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#Die wichtigsten Ausstellungen in Berlin: Was ihr euch jetzt anschauen solltet

Die wichtigsten Ausstellungen in Berlin: Was ihr euch jetzt anschauen solltet

Kunst drinnen oder draußen ist im Sommer keine Frage: Großen Museen bieten auch Sonnenscheuen Kühlung und Schatten, da sie ihre Sammlungen gut konservieren müssen – gerade das Fett in den Installationen von Joseph Beuys. Andere Ausstellungshäuser haben unter freiem Himmel Platz für weniger empfindliche Kunst. Das freut Sonnenanbeter:innen. Und wenn es gut läuft, fließt die Havel gleich nebenan.

Wir sagen euch, welche Ausstellungen gerade besonders wichtig sind, welche Berliner Museen und Galerien ihr unbedingt sehen solltet.


Wiedersehen macht Freude: Joseph Beuys

Joseph Beuys, Unschlitt/Tallow, 1977 (Detail), Talg (Stearin, Paraffin), ungesättigtes Tierfett, Gips, Chromel-Alumel-Thermo-
Elemente mit Ausgleichselementen, Digitalmillivoltmeter, Wechselstromtransformator (elektrische Schneidevorrichtung),
elektronische Temperaturmessgeräte, Temperatur-Messskalen, metallische Elemente, Holzpodeste, 6-teilig, variabel

Foto: Jan Windszus / 1995 erworben durch das Land Berlin, Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Joseph Beuys/VG Bild-Kunst, Bonn 2021

In Düsseldorf, wo Joseph Beuys lebte, lehrte und 1986 starb, haben die Feierlichkeiten zu seinem 100. Geburtstag (am 12. Mai) bereits begonnen. Nordrhein-Westfalen lässt den Künstler mit der Ausstellungreihe „Beuys 2021“ hochleben. Museen in 14 Städten von NRW machen mit: Krefeld, seine Geburtsstadt, widmet sich dem Ready Made bei Beuys und Duchamp, Wuppertal der Aktionskunst und Bonn seiner Idee von „Sozialer Plastik“. Zu den Koordinatoren des Museumsreigens gehört der Berliner Kurator Eugen Blume, der in Berlin bis 2016 das Museum Hamburger Bahnhof leitete.

Nun zieht die Hauptstadt nach: Am 13. Juni beginnt an Blumes ehemaligen Stammhaus die Berliner Geburtstagsschau. „Von der Sprache aus“ heißt sie, und tatsächlich geht es um Reden, Sprechen, Vortragen, Stammeln, Schweigen und Schreiben in Beuys Werk – in sieben Kapitel, mit 25 Werken und Großwerken sowie zahlreichen Fotos, Plakaten, Postkarten und Filmen. Die meisten Exponate stammen aus den Staatlichen Museen. Vor allem Kupferstichkabinett und Kunstbibliothek hüten Beuys-Dokumente und Arbeiten auf Papier. Kuratiert hat die Ausstellung Nina Schallenberg, seit 2017 am Hamburger Bahnhof und dort auch für die Sammlung Marx mit deren Beuys-Werken zuständig. Man darf sich freuen auf ein Wiedersehen mit dem Künst, der in René Blocks New Yorker Galerie einen lebenden Koyoten traf, und auf die Aufnahme, in der Beuys gemeinsam mit Kollegen 1968 endlos lang „Ja, Ja, Ja, Nee, Nee, Nee“ sagt, selbstredend in tiefstem Rheinisch, was klingt wie „Näh, näh, näh“.

  • Hamburger Bahnhof Invalidenstr. 50/51, Tiergarten, Di-Fr 10-18, Sa/So 11-18 Uhr, 14/ 7 €, bis 18 J. frei, Buchung www.smb.museum/tickets, 13.6.-19.9.

Design und Kunst: Hella Jongerius

Hella Jongerius: „Kosmos weben“, Ausstellungsansicht mit der Installation „Dancing a Yarn“, 2021.
Foto: Laura Fiorio / Gropius Bau / Hella Jongerius/VG Bild-Kunst 2021

Der Gropiusbau übertrifft sich selbst: Neben der Ausstellung der japanischen Küsntlerin Yayoi Kusama, für die es nur ganz schwer Karten gibt, zeigt das Team eine Werkschau der niederländischen Konzeptdesignerin Hella Jongerius, der Pionierin der Sofa-Landschaft. Die großzügig gestaltete Werkschau lenkt den Blick auf abstrakte Bilder aus Textil, denen Fadenlauf und Aussparungen dreidimensionale Struktur geben, und auf die soziale Qualität des Arbeitens mit Textil, die in Industrieländern verloren zu gehen droht, nun jedoch wieder entdeckt wird. Beispielhaft dafür ist die Installation „Dancing A Yarn“ (Foto) aus diesem Jahr, mit der Jongerius Ausstellungsbesuchende einlädt, ein Stück gemeinsam zu weben.

  • Gropius Bau Niederkirchnerstr. 7, Kreuzberg, Mi-Mo 10-21 Uhr, 15/ 10 €, bis 16 J. frei, Tickets: gropiusbau.de, bis 15.8.

