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#Die syrische Friedensinitiative hat die Zerstörung satt

„Die syrische Friedensinitiative hat die Zerstörung satt“

Es war vor zwölf Jahren, im Jahr vor dem Aufstand in Syrien, da saß ein hoher Vertreter des Assad-Regimes in der Hauptstadt Damaskus mit einem griechischen Diplomaten zusammen. Das Gespräch drehte sich um ein mögliches Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union. Griechenland steckte schon in der Staatsschuldenkrise, und der Damaszener Spitzenfunktionär erklärte so süffisant wie selbstbewusst: „Um die syrischen Finanzen steht es deutlich besser.“

Heute ist die Führung um Baschar al-Assad mit Sanktionen belegt, Syrien zerstört und ausgeblutet. In Athen sitzt ein Syrer aus einflussreicher Familie, der in Assads Reich lebt, in einem Restaurant und sagt: „Wir sind wieder im Mittelalter angekommen – nein, in der Steinzeit.“

Der Mann ist in die griechische Hauptstadt gereist, weil er der syrischen Selbstzerstörung nicht tatenlos zusehen will. Er ist Teil einer Gruppe, die sich nicht damit abfinden möchte, dass die hasserfüllten Erzählungen des Regimes oder der islamistischen Rebellenmilizen die Zukunft ihres Landes bestimmen. Dessen Lage ist dramatisch, und sie spitzt sich immer weiter zu. Millionen Menschen wurden vertrieben, die syrische Währung hat etwa neunzig Prozent ihres Wertes verloren, die meisten Menschen leben in Armut, viele leiden Hunger.

Weder für Assad noch für die Milizen

„Rat der syrischen Charta“ nennt sich die Runde. Man trifft sich ab und zu in europäischen Städten, diesmal für einige Tage in einem alten Anwesen der griechischen Hauptstadt. Assad-Gegner, die im Ausland leben, sind ebenso gekommen wie Persönlichkeiten aus den vom Regime kontrollierten Gebieten. Hier treffen sich Stammesführer mit Vertretern von Minderheiten, sunnitische Städter mit Angehörigen der alawitischen Elite, also der Bevölkerungsgruppe des syrischen Präsidenten.

Sie alle möchten den Krieg beenden, die Bevölkerung versöhnen, einen neuen Gesellschaftsvertrag entwerfen, sehen sich als Vertreter des „grauen Syriens“: jener Leute, die mit Assad so wenig anfangen können wie mit der bewaffneten Opposition. Niemand hat sie gewählt, aber ihre Stimme hat Gewicht. Informelle Strukturen und gesellschaftliches Renommee waren in Syrien immer von Bedeutung, das hat auch der Krieg nicht geändert.

Versöhnungsprozess der UN bisher ergebnislos

Die Arbeit begann im Verborgenen. Alawitische Würdenträger versuchten, sich aus dem faustischen Pakt mit dem wankenden Regime zu befreien. Sie taten sich mit Führungspersönlichkeiten aus anderen Teilen der syrischen Gesellschaft zusammen, erarbeiteten mit ihnen einen Verhaltenskodex für friedliche Koexistenz, den die Initiative Ende 2017 billigte. „Keine Seite ist unschuldig“, heißt es darin. Der Krieg habe nur Verlierer geschaffen. Niemand solle für die Verbrechen seiner Bevölkerungsgruppe verurteilt werden, die Schuld trügen Individuen, nicht Volksgruppen.




Im Jahr 2018 wagte die Initiative erste Schritte in die Öffentlichkeit. Im Frühjahr 2019 wurde der „Rat der syrischen Charta“ in Berlin offiziell begründet. Jetzt arbeitet er daran, auch eine politische Rolle ausfüllen zu können, zum Beispiel als Vermittler. Denn der offizielle, von den Vereinten Nationen organisierte „politische Prozess“ scheitert seit Jahren an der Totalblockade durch das Regime. Westliche Diplomaten tun sich längst schwer zu erklären, warum er überhaupt noch weitergeführt wird. Mamduh al-Tahhan, Stammesführer aus Qunaitra, Assad-Gegner und selbst Mitglied des unter UN-Vermittlung eingesetzten Verfassungskomitees, verhehlt nicht, dass man feststecke.

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