Nachrichten

#Die schwimmenden Retter gehen ans Netz

„Die schwimmenden Retter gehen ans Netz“

Wenn alles gut geht, kann Deutschland schon Anfang 2023 das erste flüssige Erdgas direkt ins Fernleitungsnetz einspeisen. Die Retter in der Energiekrise schwimmen derzeit noch auf den Oze­anen. Die vier LNG-Tanker der griechischen Reederei Dynagas und der norwegischen Reederei Höegh LNG sind mit einer besonderen technischen Fi­nesse ausgestattet. Sie transportieren nicht nur flüssiges Erdgas mit einer Temperatur von minus 162 Grad Celsius. Sie verwandeln es am Ziel auch wieder in Gas, das direkt ins örtliche Netz eingespeist werden kann. Dazu muss das LNG (Liquefied Natural Gas) mit Fingerspitzengefühl erwärmt werden, es dehnt sich beim Übergang in den gasförmigen Zustand auf das Sechshundertfache aus.

Mit diesen FSRU (Floating Storage and Regasification Unit) hätte Deutschland also erstmals eigene, wenn auch schwimmende LNG-Terminals zur Verfügung. Die „Transgas Force“ und die „Transgas Power“ der Reederei Dynagas, gebaut im vergangenen Jahr, wird Uniper betreiben, die beiden anderen Spezialschiffe ein Konsortium aus dem Energiekonzern RWE und dem auch in Deutschland tätigen niederländischen Pipeline-Betreiber Gas­unie. Uniper hat sich für das erste seiner Terminalschiffe für den Standort Wilhelmshaven in Niedersachsen entschieden, RWE und Gasunie zieht es mit einem Schiff ins schleswig-holsteinische Brunsbüttel. Die beiden anderen Standorte stehen noch nicht fest. Infrage kommen Stade, Rostock, Hamburg oder Lubmin, Endstation der Pipeline Nord Stream 1, durch die derzeit noch russisches Erdgas nach Deutschland strömt.

Es könnte so einfach sein, und möglicherweise stünden die Schiffe sogar noch früher zur Verfügung. Doch we­der in Wilhelmshaven noch in Brunsbüttel existieren bisher ausreichend di­mensionierte Ferngasleitungen, die ei­ne Anbindung an das gesamte Netz ha­ben. In Wilhelmshaven gilt es jetzt, eine 28 Kilometer lange Pipeline zu bauen. In Brunsbüttel braucht es sogar 68 Kilometer.

40 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr

Für die Leitung zwischen der Um­schlaganlage Voslap in der Deutschen Bucht vor Wilhelmshaven, die die chemische Industrie derzeit für den Im- und Export von Grundstoffen und Zwischenprodukten nutzt, und dem Erdgasleitungsnetz ist der Essener Pipe­line- Betreiber Open Grid Europe zu­ständig. Das Unternehmen, das auch den Erdgasspeicher Etzel be­treibt, hat bereits mit den Bauvorbereitungen begonnen. Angesichts der holprigen Genehmigungsverfahren er­­scheint das Ziel, sie Anfang 2023 in Betrieb zu nehmen, aber äußerst ehrgeizig. Die Kosten fürs Chartern der Schiffe und den Ausbau der Infrastruktur übernimmt der deutsche Staat. Sie werden mit vorerst drei Milliarden Euro angegeben.

Wenn die Pipeline fertig ist, können pro Jahr 8,5 Milliarden Kubikmeter Gas ins deutsche Netz fließen, das beispielsweise aus Qatar, den USA oder Nordafrika kommen könnte. Alle vier Schiffe schaffen, wenn sie einmal in Betrieb sind, 40 Milliarden Kubikmeter pro Jahr, genauso viel, wie Nord Stream 1 im vergangenen Jahr an Deutschland lieferte, 20 weitere Milliarden wurden an Nachbarländer weitergeleitet.

Wilhelmshaven wird deutsche Wasserstoff-Drehscheibe

Die Spezialschiffe sollen Deutschland bis zu zehn Jahre lang mit LNG versorgen. Parallel sind zwei landgestützte Terminals geplant, von denen eins ebenfalls in Wilhelmshaven und das zweite möglicherweise in Stade an der Elbe gebaut wird. Diese werden so ausgelegt, dass sie später auch flüssigen Wasserstoff abnehmen können. Dieser kann direkt in Kesselwagen der Bahn, LNG-Binnenschiffe oder Tanklaster fließen, sodass auch entfernte Regionen versorgt werden können. Ein Teil wird an Ort und Stelle regasifiziert und in Pipelines eingespeist.

Wilhelmshaven ist auserkoren, zur deutschen Wasserstoff-Drehscheibe zu werden. Dort wird zusätzlich ein Terminal errichtet, das gasförmiges Ammoniak abnehmen kann. Es soll in sonnenreichen Ländern aus Wasserstoff, der mit Sonnen- oder Windstrom erzeugt wird, und Stickstoff aus der Luft hergestellt werden. Ammoniak ist ein chemischer Rohstoff, aus dem beispielsweise Dünger hergestellt wird. Er lässt sich aber auch in Wasserstoff zurückverwandeln. Der Umweg könnte sich als sinnvoll erweisen, weil sich Wasserstoff erst bei minus 253 Grad verflüssigt, Ammoniak dagegen schon bei minus 33 Grad Celsius. Den Transport der wichtigen Mo­leküle würde das deutlich einfacher machen.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!