Yael Bartana: Redemption Now

Yael Bartana: Standbild aus „Malka Germania“, 2021, Auftragsarbeit für das Jüdische Museum Berlin

Die Heilsbringerin, gekleidet in einen weißen, langen, weiten Mantel, reitet auf einem Esel in Berlin ein. Ein Schelm, wer da an Jesus denkt. Doch das Berliner Regierungsviertel ist nicht Jerusalem. Auf ihrem Weg Richtung Südwesten, zum Strandbad Wannsee, erlebt die geheimnisvolle Lichtgestalt eine Stadt, die nach wie vor von der nationalsozialistischen Diktatur geprägt ist – vor allem im kollektiven Gedächtnis ihrer Bewohner:innen.

Yael Bartanas aufwändige, dreikanalige Filminstallation „Malka Germania“ („Königin Germania“) ist eine Auftragsarbeit für das Jüdische Museum, die überlieferte und vielfach gebrauchte Motive aus Film und Fotografie zerlegt und neu verwendet – von Menschen Menschen mit Koffern, die auf Gleisen in den Wald gehen, von Soldaten, die mit israelischer Flagge um den Schultern aus der U-Bahn stürmen. Die provokative Installation bildet den Mittelpunkt einer großen Werkschau der in Amsterdam und Berlin lebenden Künstlerin aus Israel, die schon Polen auf der Venedig-Biennale vertrat. „Redemption“ heißt die Ausstellung. Bartana will wissen, ob es eine „Erlösung“ von der Geschichte geben kann. Ihre Fotografien, Filme, Neonarbeiten und Installationen aus zwei Jahrzehnten thematisieren weltliche und religiöse Versuche, einem besseren Leben näher zu kommen – noch hier auf Erden oder auch jenseits von ihr.

  • Jüdisches Museum Lindenstr. 9-14, Kreuzberg, Mo-So 10-19 Uhr, 8/3 €, bis 18 J. frei, Buchung: www.jmberlin.de 4.6.-10.10.

Diversity United: Ein wackeliger Kontinent

Kris Lemsalu: „Sally, Go Around the Roses“, 2018 Gusskeramik, Textilien und Klettergriffe ca. 160 x 160 x 50 cm
Foto: Mark Blower / Kris Lemsalu / Courtesy Temnikova & Kasela Gallery und Koppe / Astner Gallery

Zum Thema Europa haben die Kurator:innen der Großausstellung „Diversity United” Arbeiten von 90 Künstler:innen aus drei Jahrzehnten und 34 Ländern in den Flughafen Tempelhof zusammengebracht. Ost und West, Arm und Reich, Staaten und Subjekte, Weltliches und Religiöses prallen hier aufeinander. Viele neue Auftragsarbeiten sowie bekannte Werke beispielsweise von Luc Tuymans, Yinka Shonibare CBE, Kris Lemsalu (Foto) und Katharina Sieverding zeichnen das widersprüchliche Bild eines Kontinents, der an seinem Zusammenwachsen nach 1990 noch deutlich nachbessern muss. Mehr zu Diversity United lest ihr auch hier.


Ausflug: Zitadelle Spandau

Zitadelle Spandau: Militärbau mit Renaissanceelementen, heute historisches Museum und Zentrum für Aktuelle Kunst .
Foto: Imago/Jürgen Ritter

Spandau, im Ernst? Im Ernst. Auf der Zitadelle Spandau, ohnehin Ausstellungsort und Dach für Ateliers, macht sich neben den historischen Ausstellungen inzwischen auch zeitgenössische Kunst breit. Verantwortlich dafür sind das Zentrum für Aktuelle Kunst, das Kunstamt Spandau – und Ralf Hartmann, der zuvor in der Galerie Nord/ Kunstverein Tiergarten gearbeitet hat. Bestens vernetzt in Berlin, holt er Künstler und Künstlerinnen auf das Gelände, auf das man sicher nicht zweimal bitten muss: Teile von Hof und Mauern, die im Stil italienischer Renaissance gebaut wurden, erinnern an das Arsenale der Venedig-Biennale.

Biennale-reif ist Spandau zwar noch nicht, aber auf einem guten Weg, das Kunstpublikum von den ausgetretenen Pfaden der Berliner Innenstadt abzuholen. Am Wochenende beginnen hier Ausstellung mit Neuerwerbungen der Kommunalen Sammlung, eine Gruppenausstellung zum Thema „Zusammentun und Auseinandersetzen“, sowie je eine Einzelausstellung des Malers und Performancekünstlers Martin von Ostrowksi und der Bildhauerin Monika Brandmeier. Und Michael Hischer stellt seine kinetischen Skulpturen auf den Wällen auf. Übrigens: Die Zitadelle blickt über die Havel, die weiter südlich, etwa bei Gatow und Schildhorn, etliche Badestellen passiert.

  • Zitadelle Spandau Am Juliusturm 64, Spandau, Fr-Mi 10-17 Uhr, Do 13-20 Uhr, 4,50/ 2,50 Euro, bis 6 J. frei, ohne Anmeldung und Nachweis, mit Möglichkeit zu einem Schnelltest (Gotischer Saal), Ausstellungen 12.6.-19.9., bzw. bis 17.10.

