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#"Zu viele Filme werden unnötig in die Länge gestreckt": The Marvels-Regisseurin Nia DaCosta verrät, warum sie das mit ihrem Blockbuster verhindern wollte

The Marvels ist der letzte große Superhelden-Blockbuster des Jahres. Im Interview berichtet Regisseurin Nia DaCosta von der Entstehung des ambitionierten MCU-Crossovers.

Im März 2019 verwandelte sich Captain Marvel in einen Milliarden-Erfolg für das Marvel Cinematic Universe. Die Fortsetzung war reine Formsache. Ganz so einfach hat es sich das Franchise allerdings nicht gemacht. Statt Captain Marvel 2 trifft nun The Marvels in den Kinos ein – ein Crossover-Film, der drei verschiedene MCU-Projekte in einem Weltraum-Abenteuer zusammenführt. Über diesen beachtlichen Kraftakt habe ich mit Regisseurin Nia DaCosta im Interview gesprochen.

The Marvels vereint drei mächtige Superheldinnen: Regisseurin Nia DaCosta hat sie zusammengeführt

Brie Larson kehrt als Carol Danvers aka Captain Marvel zurück, während Figuren aus den MCU-Serien bei Disney+ wichtig werden. Auf der eine Seite: Kamala Kahn, die als Ms. Marvel New Jersey unsicher macht und von Nachwuchsstar Iman Vellani gespielt wird. Auf der anderen Seite steht die von Teyonah Parris verkörperte Monica Rambeau, die sich in WandaVision in eine Superheldin verwandelt hat.

Zusammengeführt werden die Superheldinnen von Regie-Entdeckung Nia DaCosta, ihres Zeichens die jüngste Filmemacherin in MCU. Nach dem Indie-Erfolg Little Woods erweckte sie zuletzt mit Candyman eine ikonische Horrorfigur zu neuem Leben. Mit 33 Jahren bringt sie jetzt einen 250-Millionen-Dollar-Blockbuster auf die Leinwand – inklusive einer immer hungrigen Monster-Tentakel-Katze.

Moviepilot: Ich habe 20 Minuten aus dem Film gesehen und die sahen ziemlich abgefahren aus. Was hat dich am meisten an The Marvels interessiert?

Nia DaCosta: Abgefahren trifft es gut. Das war einer der Hauptgründe, warum ich den Film unbedingt machen wollte. Marvel hatte etwas unglaublich Ambitioniertes vor und das hat meine Neugier geweckt. Außerdem fand ich die Beziehung zwischen den drei Frauen [Carol Danvers, Kamala Khan und Monica Rambeau] auf einer persönlichen Ebene sehr berührend. Ich mochte die Idee, dass sie erst zusammenfinden müssen, bevor sie am Ende des Films zu einem Team werden.

Brie Larson als Carol Danvers in The Marvels

An welchem Punkt bist du als Regisseurin und Co-Autorin an Bord gekommen?

Es gab bereits einen sehr detaillierten Entwurf, wie die Geschichte aussehen soll. Das Drehbuch stand zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht fest.

The Marvels ist eng mit Ms. Marvel und WandaVision verbunden. Wie funktioniert das Drehbuchschreiben, wenn so viele verschiedene Projekte – Filme und Serien – aufeinander einwirken?

Ohne die Hilfe von den Leuten bei den anderen Projekten geht das nicht. Es finden sehr viele Gespräche zwischen allen Beteiligten statt, da sich immer etwas verändert, gerade in der Postproduktion. Wir befinden uns in einem System aus ständigem Feedback. Es gibt wirklich so viele Feedbackschleifen. Wenn sich etwas bei den anderen ändert, müssen wir es anpassen. Und wenn sich bei uns etwas ändert, ziehen die anderen nach. Du kannst es dir wirklich wie ein langes, großes Gespräch vorstellen.

Wie hat dein Pitch damals für den Film ausgesehen? Und wie konntest du Kevin Feige davon überzeugen, dich als Regisseurin zu engagieren?

