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#Die Salbe des Pferdeflüsterers

Die Salbe des Pferdeflüsterers

Sein Markenzeichen ist aus der Zeit gefallener Männer-Chic pur: schlohweiße Haare, die abgezirkelt knapp über Ohren und Hemdkragen fallen, eine Sonnenbrille, die zu jeder Tageszeit dem Gegenüber den Blick ins Innere versperrt, und ein wissendes Grinsen. Schon vor Jahren waren Kenner des amerikanischen Pferdesports hin- und hergerissen von dieser Erscheinung. Diese wies einerseits auf übermäßige Eitelkeit und Arroganz hin. Doch gleichzeitig schien sie über erstaunliche Kräfte zu verfügen. Kein Trainer auf Amerikas Galopprennbahnen, so der Eindruck, habe ein ähnliches Talent als Pferdeflüsterer wie Bob Baffert. Seine Erfolge ließen einfach keine andere Schlussfolgerung zu. Weshalb der 68-Jährige in vielen Porträts als eine Art Rockstar beschrieben wurde.

Seine Arbeit hat ihn nicht nur bekannt, sondern auch wohlhabend gemacht. Baffert, der im Laufe eines Vierteljahrhunderts mehr als 3000 Siege erzielte, verlangt von ambitionierten Eigentümern nicht nur eine monatliche Gage, sondern zusätzlich zehn Prozent dessen, was die Pferde einspielen. Das waren beim Kentucky Derby vor etwas mehr als einer Woche, als der von ihm betreute Hengst Medina Spirit das Traditionsrennen gewann, etwas mehr als 180.000 Dollar.

Geschichten über verbotene Substanzen

Doch seit am vergangenen Sonntag das Resultat eines Dopingtests bekannt wurde, das besagt, dass Medina Spirit in einem über dem erlaubten Limit liegenden Ausmaß mit dem entzündungshemmenden Steroid Betamethason behandelt worden war, steht nicht nur hinter diesem Sieg ein großes Fragezeichen. Ganz langsam rückt Bafferts gesamte Karriere ins Zwielicht. Der Trainer, der im kalifornischen Santa Anita beheimatet ist, wurde von den Betreibern der Derby-Rennbahn Churchill Downs in Louisville gesperrt. Die Kentucky Horse Racing Commission wird den Fall weiter untersuchen.

Baffert bestritt in einer ersten Erklärung, dass er oder irgendjemand aus seinem Mitarbeiterstab den Dreijährigen mit der Substanz behandelt habe. Und er deutete an, dass er das Pferd am kommenden Samstag in den Preakness Stakes in Baltimore, dem zweiten Termin der Triple-Crown-Serie, einsetzen wolle. Er selbst wolle der Sache ebenfalls auf den Grund gehen, sagte der Trainer, der in der dritten Person Singular von sich selbst sprach. „Es gibt im Galoppsport Probleme. Aber Bob Baffert gehört nicht dazu.“ Am Dienstag gab er zu, dass dem Pferd eine Salbe verabreicht worden war, die die fragliche Substanz enthalten habe. Gleichzeitig kam es zu einer Vereinbarung mit den Preakness-Organisatoren, wonach Medina Spirit am Samstag starten kann. Baffert hatte andernfalls mit einer einstweiligen Verfügung gedroht.

Trainer Bob Baffert mit der Siegertrophäe des 147. Kentucky Derbys


Trainer Bob Baffert mit der Siegertrophäe des 147. Kentucky Derbys
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Bild: AP

Geschichten über Baffert und den Einsatz verbotener Substanzen gibt es mittlerweile reichlich. So wurde vor zwei Jahren bekannt, dass Justify, der im Frühjahr 2018 die Triple Crown gewonnen hatte, in den Tagen vor den drei Prestigerennen weit über die Toleranzgrenze hinaus Spuren des Mittels Scopolamin im Körper hatte. Eine Substanz, die unter anderem die Bronchien zu weiten und die Herzfrequenz zu stimulieren vermag. Die Causa wurde vom zuständigen California Horse Racing Board hinausgezögert, entgegen den Regularien nie öffentlich bekannt gemacht und hinter verschlossenen Türen zu einer Bagatelle heruntergestuft.

Im vergangenen Jahr wurden in Arkansas gleich zwei Baffert-Pferde positiv auf das Betäubungsmittel Lidocain getestet. Eines der beiden, die Stute Gamine, wurde wenig später nach den Kentucky Oaks wegen regelwidriger Behandlung mit Betamethason disqualifiziert. Baffert kam mit einer Geldbuße von 1500 Dollar davon.

„Experimente mit Schlangengift und Viagra“

Der neuerliche Fall demonstriert, wie schwierig es in den Vereinigten Staaten ist, die Dopingkultur im Pferderennsport einzudämmen. Ein Indiz ist eine überdurchschnittliche Quote an Vierbeinern, die auf der Rennbahn zusammenbrechen und eingeschläfert werden müssen. Die New York Times, die mit investigativen Reportagen die Situation häufiger ausgeleuchtet hat, kam zu folgendem Resultat: „Trainer experimentieren mit allem, was ihren Pferden einen Vorteil verschaffen könnte, einschließlich Chemikalien, die Schweine und Rinder vor der Schlachtung aufpeppen, Schlangengift, Viagra, Blutdopingmitteln, Aufputschmitteln und Krebsmedikamenten.“

Die Branche war bisher im Alleingang nicht in der Lage, die Probleme in den Griff zu bekommen. Doch ein Gesetz, das dem Kongress in Washington vorliegt, könnte erstmals für einheitliche Regeln und einen wirkungsvollen Strafenkatalog sorgen. Im Moment herrscht ein Wirrwarr aus Rahmenbedingungen und Kontrollmechanismen innerhalb der insgesamt 38 Bundesstaaten, die Pferderennen sanktionieren.

Harte Bestrafungen wie die zehnjährige Sperre für den Erfolgstrainer Rick Dutrow, der 2008 mit Big Brown das Kentucky Derby und die Preakness Stakes gewonnen hatte, sind selten. Als einzige Organisation in der Branche schien der Jockey Club aktiv an Aufklärung interessiert. Er setzte vor einer Weile sogar Privatdetektive ein und konnte so einen ganzen Dopingring auffliegen lassen.

Der Skandal wurde bekannt, als die Bundesstaatsanwaltschaft im März 2020 Anklage gegen 27 Beschuldigte erhob, darunter gegen den Trainer Jason Servis, dessen Hengst Maximum Security 2019 als Erster beim Kentucky Derby ins Ziel gekommen, aber anschließend disqualifiziert worden war, weil er während des Rennens andere Pferde behindert hatte. Der Vorwurf gegen Servis: Er habe den Einsatz leistungsfördernder Substanzen auf umfassende und verdeckte Weise orchestriert. Nahezu alle Tiere in seiner Obhut seien betroffen gewesen. Die meisten Angeklagten warten noch auf ihren Prozess. Einige wurden jedoch bereits verurteilt. Einer der Beschuldigten erhielt 18 Monate Haft und musste mehrere Millionen Dollar an die Staatskasse als Wiedergutmachung bezahlen.

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