Landvermessung: Ella Littwitz

Ansicht der Ausstellung „Pillar of Salt“ von Ella Littwitz bei Alexander Levy, Foto: Galerie Alexander Levy

Zwei Mal tauchte Ella Littwitz Stoffbahnen in den Fluss Jordan: einmal vom israelischen Ufer, einmal vom jordanischen. Wasser und Schlamm färbten das Textil in malerisch-minimalistischem Beige. Identisch sind die Bahnen nicht, aber sehr verwandt – und somit ein schönes Sinnbild für menschliches Denken, das staatliche Grenzen über natürliche Einheiten hinweg zieht. Andere Objekte der Künstlerin aus Israel sind weniger malerisch, aber nicht weniger poetisch. Die Galerie Alexander Levy zeigt unter anderem einen Doppelturm aus zweierlei Seifen (Foto), die in zwei Orten gefertigt wurden, ein verwittertes Schild, das Littwitz fand und das vor Landminen warnt, sowie Stahlfässer, die der Rost zu dreidiemsionalen Ornamenten zerfressen hat. Absolut sehenswert.

  • Galerie Alexander Levy, Rudi-Dutschke-Str. 26, Kreuzberg, Mi-Sa 11-18 Uhr, Anmeldung: alexanderlevy.de, bis 20.6.

Mensch und Tier: Cohabitation

Der 13-jährige Romere Burch reitet den Hengst„Ace N da Whole“ auf der Glennwood Ave, Philadelphia, Foto: ©Ann-Sophie-Lindstroem

Vor mehr als 100 Jahren hat das Automobil auch in Philadelphia die Pferdedroschke ersetzt, doch die arbeitslos gewordenen Kutscher, meist Schwarze, wollten ihre Tiere nicht dem Schlachter ausliefern. Sie gründeten den Fletcher Street Urban Riding Club, ein wichtigen Anlaufpunkt in einem von Rassismus und Ungleichheit geprägten Viertel. In den 70er Jahren, mit der De-Industrialisierung, zogen Pferde und Urban Cowboys in frei werdende Lagerhallen. Heute sind ihre Straßen von Gentrifizierung bedroht. Ihre Geschichte erzählt die Berliner Künstlerin Ann Sophie Lindström in Fotografien und Video als Teil der Ausstellung „Cohabitation. Ein Manifest für Solidarität von Tieren und Menschen im Stadtraum“.

„Cohabitation“ thematisiert in 30 künstlerischen Positionen das ambivalente Verhältnis von Mensch und Tier in der Großstadt – und fordert ein solidarisches Zusammenleben. Cyprien Gaillards elegische Videoarbeit über Halsbandsittich-Schwärme in Düsseldorf ist ebenso dabei wie der „Mäusebunker“, die vom Abriss bedrohte ehemalige Tierversuchsanstalt der FU Berlin, und der von thailändischer Malerei inspirierte Wandteppich von Alicia Lazzaroni und Antonio Bernacchi, die mit Python-Schlangen, Tauben und Ratten in der Großstadt an die Verdrängung tierischer Habitate durch das unaufhörliche Wachstum der Metropole Bangkok erinnert. Eine sehr erhellende, von dem Architekturmagazin Arch+ mitinitiierte Ausstellung an einem großartigen Ort.


Auktion: 30 Jahre Kunst-Werke

Beschädigtes Dach rechts: Innenhof der Kunst-Werke Berlin, ca. 1997, Foto: Uwe Walter

Bereits 30 Jahre alt werden die Kunst-Werke in diesem Jahr. Kaum etwas erinnert heute in den Höfen der Auguststraße 69 daran, dass es vor rund 20 Jahren hier aussah wie auf diesem Foto. Nicht nur das Dach ist repariert, überhaupt hat sich viel geändert. Die Kunst-Werke nennen sich KW Institute for Contemporary Art, ihr ehemaliger Mitbegründer Klaus Biesenbach ist heute Museumsleiter in Los Angeles. In den Kunst-Werken gründete sich Berlin Biennale aus, die noch heute ihr Büro hier hat. Gründe genug, um zu feiern.

Im Frühling, als noch Lockdown herrscht, gönnten die Kunst-Werke sich und sechs Künstler:innen von fünf Kontinenten eine wunderbare Online-Ausstellung. Im Herbst soll ein Performance–Wochenende stattfinden. Zugunsten von Kunst-Werken und Berlin-Biennale nun mit dem Auktionshaus Grisebach am 11. Juni eine erste Versteigerung mit Arbeiten von Künstler:innen statt, die den KW verbunden sind wie Katharina Sieverding und Ólafur Elíasson. Die Werke können zuvor virtuell besichtig werden (www.grisebach.com). Ees gibt einen digitalisierten Katalog (www.kw-berlin.de), und auf der Seite des Auktionshauses erläutert ein kleines Erklärstück, wie Interessierte online mitbieten können.


