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#Die Revolution ist nah in Altona

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Die Revolution ist nah in Altona

Es hat eine lange Tradition, dass die Hamburger, die in der Innenstadt rund um die Alster wohnen, die Nase rümpfen, wenn das Gespräch auf Altona kommt. Ganz früher gehörte der heutige Stadtteil nicht zur Hansestadt, sondern zu Dänemark, und die Dänen waren den Hanseaten für ihren Geschmack all to nah, allzu nah, auf die Pelle gerückt. Schon der Name ist so gesehen eine einzige Zurückweisung. Auch später galt Altona zwar als ein lebendiger, aber nicht unbedingt problemarmer Kiez, obwohl die Elbe nur ein paar Schritte entfernt ist und die Innenstadt in einer Viertelstunde erreicht werden kann.

Vor allem das mit verkorkster Nachkriegsarchitektur bebaute, sozial heruntergekommene Bahnhofsviertel machte den Planern lange Zeit Sorgen. Mittlerweile hat die Gentrifizierung auch Altona erreicht, der Stadtteil ist noch nicht richtig saniert und schon viel zu teuer – und nun kommt auch noch der digitale Strukturwandel auf die Stadt zu, der das Leben schon in wenigen Jahren radikal verändern dürfte: Ladenstraßen gehen ein wegen des Siegeszugs des Online-Handels, und nachdem Hamburg in den Boomjahren so viele Büroflächen gebaut hat, dass schon vor der aktuellen Krise fast zu viel Platz war, dürfte die neue, rasante Entwicklung hin zu Homeoffice und neuen Arbeitsformen zusätzlichen Druck machen und die Frage aufwerfen, wie man eine solche sich gleichzeitig füllende und entleerende Welt voller überflüssiger Postämter, Shoppingmalls und Verwaltungsbauten gestaltet.

Wie soll es mit der Stadt weitergehen?

Einer der interessantesten Vorschläge stammt von einem jungen Büro, das zurzeit in der Hansestadt Furore macht und hinter dem die zwischen 1985 und 1988 geborenen Architekten Hans von Bülow, Julian Meisen und Cornelius Voss stecken: Ihre Common Agency hatte vor kurzem erst in einem aufsehenerregenden prämierten Wettbewerbsbeitrag gezeigt, wie man einst gut funktionierende, jetzt verwaisende Kieze wie die 1962 in Hamburg errichtete Siedlung am Berliner Platz umbauen könnte: Ein Torhaus mit öffentlichen Nutzungen soll sich dort zu einem klug terrassierten Apartmentbau hin öffnen, in dem viele Bewohner in den Genuss einer begrünten Terrasse kommen, die so groß wie mancher Vororthäuschengarten ist und bei Bedarf auch für größere Wohngruppen, die Arbeit und Leben enger zusammendenken wollen, zu Kommunen-Dachgärten zusammengelegt werden können.

Das Neue Amt Altona soll zeigen, wie die Zukunft der Arbeit in der Stadt aussehen kann.


Das Neue Amt Altona soll zeigen, wie die Zukunft der Arbeit in der Stadt aussehen kann.
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Bild: Common Agency

Bei ihrem neuesten Projekt tritt Common Agency nicht nur als Architektenteam, sondern als Mitinitiator auf – ein Beispiel dafür, wie gerade junge Architekten das Rollenverständnis ihres Berufs in Richtung Stadtplanung, ökonomischer Gesellschaftsentwürfe und weiterreichender Raumentwicklung erweitern. In Altona baut Common Agency das Alte Finanzamt um – und ergänzt den Altbau mit einer neuen Architektur, die wirkt, als habe sie jemand aus einer Galaxie angeliefert, in der alles filigraner, heller und pastoser ist. Das neue Gebäude ist in Weiß, lichtem Holz und hellrosa Pastellfarben gehalten, die wirken, als hätte man dem Rot der immer etwas dickbeinigen Hamburger Backsteinarchitektur eine größere Portion japanischer Kirschblüten beigemischt. Noch interessanter als diese für Deutschland ungewohnt leichte und filigrane Ästhetik, die ihre Vorbilder eher in der neueren japanischen Architektur hat, ist aber das Konzept des „Neuen Amts“. Die Stadt hatte das Alte Finanzamt Altona in einem Konzeptverfahren zum Kauf ausgeschrieben. Common Agency bewarb sich zusammen mit dem Hamburger „Betahaus“; es bildete sich eine Genossenschaft, wie man sie aus dem Wohnungsbau kennt, wobei es bei dem Projekt des „Neuen Amtes Altona“ vor allem darum gehen sollte, wie Arbeiten in Zukunft jenseits der herkömmlichen Vorstellung von privaten Büroetagen mit einer Lobby, die für die Bürger unzugänglich ist, aussehen könnte – wie ein Bürohaus also offener, gemeinwohlorientierter gestaltet werden und andere Formen von Arbeit und sozialem Leben ermöglichen kann.

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