolg überschaubar.

Misstrauen bei den Jugendlichen

Auch Chico, 17 Jahre alt, hat mit den Corona-Botschaftern gesprochen. Wirklich Eindruck haben sie aber nicht hinterlassen: „Ich hab’s nicht so ganz verstanden. Die meinten halt, die sind keine Polizisten und sind im Sportverein. Aber irgendwie denk ich auch, es könnten Polizisten sein, die aber so getarnt sind“, sagt Chico. Die Sozialarbeiter der Sportjugend kennen das Problem und die Skepsis der Jugendlichen. „Sobald der Staat auftritt, gehen die in eine Abwehrhaltung. Die Polizei ist ein Feindbild. Wir sind da anders. Wir sind mit den Jungs auf einer Wellenlänge“, sagt Ümit Vural, Jurastudent und Corona-Botschafter. Und trotzdem: „Die Krawallmacher und Besoffenen sind die Aufgabe der Polizei“, sagt Peter Benesch, Vorstandsmitglied der Sportjugend.

So lief es auch am Samstagabend. Mit dem Sonnenuntergang leerten sich die Sportplätze, und es blieben noch etwa 350 Personen im Park. Unter ihnen besagte „Krawallmacher“ und „Besoffene“. Etwas mehr als 30 Polizisten verdrängten die Jugendlichen gegen 19 Uhr aus dem Hafenpark. Vier Polizistinnen unterstützten ihre Kollegen auf Pferden.

„Lassen Sie’s bitte“

„Wir haben eben schon gesagt, nur fünf Personen“, sagt die Polizistin. Sie blickt auf eine Gruppe von sieben Mädchen. „Tschuldigung, tritt das Pferd?“, unterbricht ein junger, angetrunkener Typ die Polizistin. „Lassen Sie’s bitte“, antwortet sie knapp. „Darf ich den streicheln?“, fragt er weiter. „Nein“, sagt die Polizistin. Und weiter: „Mit sieben Leuten hier, das kann ein teurer Abend werden.“ Die Gruppe löst sich auf, die Polizistin reitet weiter. So arbeiteten sich die Ordnungshüter routiniert durch den Hafenpark, mal empathisch, mal energisch.

Auch wenn der Park um 21 Uhr geräumt war: Die Jugendlichen werden definitiv wiederkommen. „Wenn es nächstes Wochenende wärmer wird, dann haben wir ein noch größeres Problem“, sagt Peter Benesch. Wenn die Stadt keine bessere Strategie finde, werde die Polizei ständig den Park räumen müssen, heißt es auch von mehreren Corona-Botschaftern. Es sei bedauerlich, dass hier immer die Polizei eingreifen müsse, meint ein Polizist am Ende des Abends.

Diesen Mittwoch wollen Stadt, Sportjugend und Polizei das Wochenende im Hafenpark reflektieren. Eine langfristige Lösung soll gefunden werden. Die Sportjugend sei weiterhin mit dabei, stellt Benesch klar: „Wir wollen helfen!“

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