Rolf Julius und 25 Jahre Singuhr-Hörgalerie

Rolf Julius: „musik, weiter entfernt“, Parochialkirche 2021, Foto: aphexberlin 

Ein Meisterwerk, ohne Übertreibung. Vielleicht mussten ja erst 22 Jahre vergehen, musste der Hype um Berlins Ruinen verblassen und die Zuhörerin (hoffentlich) erwachsener werden, um zu begreifen, welche feine Komposition der Klangkünstler Rolf Julius für die Parochialkirche schuf. Die Singuhr-Hörgalerie, auf Klangkunst spezialisiert, hatte hier 1999 sein stück „musik, weiter entfernt“ installiert. Zu ihrem 25-jährigen Jubiläum hat sie jetzt (neben einer Ausstellung von Julio Lugon im Verein Meinblau auf dem Pfefferberg) die Arbeit des 2011 gestorbenen Künstlers in dem sanierten Gotteshauses neu eingerichtet – ein Erlebnis in den nach wie vor unverputzten Gemäuern. Unter Decke und Dachstuhl der Kirche, die von der benachbarten Gemeinde wieder genutzt wird, hängen nur wenige, kleine Lautsprecher.

Kaum zu sehen sind sie. Doch ihr Sound ist gewaltig, gerade weil er so behutsam herunter zu rieseln scheint. In den oberen Tonlagen britzelt und knistert es, als ob sich Partikel des Putzes lösen würden. In den unteren Lagen erklingen, präzise eingestreut, Töne wie von orff`schen Instrumenten und Klavier, dazu dann und wann Schlagen, Pochen, Klirren, Schrillen, Schnarren, Flöten, Schwirren, Sausen. Die Wände des Kirchenschiffs brechen die Sounds und werfen sie zurück, ohne dass der Klang verschwimmt, alles bleibt ganz genau. Denkt man gegenständlich, könnte man sich in einer Art tropfenden, tropischen Walds voller Insekten und Vögel wähnen. Aber vielleicht kommt diese Assoziation auch nur von dem Licht der Sonne, das die Schatten der realen Bäume draußen auf dem Steinboden der Kirche tanzen lässt.

  • Parochialkirche Klosterstraße, Mitte, Mi-So 14-20 Uhr, keine Terminbuchung, nötig sind jedoch Testergebnis, Maske und Adressangabe, bis 13.6.

Berliner Herbstsalon: Kunst und Szenografie am Theater

„Eyewitness Painting“ von Timur Çelik, Foto: Lutz Knospe/Timur Çelik

Jetzt noch einmal besser präsentiert: Zehra Dogans Zeichnungen aus ihrer Haft in der Türkei, die auf der 11. Berlin Biennale zu sehen waren, sind nun im Kiosk des Gorki ausgestellt, gut ausgeleuchtet und übersetzt. Sie eröffnen den diesjährigen, über Monate gestreckten Herbstsalon des Theaters unter dem Motto „stronger still“ Zu diesem Eröffnungsteil gehören ebenfalls Tarik Celiks Porträts von Verfolgten, Augenzeugen und Infhaftierten sowie Fakten über türkische Gefängnisse, die der ehemals inhaftierte Journalist Can Dündar mit dem Theater-Team im Hof und Verwaltungsgebäude eindrucksvoll in Szene gesetzt hat.

  • Gorki Eingang Dorotheenstr. 9, Mitte, Di-Do 12-21, Fr-So 14-22 Uhr, Eintritt frei, Zeittickets: gorki.de, bis 23.9

Island: Hidden People & From Magna to Mankind

Standbild aus Egill Saebjornssons Film „From Magna to Mankind“, Foto: Egill Saebjornsson/ Galerie im Körnerpark

Niemand muss Island-Fan sein, um sich in dieser Ausstellung wohl zu fühlen. Maria und Natalia Petschatnikov haben fast die ganze Galerie im Körnerpark zu einer Landschaft umgestaltet, in der Schafe grasen, Hänge rutschen, Eis splittert. Aus ganz einfachen Materialien wie Packpapier. In diese künstliche Wildnis haben die Schwestern zarte Aquarelle von Island und seinen menschlichen, tierischen wie pflanzlichen Bewohner:innen gehängt. Es ist eine Einladung, den Menschen nicht mehr als Krönung der Schöpfung zu sehen. Im hinteren Videoraum läuft Egill Saebjornssons humorvoller Projektfilm „From Magna to Mankind“ mit ernstem Inhalt.

Der in Berlin lebende Konzeptkünstler sieht den Ursprung allen Lebens in Vulkanen, er denkt Lebewesen, Metalle, Mineralien und Magna zusammen. Wissenschaftlich betrachtet, hat er sogar Recht, man muss nur an die Schwarzen Raucher in der Tiefsee denken, an denen sich Bakterien bilden und den Anfang einer Kette des Lebens begründen. Galerieleiterin Dorothee Bienert führt am Freitag, den 4. Juni, 18 Uhr, gemeinsam mit der Kunsthistorikerin Yolanda Kaddu-Mulindwa auf der Terrasse der Galerie in die Kunst ein. Danach spielt die Musikerin Dorit Chrysler auf dem Theremin.

  • Galerie im Körnerpark Schierker Str. 8, Neukölln, Mo-So 10-20 Uhr, Eintritt frei, Anmeldung Tel: 030/5682 39 39, bis 22.8.

