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#Die Rückbesinnung auf alphabetische Ordnungssysteme

„Die Rückbesinnung auf alphabetische Ordnungssysteme“

Vor wenigen Jahren erschien in einem renommierten deutschen Wissenschaftsverlag ein voluminöses Buch eines ehemaligen Generaldirektors einer der bedeutendsten Bibliotheken des Landes, das immerhin in einer Hinsicht außergewöhnlich ist – das angefügte Register der erwähnten Personen ist komplett unbrauchbar. Es verweist nämlich nicht auf Seitenzahlen, sondern auf Kapitelnummern. Der Benutzer muss also vom Register zum Inhaltsverzeichnis gehen, dort erst nach dem Kapitel und dann nach der Seitenzahl fahnden, mit der es beginnt, und anschließend das zehn bis zwanzig Seiten umfassende Kapitel lesen, um früher oder später auf die Stelle zu stoßen, an der die gesuchte Person genannt wird. Schlimmer als ein derart vermurkstes Register ist nur die seit Jahren zu beobachtende Tendenz, aus (vorgeblichen) Kostengründen auf Register ganz zu verzichten.

Immerhin machen fehlende oder unbenutzbare Register den Leser darauf aufmerksam, dass „das Buch“ ein äußerst elaboriertes Objekt ist, das im Laufe seiner langen Geschichte mit zahlreichen Steuerungs- und Erschließungsinstrumenten ausgestattet wurde, die eine Lektüre des Textes überhaupt erst ermöglichen oder sie jedenfalls erleichtern. Dazu gehören beispielsweise die erst im Hochmittelalter eingeführte Trennung der Wörter (durch einen Punkt, später ein Leerzeichen), die Ausstattung mit Seitenzahlen, die Feingliederung in Kapitel und Absätze samt Überschriften und lebenden Kolumnentiteln, die Einführung zusätzlicher Ebenen durch Fußnoten, die Erschließung durch Inhaltsverzeichnisse und Register, die Identifizierung des Werks durch ein Titelblatt und so fort. Wie all diese Elemente ins Buch gekommen sind und wie sie sich im Laufe der Jahrhunderte zu jener Perfektion entwickelt haben, derer wir uns heute so selbstverständlich bedienen, ist zumeist nur in Ansätzen erforscht. Einen ersten Gesamtüberblick bietet der vor drei Jahren bei Oxford University Press erschienene Band „Book Parts“, dessen Mitherausgeber Dennis Duncan nun eines dieser Elemente im Detail vorstellt.

Wenn die Seitenverweise nicht mehr stimmen

Unter dem seinem Gegenstand angemessenen Titel „Index“ gibt Duncan Einblicke in die Geschichte der Register, die seit dem Hochmittelalter mit mehr oder minder großem Erfolg dazu dienen, komplexe Texte zu erschließen und den Zugang zum Material für neue Fragestellungen schnell und unkompliziert zu ermöglichen. Um funktionierende Register zu bilden, bedurfte es der Rückbesinnung auf alphabetische Ordnungssysteme, die im Mittelalter zwar bekannt waren, aber keineswegs präferiert wurden. Um das Jahr 1230 entstanden dann die ersten Register, zusammengestellt von Hugo von Saint-Cher in Paris und von Robert Grosseteste in Oxford, die unabhängig voneinander auf dieselbe Idee gekommen waren. Grosseteste wollte ein Sachregister schaffen, das die Inhalte zahlreicher Bücher mittels eines komplizierten Systems von Zeichen und Abkürzungen, die er in die Bücher eintrug, erschloss. Hugo von Saint-Cher dagegen be­schränkte sich auf ein einzelnes Buch, natürlich die Bibel, um ein Register aller darin vorkommenden Worte, eine Konkordanz, zu erstellen.

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