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#Die Strippenzieherin

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Die Strippenzieherin

Wenn Carrie Symonds ihr Haus in der Downing Street, Nummer 10, betritt, muss sie nicht mehr in Gesichter blicken, die ihr missfallen. Boris Johnson, der Mitbewohner, hat diese Leute entlassen. Wenn sie dann die Treppe hochsteigt und die Privatwohnung aufschließt, die sich über die Nummer 11 erstreckt, plagt sie auch nicht mehr das Erbe der Vormieterin. Symonds hat aufgeräumt mit Theresa Mays „John-Lewis-Einrichtungsalptraum” (John Lewis ist Britanniens größtes Kaufhaus) und alles exquisit renovieren lassen. Zugespitzt könnte man Symonds’ bisheriges Wirken am britischen Regierungssitz in einem Satz zusammenfassen: Erst ersetzte sie das Personal, dann das Mobiliar. Was, möchte man fragen, kommt als Nächstes?

Jochen Buchsteiner

Unter den First Ladies des Vereinigten Königreichs nimmt Symonds schon jetzt eine Sonderrolle ein. Sie ist die erste, die ohne Trauschein in die offizielle Amtswohnung eingezogen ist. Der fehlt bis heute, denn eine Hochzeit, murmelte Johnson kürzlich, komme für Carrie erst in Frage, wenn sie angemessen gefeiert werden könne. Also pompös. Also nach Corona. Verglichen mit ihren Vorgängerinnen ist Symonds vor allem eines: mehr. Sie ist (noch) ehrgeiziger als Cherie Blair, (noch) aktivistischer als Sarah Brown und (noch) posher als Samantha Cameron. Mit dem unauffälligen First Gentleman Philip May möchte man sie gar nicht in einem Atemzug nennen.

Die Sache mit der Renovierung ist der jüngste Miniskandal. Das Londoner Society-Magazin „Tatler“ brachte gerade ans Tageslicht, dass Symonds für die Neugestaltung der Wohnung stolze Summen in die Hand genommen habe, unter anderem, um die Stoffe und Tapeten der unter Champagner-Ökos beliebten Designerin Lulu Lytle bezahlen zu können. Gleichzeitig enthüllte die „Daily Mail“, dass Symonds nach Wegen suche, das Geld wieder einzuspielen. Dabei entwickelte sie die pfiffige Idee, ihre Erfahrungen als Charity-Organisatorin zu nutzen und eine „Downing-Street-Stiftung“ ins Leben zu rufen. Die Regierung will dies nicht kommentieren, aber auch nicht dementieren. Dabei weiß die „Daily Mail“ sogar schon, dass Johnson den steinreichen Lord Brownlow als Stiftungschef im Auge hat.

„Verschwendung und Filz“

Das kommt natürlich nicht bei allen gut an. Der „Guardian“ fragte Alistair Graham, der einst das „Komitee für Maßstäbe im öffentlichen Leben“ geleitet hatte, wie ein solcher Vorstoß zu bewerten sei. „Ich wäre überrascht, wenn es rechtens wäre, einen Wohltätigkeitsverein zu gründen und Steuervorteile zu erhalten für die Wohnung eines Staatsdieners“, sagte dieser – und fügte an: „Monströs!“. Eine Abgeordnete der Labour Party sprach von „Verschwendung, Kumpelwirtschaft und Filz“ in der Downing Street. Weiter entfernt von den Sorgen der Corona-geplagten Bevölkerung könnten Johnson und seine Verlobte gar nicht sein. Symonds muss sich da ziemlich missverstanden fühlen. Sie will schließlich die Sitzungsräume des historischen Amtssitzes in die Initiative einzubeziehen und sie damit unter Denkmalschutz laufen lassen.

Wo Lady Macbeth ihren braven Mann zum Jagen trug, versucht Symonds das Gegenteil: Sie will ihren Jäger domestizieren.


Wo Lady Macbeth ihren braven Mann zum Jagen trug, versucht Symonds das Gegenteil: Sie will ihren Jäger domestizieren.
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Bild: dpa

Ist mal wieder üble Nachrede im Spiel? Wird da ein ehrenwerter Vorstoß einer immerhin studierten Kunsthistorikern ins Zwielicht gerückt, nur weil die Frau vielen nicht passt? Symonds eckt an, so viel ist sicher, und zwar in nahezu allen denkbaren Lagern. Linke können sie schon deshalb nicht ausstehen, weil sie sich Boris Johnson ausgesucht hat; sie finden dann aber auch wieder ganz gut, dass sich Symonds für das Klima, seltene Tiere und die Ozeane einsetzt. Genau das nervt manche auf der anderen Seite des politischen Spektrums, die aber ansonsten den flamboyant-damenhaften Stil der früheren Tory-Kommunikationsschefin durchaus zu schätzen wissen. EU-Hasser halten Symonds für zu wenig „brexity“, und Feministinnen ist ein Dorn im Auge, dass sie im schützenden Schatten eines (24 Jahre) älteren Mannes agiert.

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