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#„Die Welt spielt verrückt“

„Die Welt spielt verrückt“

Herr Friedmann, Engpässe hier, Preisexplosionen da – in diesem Umfeld sitzt man mit Kunden in vielen Branchen doch zwischen allen Stühlen. Können Sie noch ruhig schlafen?

Letztes Jahr hat mir tatsächlich das ein oder andere den Schlaf geraubt. Da ging es ja wirklich um existenzielle Probleme. Man sah die schrecklichen Bilder aus Italien und wusste nicht, wie lebensbedrohlich die Lage durch das Coronavirus noch wird. In dieser Situation kam dann auch noch während einer Führungskräftekonferenz die Sorge auf, dass in Italien unsere Kunden ihre Rechnungen nicht bezahlen könnten. Da machen wir einen Monatsumsatz von über 100 Millionen Euro. Wie lange würde man so etwas aushalten können? Die Zeit im März, April 2020 werde ich nie vergessen. Verglichen damit, wirken die aktuellen Sorgen beherrschbar.

Die derzeitigen Lieferengpässe sind doch eine tatsächliche Krise, oder?

Es ist ja schon bemerkenswert: Auf der einen Seite haben wir eine fast überbordende Konjunktur – auf der anderen Seite sind die Verwerfungen in den Lieferketten so groß wie noch nie. Die Welt spielt verrückt. Alles geht auf die Corona-Krise zurück. Im ersten großen Lockdown wurden vielfach die Kapazitäten reduziert, danach gab es einen Nachholbedarf, zum Teil auch zusätzlichen Bedarf, etwa durch die Digitalisierung. Schon dieser Überbedarf hätte zu Pro­blemen geführt, aber dazu kommt noch der Klopapier-Effekt: Wenn etwas knapp ist, versucht man Vorsorge zu treffen. Man bestellt 10, weil man fürchtet, nur 3 oder 5 zu bekommen, das gibt es gerade oft. So entsteht aus der Vielzahl der jeweils nur kleinen Bestellungen durch diese Abweichungen vom Normalen der sogenannte „Bullwhip“-Effekt, der große Peitschenschlag am Ende der jeweiligen Lieferkette.

Sind das nur Ausreden, wenn es heißt, die Chips seien knapp wegen der Winterstürme in Texas, Trockenheit in Korea und eines Brandes in Japan?

Im Pech kommt das Unglück dazu. Weil alles schon so am Anschlag war, bekommt jede zusätzliche Belastung eine ungeheure Wucht. So ist das ja auch mit den Frachtkosten, die jetzt gleichzeitig ins Unermessliche gestiegen sind. Die Frachtrate für einen Container von Schanghai nach Rotterdam kostet jetzt mehr als 12.000 Euro, vor Corona waren es weniger als 2000 Euro – das Sechsfache. Das ist irre.

Würth-Chef Robert Friedmann


Würth-Chef Robert Friedmann
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Bild: Würth Gruppe

Wie zeigt sich diese Krise konkret bei Würth?

Reinhold Würth hat zwar selbst gesagt, dass er so etwas in seinen 72 Berufsjahren noch nie erlebt hat, aber er strahlt eine enorme Ruhe aus, und das ist sehr hilfreich. Wir haben im Lockdown, im Mai 2020, eine Anleihe über 750 Millionen Euro platziert, was in dieser unsicheren Zeit für große Stabilität gesorgt hat. Wir haben unsere Kapazitäten nicht reduziert, sondern alle Beschäftigten behalten, und das hat uns einen Vorteil verschafft. Wir können jetzt von der guten Konjunktur profitieren und erhöhen den Marktanteil.

Wenn man mal auf ein einzelnes Produkt schaut, dann hat sich zum Beispiel die Nachfrage nach unseren Assy-Schrauben, die im Holzbau verwendet werden, um über 50 Prozent erhöht. Das ist aber wieder­um eine echte Herausforderung, denn es ist schwierig, die Kapazitäten zu erhöhen: Wenn man dafür Maschinen bestellt, kommen die auch erst in 12 bis 18 Monaten.

Also, im Klartext: Ihre Kunden bekommen nicht immer alles, was sie bestellen?

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