Mario Pfeifer: Künstler auf Recherche

Aus Mario Pfeifer: „Zelle 5 – 800° Celsius: Act I“, 2020, 4K-video, 24 min. Foto: Courtesy Mario Pfeifer and KOW, Berlin (Filmstill)

Auf der 10. Berlin Biennale zeigte Mario Pfeifer eine Filminstallation, für die er Bürger und Bürgerinnen in einer Art Geschworenen-Runde zusammenbrachte. Sie waren eingelaen, anhand neu zusammengetragenen Dokumentarmaterials noch einmal über einen Fall im mittelsächsischen Arnsdorf befinden: über einen gewaltsamen Übergriff auf einen Asylbewerber, der später – kurz vor seiner Aussage gegen die möglichen Täter – tot in einem Wald gefunden wurde. In der Galerie KOW zeigt der Künstler nun einen neuen Film über einen anderen Fall, in dem die Behörden offenbar nicht genau gearbeitet haben: Oury Jallohs Tod durch Verbrennen 2005 in einer Polizeizelle von Dessau-Roßlau. In Zusammenarbeit mit der „Initiative in Gedenken an Oury Jalloh e.V.“ hat Mario Pfeifer ein neues Brandgutachten erstellen lassen. Die Bilder seinen Films sind so sparsam wie ästhetisch. Nichts lenkt von den eindringlich eingesprochenen Ergebnissen der Untersuchung ab.

  • Galerie KOW Lindenstr. 35, Kreuzberg, Di-Sa 12-18 Uhr, Anmeldung: www.kow-berlin.com, bis 12.6.

Demokratie heute: eine kurze Bestandsaufnahme

Democratic Self-Administration of Rojava and Studio Jonas Staal: „New World Summit – Rojava, 2015 – 2018“.
Foto: Tom Janssen / Rojava and Studio Jonas Staal

Kurz und knackig ist die Ausstellung mit dem langen Titel „Demokratie heute – Probleme der Repräsentation“ im Kindl – Zentrum für zeitgenössische Kunst. Unter anderem Jonas Staal, Marina Naprushkina und Oliver Ressler machen mit. Unbefangen können wir nicht darüber berichten, denn Kurator und Kunstkritiker Raimar Stange schreibt auch für den tip Berlin. Deshalb hier nur kurz: Es geht um den prekären Zustand der Demokratie an verschiedenen Orten der Welt, auch in Deutschland. Interessant ist da nicht zuletzt das Video der Berliner Künstlerin Julia Lazarus: Es konzentriert sich auf die Gestik von Politiker:innen, die im Bundestag sprechen. Bestürzend.

  • Kindl Zentrum für zeitgenössische Kunst Am Sudhaus 3, Neukölln, Do-So 12-18 Uhr, Mi 12-20 Uhr, 5/3 €, Anmeldung: www.kindl-berlin.de, bis 4.7.

Geumhyung Jeong: Under Maintenance

Geumhyung Jeong, Under Maintenance, 2021, installation view, Klemm’s, Berlin

Nein, das hier ist weder Heimwerkermarkt noch Bastelkeller. Eher eine Bühne für den Versuch, mit Laienwissen Roboter zusammenzubauen, die auch wirklich tun, was ihre Erfinderin von ihnen will. Der Performance-Star Geumhyung Jeong hat sich zunehmend der Form der Installation zugewendet. Sie tritt noch immer auf, sie arbeitet noch immer ganz körperlich mit den Maschinenteilen, wovon die Filme an den Gerüsten zeugen. Und sie erforscht dabei noch immer die Grenzen zwischen weiblichem Körper und (vermutlich) von Männern erdachten Maschinenteilen. Doch im Mittelpunkt stehen nun Funktion und Form der Bauteile. Beklemmend präzise aufgebaut, oder besser: geradezu angerichtet auf den Tischen in der Kreuzberger Galerie Klemm’s.

  • Galerie Klemm’s Prinzessinnenstraße 29, Kreuzberg, Di-Sa 11-die Stadt 18 Uhr, nur mit Anmeldung, Termine bis Ende Juli

Susan Philipsz: Slow Fresh Fount

Susan Philipsz: „Slow Fresh Fount“, 2021, 4-Kanal-Klanginstallation und sechs Stahlfässer, 3′ 12 “.
Foto: Roman März / Courtesy Susan Philipsz and Konrad Fischer Galerie

Etwas Zeit mitzubringen empfiehlt sich für Susan Philipsz‘ Ausstellung „Slow Fresh Fount“, denn es geht ja „slow“ zu. Die Laienstimme der Berliner Künstlerin, die aus versteckten Lautsprechern klingt, tastet die Geschosse der Galerie Konrad Fischer ab, die Philipsz mit weißen Silos und schwarzen Fässern unterschiedlich gestaltet hat. Philipsz singt alle vier Stimmen einer Vertonung von „Slow Fresh Fount“, eines berühmten Gedichts des englischen Dramatikers Ben Jonsons aus seinem Stück „Cynthia`s Revel“, 1600 am Blackfriars Theatre uraufgeführt. In Philipsz‘ fragmentierender Bearbeitung für Lautsprecher entfaltet es eine große räumliche Wirkung, die die Industriearchitektur des ehemaligen Umspannwerks würdigt.

