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#Die vielen Gesichter des Oliver Glasner

Die vielen Gesichter des Oliver Glasner

Der neue Tonfall, auf den sich die Spieler der Frankfurter Eintracht einstellen dürfen, wird ein feiner und doch sehr bestimmter. Oliver Glasner ist in der öffentlichen Wahrnehmung kein Lautsprecher des bezahlten Fußballs. Daraus zu schließen, dass er tendenziell eher leise und nett bleibt, wäre jedoch ein Denkfehler.

Mit Glasner wechselt ein Cheftrainer vom VfL Wolfsburg zur Eintracht, der seinen Finger behutsam in Wunden legt. „Ich möchte jeden Spieler jeden Tag besser machen“, verspricht der Österreicher gerne. Das klingt hochtrabend, entspricht aber seinem Naturell. Im Trainingsalltag kann aus dem introvertiert wirkenden Glasner eine echte Kratzbürste werden. Er erinnert jeden Spieler, unabhängig von dessen Prominenz und Marktwert, an seine jeweilige Aufgabe sowie den gewünschten Beitrag zum Großen und Ganzen.

Der Erstaunliche am jüngsten Erfolg von Glasner bleibt: Auf dem Wolfsburger Weg bis in die Champions League hat es der sportliche Vordenker geschafft, nahezu alle Spieler im Kader mit auf die Reise zu nehmen und bei Laune zu halten. Seine taktischen Vorgaben waren dem harten Kern der Mannschaft zuweilen zu steif. Die Grundsortierung der Defensive wurde mannschaftsintern auch bemängelt.

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Glasner war schlau genug, darauf rechtzeitig zu reagieren und sich selbst zu korrigieren. Abgesehen von zwischenzeitlichen Meinungsverschiedenheiten über die Transferpolitik des Vereins: Was Glasner und der mit ihm angeeckte Geschäftsführer Jörg Schmadtke gemeinsam geschafft haben, sind ruhige und behutsame Schritte. Schrille Töne und große Schlagzeilen konnten lässig umdribbelt werden. Vielleicht war das in der Saison 2020/21 der feine Unterschied zu anderen Erstligavereinen, die sich auf der Zielgeraden der Saison haben ablenken lassen.

An der Frage, ob Glasner eher ein Pedant, Detailliebhaber oder Taktikfuchs ist, kann man sich lange reiben. Das Feedback aus der Wolfsburger Mannschaft nach zwei gemeinsamen Jahren lautet, dass dieser Trainer für Transparenz sorgt, viel kommuniziert und auf vermeintliche Kleinigkeiten großen Wert legt. Am Ende einer Saison unter dem 46 Jahre alten Salzburger Glasner wird es vom Torhüter bis zum nachrückenden Talent nur wenige geben, die nicht verstanden haben, welche Rolle ihnen zugedacht ist und welcher Beitrag von ihnen erwartet wird.

Der Übergang vom kontrollierten Ballbesitz in den kreativen Spielaufbau war vielleicht ein Manko, das in Wolfsburg zuletzt nicht behoben werden konnte. Aber Glasner hat es in jedem Fall geschafft, das Gesamtkunstwerk Fußball in einzelne Aspekte zu unterteilen und die entsprechenden Aufgaben zielgerichtet zu verteilen. Sie wurden angenommen und so gut gelöst wie lange nicht mehr in Wolfsburg.

Der Mitmensch und Kollege Glasner ist keiner, dessen Art einer modernen Fußballfirma wie Eintracht Frankfurt automatisch Sympathie und Reichweite beschert. Der neue SGE-Mann an der Seitenlinie glänzt eher im Stillen, arbeitet mediale Fragen professionell ab und mag den Boulevard nur bedingt bedienen. Bis zu seinem letzten Arbeitstag war Glasner mit Fragen zu seiner Zukunft, zum Zoff mit Schmadtke und einer möglichem Ausstiegsklausel gelöchert werden. Dem mit stoischer Ruhe und einer großer Portion Sachlichkeit zu begegnen, war eine reife Leistung.

Beides ist mit dem Einzug in die Champions League belohnt worden, deren besondere Würze ausgerechnet Glasner vorerst nicht genießen kann.

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