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#Die Queen und ihre königliche Nostalgie

„Die Queen und ihre königliche Nostalgie“

Um das unzeitgemäß Verbindende zu erkennen, das die Königin in der gespaltenen britischen Gesellschaft stiftet, musste man am Donnerstag nur den Kopf in den Nacken legen. Mehr als siebzig Maschinen der Royal Air Force flogen ihre nationalfarbenfrohen Formationen über dem Buckingham Palace – und der Jubel war gewaltig. Kaum jemand beklagte sich, nicht einmal der Teil der Gesellschaft, der sonst über die Verschwendung fossiler Brennstoffe schimpft, zumal in Zeiten hoher Energiepreise, oder über die Verklärung der Vergangenheit, in diesem Fall des „Battle of Britain“. Königin Elisabeth II. steht über den Niederungen des Streits. Ihr Platinum-Jubiläum lässt die Reflexe des politischen und kulturellen Alltagskampfs erschlaffen.

Zwei Feiertage und ein Wochenende gönnen sich die Briten, um das 70. Thronjubiläum ihrer Königin zu feiern. Staatsakte wie die Parade „Trooping the Colour“ oder der Gottesdienst in der St. Paul’s Cathedral werden von Popkonzerten internationaler Stars flankiert, aber auch von zahlreichen kommunalen Veranstaltungen. Mehr als 16 000 Straßenpartys haben die Behörden genehmigt. Die bis zu achtzig Euro teuren Jubilee-Teller und fast alle anderen Sonderauflagen der Porzellanhersteller waren schon vor dem Donnerstag aufgekauft, und das, obwohl die Nation gerade unter einer „Cost of Living Crisis“ ächzt.

Selbst die Sex Pistols gratulieren

Das Königreich präsentierte sich zum Auftakt der Feier in bester Laune. Im Morgenradio kündigte der Wettermann mit gespielter Empörung an, dass sich an diesem sonnigen Tag auch hier und da „eine unpatriotische Wolke“ zeigen werde. Der konservative „Spectator“, Großbritanniens traditionsreichste Zeitschrift, ließ den Schlagzeuger der Sex Pistols, Paul Cook, einen Artikel schreiben – die Punkband hatte zum silbernen Thronjubiläum den Song „God Save the Queen“ veröffentlicht, in dem von einem „Faschistenstaat“ die Rede war. Selbst der ansonsten etwas steife John Major, der älteste unter den ehemaligen Premierministern, rang seinen Erinnerungen an die Königin an diesem Donnerstag ein paar heitere Anekdoten ab. Der britischen Königin gelingt es auch nach 70 Jahren auf dem Thron, das Beste im Land zu reaktivieren, jene unverwechselbare Melange aus Witz und Pomp, Respekt und Ironie. Man versöhnt sich über die Monarchin.

Es ist vermutlich ihre größte Leistung, dass sich ihr (nahezu) alle verbunden fühlen. Selbst nach dem großen Schisma zwischen den Befürwortern und den Gegnern der EU blieben ihr beide Lager treu. Für die Brexiteers verkörpert sie nachgerade das Ideal: das Einzigartige der Nation, das Eigenwillige und unverwechselbar Englische, das die Mitgliedschaft in einem Club, der auf profane Kompromisse mit Nachbarn ausgerichtet ist, am Ende so unerträglich machte. Die Remainers wiederum vermuten in der Königin den feinen, klandestinen Widerspruch. Hatte sie in ihren Tischreden vor und nach 2016 nicht immer wieder auf die europäischen Fundamente der britischen Geschichte hingewiesen? Kombinierte sie nicht zu gewissen Anlässen ganz bewusst Farben, die an das Brüsseler Banner erinnerten?




Bis heute wird gerätselt, ob Elisabeth II. den neuen Weg des Königreichs mit Sympathie oder Befremden begleitet. Aber so geht es den Briten ja mit fast allen Fragen. Freute sich die Königin über die gesellschaftspolitischen Liberalisierungen der sechziger und siebziger Jahre, oder sah sie in ihnen eine Bedrohung der traditionellen Klassengesellschaft und damit der Monarchie? Unterstützte oder verachtete sie die radikalen Wirtschaftsreformen Margaret Thatchers, die das Land in den achtziger Jahren mindestens so stark spalteten wie heute der Brexit?

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