  • Konrad Fischer Galerie Neue Grünstr. 12, Mitte, Di-Sa 11-18 Uhr, Anmeldung: konradfischergalerie.de, bis 17.7.

Skulpturenpark: Ausflug aufs Schlossgut Schwante

Toshihilo Mitsuya: „The Aluminum Garden-Structural Study of Plants“, 2020, im Park von Schlossgut Schwante.
Foto: Schlossgut Schwante

Westlich von Oranienburg, gut zu erreichen über die Autobahn, liegt das Gutshaus Schwante bei Oberkrämer. Neben einem Restaurant und einem Hofladen erstreckt sich hier ein großer Garten für zeitgenössische Skulptur. In diesem Park stehen beispielsweise eine Art Mediationsraum von Carsten Nicolai, eine Treppe von Monika Sosnowska und eine Neonarbeit von Martin Creed. Zur neuen Saison sind weitere Arbeiten hinzugekommen, unter anderem die Hasenfigur „Usagi Greeting“ der Berliner Kunstprofessorin Leiko Ikemura und „The Wind Rose“ von der Berliner Installationskünstlerin Susan Philipsz. Willkommen im Grünen.

  • Schlossgut Schwante Schloßplatz 1-3, 16727 Oberkrämer, Fr-So ab 11 Uhr, bis in den Herbst

Pablo Picasso: „Les Femmes d’Alger“

Pablo Picasso,: Les Femmes d’Alger (Version A), 13.12.1954, Öl auf Leinwand, 61,5 × 72,2 cm, Wadsworth Atheneum Museum of Art, Hartford, CT. Gift of the Carey Walker Foundation © Succession Picasso / VG Bild-Kunst, Bonn 2021 / Allen Phillips / Wadsworth Atheneum

Im Museum Berggruen sind erstmals seit mehr als 60 Jahren in Deutschland Variationen von Pablos Picassos „Les Femmes d’Alger“ als Serie zu sehen, zusammen mit dem Vorbild, Eugène Delacroix „Femmes d’Alger dans leur intérieur“ (1849). Chronologisch gehängt von Sammlungskurator Gabriel Montua, machen all die Leihgaben den Zusammenhang transparent, in dem das einzige Gemälde der Serie entstand, das sich dauerhaft unter dem Dach des Museums befindet: die Version L vom 9. Februar 1955.

So wird erfahrbar, wie Picasso in Gemälden, Zeichnungen und Drucken Formen ausprobierte. Mit Zwei- und Dreidimensionalität experimentiert, mit Farben und Nichtfarbe, wie er sich an Matisse abarbeitete, die Frauen entkleidete und ihre Körper verdrehte und fragmentierte. Nicht zuletzt aber erhellt eine ganzen Etage Wirkungs- und Rezeptionsgeschichte der Serie. Denn Picasso begann sie, als in Algerien der Unabhängigkeitskrieg gegen die Kolonialmacht Frankreich begann. (cwa)

  • Museum Berggruen Schloßstr. 1, Charlottenburg, Di-Fr 10-18, Sa/So 11-18 Uhr, 12/ 6 € (inkl. Sammlung Scharf-Gerstenberg), bis 18 J. frei, Ticketbuchung: www.smb.museum/tickets, bis 8.8.

Spätgotik. Aufbruch in die Neuzeit

Gemälde / Öl auf Eichenholz (vor 1437) von Konrad Witz [um 1400 – um 1445], 85,80 x 80,30 cm,
Foto: bpk / Gemäldegalerie, SMB / Jörg P. Anders

Die Spätgotik gilt als das Schwarzbrot der Kunstgeschichte, immens wichtig, aber anstrengend. Deshalb zeigt die Gemäldegalerie mit dem Zusatz „Aufbruch in die Neuzeit“ gleich die Richtung an, auch wenn sich die Schau nicht wirklich vom kunsthistorischen Ansatz löst. Muss sie auch nicht, denn Meisterwerke von Nicolaus Gerhaert, Martin Schongauer und Tilman Riemenschneider zeigen in ihrer realistischen Menschendarstellung sehr eindrücklich, wie die Entdeckung des Individuums im 15. Jahrhundert auch die Kunst prägte.

Die Künstler begannen, ihre Werke zu signieren. Auch die Medienentwicklung – in der Zeit wurden der Buchdruck, Holzschnitt und Kupferstich erfunden – ist ein wichtiges Thema. Dass in Berlin so viele hochkarätige Stücke der Spätgotik in den Museumsbeständen sind, ist übrigens das Verdienst mit von Karl Friedrich Schinkel. Er hat der Epoche wiederentdeckt und für den Ankauf vieler, damals billig zu habender Spitzenwerke gesorgt.

  • Gemäldegalerie Matthäikirchplatz am Kulturforum, Tiergarten, Di–Fr 10–18 Uhr, Sa/ So 11–18 Uhr, Zeitfenstertickets über www.smb.museum/tickets, bis 5.9.