Mit sehr viel Verehrung. [Lacht] Im Grunde habe ich nur das aufgegriffen, was mich aus dem Entwurf des Films am meisten angesprochen hat. Es ging viel darum, wie ich mich als Filmemacherin in die Welt der Figuren einfühlen will, besonders im Hinblick auf die drei Hauptfiguren. Für mich waren Carol, Kamala und Monica wie drei Schwestern, die sich entfremdet haben und nach langer Zeit wieder zusammenfinden. Um diese Idee wollte ich die Geschichte erweitern. Ansonsten habe ich [Kevin Feige] erzählt, wie ich bestimmte Szenen und Set-Pieces umsetzen würde und das hat ihn überzeugt.

The Marvels ist dein erster Hollywood-Blockbuster mit einem Budget im dreistelligen Millionenbereich. Was hat sich bei der Produktion im Vergleich zu deinen vorherigen Filmen verändert?

Die Dreharbeiten dauern deutlich länger. Im Grunde dauert jeder Prozess länger als bei einem Indie-Film oder einem Film, der mit einem moderaten Budget bei einem Studio entsteht. Man arbeitet in einem komplett anderen System.

Kannst du dieses System beschreiben? Die große Frage, die ich mir immer stelle, ist: Kann man in so einem System seine kreative Stimme behalten?

Ich denke, auf gewisse Weise ist das absolut möglich. Am Ende nutzt du aber deine kreative Stimme, um etwas zu erzählen, das größer ist als du selbst. So bin ich an The Marvels herangegangen.

Teyonah Parris als Monica Rambeau in The Marvels

Was wolltest du dabei als Filmemacherin unbedingt ins MCU bringen?

[The Marvels] ist der erste Film, bei dem ich große Kampfszenen drehen konnte. Darauf habe ich richtig hingefiebert – endlich in der Lage zu sein, den Kanon der Kampfszenen mit meinen eigenen Ideen zu erweitern. Ich konnte mich in die Arbeit mit Effekten vertiefen und habe viel darüber nachgedacht, wie ich die Action im filmischen Raum umsetze. Bei The Marvels konnte ich Dinge tun, für die ich noch nie zuvor die Möglichkeit hatte. Ich hatte das Gefühl, hier kann ich meine Flügel ausbreiten.

Ich denke da zuerst an die Action-Sequenz, in der Carol, Kamala und Monica an drei verschiedenen Orten kämpfen und immer wieder den Platz tauschen.

Ja, genau! Das war sehr kompliziert zu drehen, aber ich hatte ein großartiges Team, das mich in jeder Hinsicht unterstützt hat. Wir haben lange darüber nachgedacht, wie dieser Kampf genau funktioniert, haben ihn auf seine einzelnen Bestandteile heruntergebrochen und dann überlegt, wie wir ihn umsetzen. Am Ende des Tages wusste jedes Department genau, was es zu tun hat.

Hast du dir Inspiration bei anderen Actionfilmen geholt?

Ich bin eher in die Comic-Geschichte eingetaucht und habe mir viele Comics angeschaut, die ich schon gelesen habe, konnte aber auch viel Neues entdecken. Davon habe ich mir das ausgeborgt, was für mich in Bezug auf die Figuren am meisten Sinn ergeben hat. Der Captain Marvel-Run von Kelly Thompson hat mich zum Beispiel sehr inspiriert. Der ist wirklich fantastisch. So habe ich Carols Geschichte gefunden –
und sie fällt deutlich düsterer aus als in den bisherigen Filmen, in denen sie auftrat. Bei Ms. Marvel haben mir besonders die ersten Ausgaben der Comics gefallen. Für Monica habe ich mir neben den Comics natürlich auch WandaVision genau angeschaut.

Ein wichtiger Name, der nicht vergessen werden darf, ist Goose. Die Katze bzw. der Flerken kam schon im ersten Teil vor, musste aber für die Fortsetzung neu besetzt werden, wenn ich das richtig verstanden habe?

Ja, das lag daran, dass wir den Film in Großbritannien [und nicht in den USA] gedreht haben. Man kann nicht so leicht die ganze Zeit mit Katzen international reisen, das ist logistisch sehr schwer. Also haben wir zwei neue Katzen gefunden, die Goose im Film verkörpern. Sie heißen Tango und Nemo und sind wundervoll!

