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#Die Tücken der Online-Klausuren

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Die Tücken der Online-Klausuren

Das Sommersemester 2020 war für Studierende wie Lehrende eine große Herausforderung. Ungewohnte Formen des digitalen Unterrichtens mussten erprobt werden. Als besondere Schwachstelle mit zum Teil gravierenden Folgen erwiesen sich dabei Online-Prüfungen aus der Ferne. Ein Vorfall an der Technischen Universität München (TUM) etwa legt eine Reihe von Tücken bei digitalem Prüfen auf Distanz bloß: Ende September soll im Studiengang Elektro- und Informationstechnik eine Wiederholungsklausur im Fach Analysis2 geschrieben werden, ein Pflichtmodul, eine gefürchtete Hürde in dem zulassungsfreien Studium. Die Prüfung wird online absolviert. Für die Elektrotechnik-Fakultät ist dieses Angebot im Corona-Semester neu. Zu einem festen Zeitpunkt sollen sich die Prüflinge an ihren heimischen Computern einloggen, ein Dokument öffnen und die Aufgaben am Bildschirm oder handschriftlich mit anschließender digitaler Übermittlung lösen. Doch fünfundsiebzig Minuten vor Beginn der Klausur kommt eine Mail vom Übungsleiter: „Aufgrund eines technischen Problems“ müsse die Klausur verschoben werden. Wenige Stunden später wird in einer weiteren Nachricht der Grund genannt: Es waren „Prüfungsaufgaben vorzeitig kurzzeitig online zugänglich“; der Übungsleiter entschuldigt sich „in aller Form“.

Uwe Ebbinghaus

Nadine Bös

Nadine Bös

Redakteurin in der Wirtschaft, zuständig für „Beruf und Chance“.

Für die Studierenden ist diese Panne bei allem Verständnis für die besondere Lage im Sommersemester 2020 ärgerlich. Sie haben sich punktgenau auf diesen Termin vorbereitet, einige Prüflinge schreiben in studentischen Foren, sie hätten eine ärztliche Behandlung, ihren Urlaub oder Studentenjobs auf den Klausurtermin abgestimmt, der nun auf Mitte Oktober verschoben werden muss. Schon bei der ebenfalls online abgehaltenen Hauptklausur Ende Juli war es zu Irritationen bei den Studierenden gekommen. So hatten einige – deutschlandweit sicher kein Einzelfall – Schwierigkeiten beim Hochladen der bearbeiteten Prüfungsaufgaben. Die von betroffenen Studenten erbrachten Bild-Nachweise oder ihre schriftlichen Erklärungen, dass die Klausur zwar in der vorgegebenen Zeit bearbeitet, aber wegen Übertragungsproblemen nicht rechtzeitig hochgeladen werden konnte, wurden dem Prüfungsausschuss zur Entscheidung vorgelegt. Im besten Fall wurde der Prüfungsversuch dann nicht gezählt.

Für die Studierenden erweist es sich als bitter, dass sowohl ihre technischen Probleme als auch die der Prüfungsinstanz zu ihren Ungunsten verliefen. Eine Chance, universitätsintern das passende Feedback zu geben, haben sie nur bedingt: Die verpflichtende Evaluation von Lehrveranstaltungen ist in diesem Semester wegen der besonderen Umstände ausgesetzt. Universitätsweit ist nach Auskunft der TUM-Pressestelle aber eine übergreifende Befragung für Ende Oktober geplant.

Umgang mit Täuschungsversuchen

Doch nicht überall gab es große Anpassungsschwierigkeiten bei Online-Prüfungen in der Pandemiezeit. An der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz etwa bestehen schon lange Erfahrungen mit elektronischen Klausuren. „E-Klausuren sind bei uns an der Universität ziemlich normal“, sagt etwa Lennart Lüdke, der dort im dritten Semester Publizistik und Politikwissenschaften studiert und Mitglied im Asta ist. Zwar habe der Asta keine Umfragen unter Studierenden gemacht. Lüdke berichtet aber aus persönlicher Erfahrung durchaus Positives: „Es gab dieses Semester E-Klausuren, die am heimischen PC geschrieben wurden. In meinem Fall hat das ziemlich gut funktioniert.“

Stefan Röhle, der die zuständige Abteilung im Mainzer Zentrum für Datenverarbeitung leitet, war überrascht, wie verhältnismäßig reibungslos die Klausurphase ablief. „Natürlich hatten wir viel Erfahrung mit elektronischen Prüfungen“, sagt er und verweist auf ein eingespieltes Team und einen acht Personen starken technischen Support aus wissenschaftlichen Hilfskräften, die normalerweise die E-Klausuren vor Ort überwachen und nun für Distanz-Klausuren eingesetzt wurden. „Aber vor Corona wurden E-Klausuren bei uns allesamt in Hörsälen unter Aufsicht an Computern der Universität absolviert. Dass sie an komplett unterschiedlichen Geräten und von zu Hause aus ohne Aufsicht gelöst wurden – das war auch für uns Neuland.“ Technische Probleme seien aber nur in Einzelfällen an ihn herangetragen worden. Täuschungsversuche könne die Uni in Distanzprüfungen zwar nicht völlig ausschließen; allerdings seien viele der „Take-Home-Prüfungen“ als sogenannte Open-Book-Klausuren konzipiert, die mit Hilfsmitteln bearbeitet werden können und sollen. „Gegen Täuschungsversuche konnte von der Uni wenig unternommen werden, man musste aber eine Erklärung abgeben, dass man die Klausur allein und nur mit zugelassenen Hilfsmitteln schreibt“, berichtet Student Lüdke.

Tatsächlich sind anderswo Täuschungsversuche schon zum Problem geworden: So flog an der Hochschule Neu-Ulm kürzlich auf, dass anscheinend 35 Studierende in einer digitalen Prüfung voneinander abgeschrieben hatten. Viele Unis sind mit Blick auf Distanzprüfungen denn auch zurückhaltend. An der RWTH Aachen etwa wird auch während der Pandemie weitgehend normal geprüft, in vielen aufeinanderfolgenden Kleingruppen in großen Räumen mit Trennwänden, Masken, Abstand und unter Aufsicht, berichtet Marcus Gerards, der dort die Abteilung „Medien für die Lehre“ leitet. Für die wenigen Fälle von Risikopatienten unter den Prüflingen habe die Uni freiwillige Distanzprüfungen mit „Online-Proctoring“ angeboten. Dabei werden die Studierenden während der Prüfung über ein Videokonferenzsystem überwacht. Das sei „sehr anstrengend“ für Prüfling wie Aufsicht, aber die einzige Möglichkeit, das Schummeln zu verhindern. Open-Book-Klausuren seien zwar theoretisch eine Möglichkeit, aber nicht so leicht zu konzipieren. Sie haben auch für die Lehrenden so ihre Tücken.

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