Bettina Pousttchi: „Ampilfier“ am Konzerthaus

„Ampilfier – Konzerthaus 200“, nstallation Bettina Pousttchi , Foto: Jens Ziehe

Die Berliner Fotografin und Bildhauerin Bettina Pousttchi überzeugte letztens mit einer großen Einzelausstellung: Sie hatte unter anderem aus Fahrradbügeln und Leitplanken grazil balancierende Plastiken geschaffen. Zudem gestaltete sie mit einer Fotoinstallation auf der Fassade der Kunsthalle Rostock diese zum Palast der Republik um, der 2008/9 abgerissen worden war. Jetzt ist sie wieder in Berlin präsent: Sie beglückwünscht das Konzerthaus zu seinem 200. Geburtstag mit der Fassadeninstallation „Ampilfier“, die Schinkels Architektur und die Umgebung am Gendarmenmarkt verfremdet. Pandemiegerecht ist die Installation jederzeit vom Platz aus zu sehen. (cwa)

  • Konzerthaus Berlin Gendarmenmarkt, Mitte, tägl. 0-24 Uhr, bis 30.6.

Marc Brandenburg: „Hirnsturm II“

Marc Brandenburg: „Camouflage Pullover „(Stills), 2018, Videoinstallation, Wolle, Foto: Marc Brandenburg/ Palais Populaire

„Brainstorm“ hieß der erste Teil dieser Ausstellung, sie fand in New York statt. Das Kunstwort „Hirnsturm“ ist kantiger, fast schmerzhaft, passt aber genau zur aktuellen Ausstellung des Berliner Künstlers. Müll, Graffiti, Schmuckstücke, Werbung, Filme, die Schlafplätze von Obdachlosen – solche Motive finden sich in Marc Brandenburgs neuer Schau im Palais Populaire, wie immer bei ihm schwarzweiß gezeichnet, meist inversiv, also Schwarz und Weiß vertauscht, und mit Schwarzlicht beleuchtet. All diese Versatzstücke der Großstadt und der Popkultur hämmern heftig ins Hirn.

Den zweiten Teil der Schau bildet die dreikanalige Videoinstallation „Camouflage Pullover“ von 2018. Sie geht zurück auf die Strickarbeit „Tarnpullover für Ausländer“, die unter dem Eindruck der rassistischen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen im Jahr 1992 entstanden sind. An die Pullover sind auch gleich noch Hälse, Gesichter und Haare drangestrickt, in verschiedenen Hautfarben, ganz stereotyp. Diese Strickgesichter-Männer gehen durch Berlin, nur wenige Passanten sind irritiert. Eine eindrückliche Ausstellung mit Themen, die für Berlin aktuell super wichtig sind. (SD)


Schulboom: „Bildungsschock“

Ausstellungsansicht aus der Ausstellung „Bildungsschock. Lernen, Politik und Architektur in den 1960er und 1970er Jahren“ im HKW
Foto: Silke Briel / HKW

Gastkurator Tom Holert hat im Haus der Kulturen der Welt mit „Bildungsschock“ eine wunderbar gestaltete Ausstellung aufgebaut: Modelle, Fotos, Filme, Druckerzeugnisse und Kunst führen in den Mikrokosmos Schule und den Makrokosmos Weltpolitik ein. Thema ist der Bildungsboom, den die sogenannten geburtenstarken Jahrgänge erlebten. Er spiegelte sich auch in der Schularchitektur, in gewaltigen Komplexen aus Beton.

Hintergrund des schnellen Bauens: Die militärischen Blöcke wetteiferten nicht nur auf den Gebieten von Rüstung und Technik, sondern auch um die besseren Fachkräfte. Die UdSSR exportierte ganze Schulsysteme in sogenannte Entwicklungsländer. Erschütternd bleiben: die Gründe für den Abbruch der Bildungsoffensive – und das Manifest heutiger Berliner Schüler*innen, das für diese Ausstellung entstand. Es enthält konkrete Forderungen für bessere Schulen, von der Sitzecke bis zum Schulessen – lauter Dinge, die man eigentlich für selbstverständlich halten würde. (cwa)

  • Haus der Kulturen der Welt John-F.-Dulles-Allee 10, Tiergarten, Mi-Mo 12-20 Uhr, 7/3 Euro, bis 18 J. frei (eigene Kopfhörer empfohlen), Zeittickets und Online-Angebote: www.hkw.de, bis 11.7.

Anja Ehrenstein: Gewinnerin des C/O-Talent-Wettbewerbs

CO Berlin Talent Award 2021 Gewinnerin Anna Ehrenstein: „Franceline II“, 2019
Foto: Anna Ehrenstein / Courtesy Office Impart and KOW Berlin

Bilder spiegeln Macht und verfestigen sie: Davon ist Anja Ehrenstein, 28, überzeugt. Sie macht nicht nur Fotos, sie klaubt Bilder zusammen, aus dem Netz vor allem und sie gibt die Kamera ab an Menschen in Dakar, in Deutschland, in Albanien. Um die Macht über die Bilder zu teilen und alternative Motive den Weg an die Öffentlichkeit zu ebnen. Mit dieser Methode hat sie die Jury des Talent-Wettbewerbs am Fotohaus C/O Berlin überzeugt. Und nun findet endlich die verschobene Ausstellung dazu statt – zeitgleich zu einer Soloschau der britischen Modefotografin Nadine Ijewere und einer Themenausstellung zu Social-Media-Bildern, die die gute alte Ansichtskarte oft ersetzen. (cwa)

Vor dem C/O Berlin stehen drei Enten – die Installation „What The Duck“. Foto: David von Becker
  • C/O Berlin Hardenbergstr. 22-24, Charlottenburg, 10/6 Euro, bis 18 J. frei, aktualisierte Öffnungszeiten und Zeittickets auf: https://co-berlin.org, bis 2.9.