Wie genau dreht man einen Marvel-Blockbuster mit zwei Katzen?

Das Wichtigste ist, dass man sich darum kümmert, dass es den Katzen gut geht, dass sie sich sicher fühlen und dass sie nicht verletzt werden. Wir drehen aber nicht alles mit den Katzen. In vielen Szenen, in denen Goose auftaucht, verschlingt er mit seinen Tentakeln ganze Menschen. Da Katzen das in unserer Welt noch nicht können, mussten wir oft auf digitale Doubles zurückgreifen. Im fertigen Film siehst du also eine Mischung aus den echten Tieren und ihren digitalen Ebenbildern.

Iman Vellani als Kamala Khan in The Marvels

Für einen gegenwärtigen Superhelden-Blockbuster wartet The Marvels mit einer überraschend kurzen Laufzeit auf. War das eine bewusste Entscheidung oder ist das einfach im Schneideraum passiert?

Ich persönlich wollte, dass der Film unter zwei Stunden bleibt. Denn ich finde es schön, wenn ein Film genau so lang ist, wie er sein muss. Zu viele Filme werden unnötig in die Länge gestreckt. Natürlich gibt es Geschichten, die mehr hergeben. Lawrence von Arabien zieht mich auch mit seinen vier Stunden komplett in den Bann. Bei The Marvels sind wir am Ende ganz natürlich auf unsere Laufzeit gekommen. Ich glaube, es sind jetzt eine Stunde und 45 Minuten. Und so kurz ist das auch wieder nicht, eigentlich eine sehr durchschnittliche Laufzeit.

Anfang des Jahres gab es Berichte, dass ihr Reshoots bei The Marvels gemacht habt. Was genau kann ich mir darunter vorstellen und wie hat sich der Film dadurch verändert?

Reshoots sind ein ganz natürlicher Teil des Prozesses. Sie werden von Anfang an in den Produktionsplan eingeplant. Das haben sie mir auch direkt gesagt, als ich mit meiner Arbeit begonnen habe. Seit 15 Jahren entstehen so die Filme von Marvel. Ich habe dem Prozess vertraut. Wenn man sich auf ein so großes Projekt einlässt, muss man das tun. Es ist schlicht ein weiterer Teil in der Entwicklung und Verfeinerung des Films, sodass am Ende der Film herauskommt, den du dann im Kino auf der Leinwand siehst.

Kannst du das an einem konkreten Beispiel mal durchspielen? Ab wann wisst ihr, dass ihr eine bestimmte Szene nochmal drehen oder eine völlig neue Szene hinzufügen müsst?

Das ist bei jedem Projekt anders. Wenn wir über Reshoots sprechen, geht es oft um einzelne Dinge. „Wäre es nicht schön, wenn wir diese Einstellung hätten? Oh, und hier würde ich gerne noch dieses Detail hinzufügen.“ Es handelt sich also eher um ergänzende Dreharbeiten. Wir stellen nicht den kompletten Film um. Es gehört einfach dazu. Wenn man in der Postproduktion die einzelnen Teile des Films zusammenführt, schaut man sich die Aufnahmen genau an und stellt irgendwann fest, dass hier und da noch etwas fehlt. Und dann trifft man diese Entscheidungen.

Nachdem du die vergangenen drei Jahre an The Marvels gearbeitet hast

auf was bist du am meisten stolz?

Am meisten stolz bin ich auf meine Crew, den Cast und vor allem auf die drei Frauen, die den Film auf ihren Schultern tragen. Was [Brie Larson, Iman Vellani und Teyonah Parris] durchgemacht haben! Jeden Tag haben sie ihre Körper aufs Spiel gesetzt, wurden gegen Matten geschleudert und an Drähten aufgehängt. Sie haben sich die Seele aus dem Leib gespielt

und das vor all den Greenscreens. Ich bin unglaublich stolz auf sie und alle, die diesen Film möglich gemacht haben.

The Marvels startet morgen, am 8. November 2023, in den deutschen Kinos.

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