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#Die Freiburger Furcht vor dem Absturz

„Die Freiburger Furcht vor dem Absturz“

Für einen kurzen Moment gab sich Christian Günter am späten Samstagnachmittag einer verrückten Phantasie hin, einem Ausflug ins eigentlich Undenkbare. „Wenn mir am Vieredreißigschte da obe stehn, dann würdsch mich hier jetz wahrscheinlich ned sehen“, erwiderte der Kapitän des SC Freiburg einem Journalisten, der nach dem 3:2-Sieg des Sportclubs in Leverkusen den Sprung des badischen Erfolgsteams an die Spitze der Bundesligatabelle angesprochen hatte.

Günter wollte mit dieser Antwort eigentlich darauf hinweisen, dass eben erst fünf Partien absolviert sind und die Tabelle damit keine große Aussagekraft besitzt, „wir können das alles noch gut einordnen“, sagte er. Aber so wenig das Tableau derzeit über die Titelchancen der Freiburger, der Dortmunder, der Münchner und des 1. FC Union verraten mag, so groß ist die Wirkung dieses Saisonstarts auf das Freiburger Befinden.

Erst zum zweiten Mal in seiner Klubgeschichte führt der SC die Bundesligatabelle an, nie gelang das so spät in der Saison, und das hilft den Freiburgern bei ihrem ewigen Ringen mit dieser badischen Furcht davor, dass ihr beeindruckendes Fußballprojekt plötzlich auseinanderbrechen könnte. „Wir wollen in einem Jahr, in dem wir Europapokal spielen, in der Liga bleiben und gute Europacup-Spiele machen“, beschrieb Trainer Christian Streich die Ziele für die kommenden Monate.

Freude im Freiburger Spiel

Diese Bescheidenheit hat viel mit einem alten Trauma zu tun. Als der SC 2013 zuletzt in der Gruppenphase der Europa League spielte, stürzte die Mannschaft in der Bundesliga ab, Streich war schwer mitgenommen, was ihm auch körperlich anzusehen war. Diese Erfahrung sitzt immer noch tief. Die zwölf bereits gesammelten Punkte verleihen dem Trainer und seiner Mannschaft nun ein angenehmes Gefühl der Unbeschwertheit.

In Leverkusen ließ sich gut beobachten, mit welcher Freude die Freiburger auf ihr Spiel gegen den aserbaidschanischen Klub Qarabag Agdam am Donnerstag vorausschauten, während die Leverkusener ein paar Meter weiter ziemlich freudlos über ihre lang ersehnte Rückkehr in die Champions League sprachen. Zum Auftakt trifft der Werksklub in Belgien auf den FC Brügge, „Mittwoch ist ein neues Spiel, ein neuer Wettbewerb, wir müssen weiter“, sagte Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes und wehrte sich gegen eine aufflammende Trainerdiskussion.

Leverkusens Trainer Gerardo Seoane musste abermals eine Niederlage mit seiner Mannschaft hinnehmen.


Leverkusens Trainer Gerardo Seoane musste abermals eine Niederlage mit seiner Mannschaft hinnehmen.
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Bild: AFP

Gerardo Seoane habe „die volle Rückendeckung“. Die Freiburger sind hingegen dank ihres Punktepolsters ganz gut geschützt vor dem Krisenstrudel, der Leverkusen erfasst hat. Fußballerisch sind sie trotz des einmaligen Tabellenbildes jedoch nur halb zufrieden.

Zwar steht der Klub vor Borussia Dortmund und dem FC Bayern, konstant wie eine Spitzenmannschaft gespielt haben sie aber nicht. Das 4:0 in Augsburg am ersten Spieltag hätte in der ersten Halbzeit auch eine ganz andere Richtung nehmen können, bei den 1:0-Siegen gegen Bochum und in Stuttgart halfen günstige Spielverläufe, und die erste Halbzeit in Leverkusen war schwach. „Ich kann die Spiele einordnen, wir machen einige Sachen gut und andere Sachen nicht so gut“, sagte Streich. „Wir können heute auch vier Tore kriegen, hatten einen guten Torwart, gute Innenverteidiger und das Glück.“ Neben einer bemerkenswerten Effizienz.

Umgang mit ruhenden Bällen

In Leverkusen hatte der neue Tabellenführer kaum Torchancen, das 1:1 durch Matthias Ginter (48.) sowie Ritsu Doans 2:3 (72.) fielen nach Eckbällen, und dem 1:2 von Michael Gregoritsch (51.) war ein schlimmer Fehler des Leverkuseners Edmond Tapsoba vorausgegangen. Auf konstant guten Fußball waren sie auf dem Weg an die Tabellenspitze also nicht einmal angewiesen, weil sie diese ganz besondere und über Jahre akribisch gepflegte Stärke haben: Sieben der zwölf Freiburger Pflichtspieltore im bisherigen Saisonverlauf fielen nach Standardsituationen, was mit einer ausgeprägten Leidenschaft der Assistenztrainer Lars Voßler und Florian Bruns zusammenhängt, die ständig neue Ideen zum Umgang mit ruhenden Bällen entwickeln.

Ko-Trainer Lars Voßler (rechts) nach der Partie mit Christian Streich.


Ko-Trainer Lars Voßler (rechts) nach der Partie mit Christian Streich.
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Bild: AFP

„Die machen das überragend“, sagte Streich, wies aber auch auf die Rolle der Spieler hin: „Uns hilft, dass viele schon seit Jahren bei uns sind und eine gute Abstimmung haben. Die können einfach gute Entscheidungen im Stress auf dem Platz treffen.“ Dass die Tore am Rhein dennoch sämtlich von Neuzugängen geschossen wurden, spricht für die große Integrationsfähigkeit dieser Mannschaft.

Traurig waren sie am Ende allein über die Verletzung von Roland Sallai, der sich während eines unglücklichen Zweikampfs mit Jonathan Tah eine Fraktur des Augenbodens zuzog und auf unbestimmte Zeit ausfallen wird. Aber der Kader hat eine Breite, die es noch nie gab beim Sportclub, was sich nicht zuletzt an der Reservemannschaft erkennen lässt.

Dort spielten am Samstag die fest zum Bundesligateam gehörenden Lukas Kübler, Daniel Kofi-Kyereh und Merlin Röhl, um Spielpraxis zu sammeln, um zum 1:0-Erfolg gegen Ingolstadt und zum Sprung auf einen Aufstiegsplatz beizutragen. Es ist ein bemerkenswerter Zufall, dass damit auch die Reservemannschaft so gut dasteht wie noch nie.

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