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Die Straße gehört ihnen

Irgendwo inmitten der Lichter der einst so stolzen Detroiter Skyline schimmert in den Achtzigerjahren noch das Versprechen des „American Dream“. Von Aufstieg, Freiheit und Wohlstand träumen auch die Brüder Demetrius (Demetrius Flenory Jr.) und Terry (Da’Vinchi), wenn sie nachts am Detroit River auf die glitzernden Hochhäuser am anderen Ufer schauen. Ihre Realität ist eine andere: Die Eltern können die Rechnungen nicht bezahlen, im Viertel herrschen Armut und Gewalt. Als der Nachbarschaftsdealer einladend die Tür seines Sportwagens öffnet, nimmt der Berufsweg der jungen Brüder eine drastische Wendung. „Wir haben uns den Hustle nicht ausgesucht – der Hustle kam zu uns“, eröffnet „Black Mafia Family“ mit einem Zitat von Demetrius „Big Meech“ Flenory, der in der Serie von seinem Sohn Demetrius „Lil Meech“ Flenory verkörpert wird. Die Handlung der Serie basiert lose auf der wahren Geschichte seines Vaters – dem Gründer der „Black Mafia Family“ (BMF), bis heute ein mächtiges Drogenimperium.

Auf ihrem unvermeidlichen Weg an die Spitze müssen Demetrius und Terry zunächst konkurrierende Gangs übertrumpfen, den Behörden entwischen und abends pünktlich zu Tisch das Vaterunser aufsagen. Ein gefährlicher Spagat für die Brüder, denn Lamar (Eric Kofi-Abrefa), unlängst aus dem Gefängnis entlassen, erhebt Anspruch auf sein altes Verkaufsgebiet. Der Ton ist rau, so richtig gut kommt in dieser Serie niemand miteinander aus. Denn für das Recht, an der Ecke der 12th Street Drogen zu verkaufen, wird geschossen und gestorben. Es gibt kein Verhandeln und keine Kompromisse, nur die goldene Regel der Straße: Wer zuerst schießt, hat gewonnen.

Geld, Frauen, Autos

Der materielle Exzess der jungen Prot­agonisten schlägt sich erwartbar in Geld, Frauen und Autos nieder. Für moralische Fragen bleibt wenig Platz, die Drogen sind das Mittel zum Aufstieg. Die Sporttasche, die „Lil Meech“ kopfnickend zum Beat voll mit Kokainpäckchen stopft, könnte genauso gut voller Legosteine sein. Die Konsequenzlosigkeit des Handels mit der heißen Ware wirkt angesichts der von einer Opiumkrise zerrütteten USA seltsam eindimensional. Der Produzent Curtis Jackson (besser bekannt als Rapper „50 Cent“) weist bei einem Presseauftritt auf die Grenze zwischen Unterhaltung und Realität hin: „Wenn du Forensic Files guckst, denkst du danach auch nicht, dass du jemanden umbringen solltest.“ „Black Mafia Family“ basiert nur oberflächlich auf den Erzählungen Flenorys, der das Drehbuch (Terri Kopp) autorisiert hat. Was zu Unterhaltungszwecken fiktionalisiert und serientauglich gemacht wurde, bleibt der Interpretation des Zuschauers überlassen.

Die Stärke der Serie liegt anderswo: Wenn „Lil Meech“ und seine Crew im matt lackierten Mercedes zu schepperndem Hip-Hop durch die Straßen rollen, wirkt das Set- und Kostümdesign der Serienkonkurrenz geradezu blass. „Black Mafia Family“ reiht sich nahtlos in die popkulturell zurzeit allgegenwärtige Achtziger-Jahre-Nostalgie ein: Dua Lipa und The Weeknd spielen Disco-Synth im Radio, „Stranger Things“ erobert bald schon wieder Netflix, sogar der Vokuhila scheint zurück. „BMF“ versucht es mit ähnlichem Charme und einer detailreichen Hommage an afroamerikanische Kultur und ihren Alltag. Die Trainingsanzüge sind von Sergio Tarquini, der Goldschmuck ist überdimensional – sogar die Sprachgebung in ihrem Motown-Slang erscheint passgenau.

An ihrer glitzernden Oberfläche zehrt die Serie also von dem schnellen Erfolg, den sie darstellen will, während sie ihre Schwächen genau unter dieser Hochglanzverpackung versteckt: Vor allem die Dialoge sind trotz atmosphärischer Sprachfärbung meist aggressiv-oberflächlich. Die Schauspieler tun, was sie können – nur ist es eben meist dasselbe: Wut und Neid der Charaktere wirken als Motor, ähnlich wie in vielen klassischen Mafia-Aufstiegsgeschichten.

Nach den ersten Folgen von „Black Mafia Family“ sucht man vergeblich nach den Ebenen, auf denen bereits „Breaking Bad“, die „Sopranos“ oder „Narcos“ Moral, Familie und Schuld im Drogenhandel aushandelten. Gastauftritte – nicht nur musikalisch – etwas in die Jahre gekommener Künstler wie Snoop Dogg und Eminem verstärken den Eindruck, dass die Serie im vergangenen Jahrzehnt besser aufgehoben gewesen wäre. Die Geschichte des echten Demetrius Flenory endete hinter Gittern. Kein Happy End, auch nicht für Detroit. Dort schimmert längst nichts mehr, schon gar kein amerikanischer Traum. Die Stadt ist so pleite, dass sie sich vor wenigen Jahren ihre eigene Straßenbeleuchtung nicht mehr leisten konnte. Für „BMF“ hat Starzplay die zweite Staffel allerdings schon bestellt. Vielleicht findet ihr Personal darin noch den Weg in unsere Zeit.

Black Mafia Family – BMF läuft bei Starzplay.

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