Joseph Beuys: Der Erfinder der Elektrizität

Joseph Beuys in seiner Wohnung in Düsseldorf, 1981
Foto: Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek, Sammlung Marzona / Winfried Göllner / Reprofotograf: Dietmar Katz

Bevor der Hamburger Bahnhof Mitte Juni seine große Ausstellung zum 100. Geburtstag von Joseph Beuys beginnt, kann das Publikum sein Wissen über Beuys´ Schaffen und Wirken auffrischen: In der Kirche St. Matthäus hat Kurator Eugen Blume, ehemals Leiter des Museums Hamburger Bahnhofs, eine Ausstellung zum religiösen Strang in Beuys Werk zusammengestellt.

In kleineren plastischen Arbeiten, Filmen von Performances sowie Plakaten wird deutlich, wie der Düsseldorfer Künstler unter anderem christliche Symbolik variierte. Zugleich erinnert die Schau an die ungeheure Wirkung von Beuys in der alten Bundesrepublik, nicht zuletzt, weil er zu den Gründungsmitgliedern der Grünen-Partei zählte. Nicht verpassen: Lothar Wollehs Fotografien auf der Galerie über den Kirchenbänken, die Beuys beim Aufbau einer Ausstellung in Schweden zeigen. Übrigens: Einen exklusiven Siebdruck zum 100. Geburtstag von Beuys gibt es hier. (cwa)

  • St. Matthäus-Kirche Matthäikirchplatz, Tiergarten, Di-Fr 12-16, Sa/ So 12-18 Uhr sowie zu Andachten und Gottesdiensten, Eintritt frei, kein Covid-Test und keine Anmeldung notwendig, bis 12.9.

Hans Haacke: „Wir (alle) sind das Volk“

Plakataktion zum Statement von Hans Haacke: ‚Wir (alle) sind das Volk‘ am Bauzaun des Museum des 20. Jahrhunderts. 03.05.2021, Copyright: SPK/photothek/Thomas Koehler

Wer aus der Beuys-Ausstellung in der St.-Matthäus-Kirche kommt, steht unmittelbar vor einer Arbeit Hans Haackes. Sie klebt am Zaun, der die Baustelle des umstrittenen Museums des 20. Jahrhunderts umgibt. Auf ihn hat der in New York lebende deutsche Konzeptkünstler eine weiter Variation seiner Posterserie anbringen lassen, die in einer anderen Fassung zur Berlin Art Week 2020 in Berlin zu sehen war. „Wir (alle) sind das Volk“ heißt es in verschiedenen Schriften und Sprachen auf den leuchtenden Plakaten. Die auf den ersten Blick aussehen, als trügen sie die Farben des Regenbogens, doch auf den zweiten irritieren. Denn verschiedene Töne des Farbspektrums fehlen. (cwa)

  • Bauzaun am Matthäikirchplatz rund um die Uhr, bis auf Weiteres

Rembrandts Orient

Pieter Lastman: Jephta und seine Tochter, 1611, Öl auf Holz, 122,5 x 200 cm © Kunst Museum Winterthur, Geschenk der Stiftung Jakob Briner, 2018

Als der große Rembrandt malte, handelten und kämpften sich die Niederlande zur Weltmacht empor. Die Ausstellung „Rembrandts Orient“ im Museum Barberini in Potsdam thematisiert anhand von 110 Exponaten, wie sich dieses Kapitel der Weltgeschichte in damaligen Porträts, Stilleben und und biblischen Szenen spiegelte. Die Tickets für das Haus in Potsdam sind immer ruckzuck ausgebucht, immer drei Tage vorher werden neue freigeschaltet.

  • Museum Barberini Alter Markt, Humboldtstraße 5-6, Potsdam, Mi-Mo 10-19 Uhr, bis 18.7.

Yayoi Kusama: „A Bouquet of Love I Saw in the Universe”

Yayoi Kusama im Gropius Bau: Bis 15. August sind die pinken Tentakel im Lichthof zu sehen. Foto: Imago/Pacific Press Agency

Kürbisse, Punkte und leuchtende Farben: Die japanische Künstlerin Yayoi Kusama hat eine große Soloschau im Gropius Bau. Kusamas revolutionäre Interventionen, ihre fantastischen Installationen und ihre Neudefinition ihrer Rolle als Frau in der Kunst – immer wieder wurde sie selber Teil ihrer Ausstellungen in einem performativen Akt – machen sie sie zu einer der einflussreichsten Künster:innen weltweit. Die Retrospektive, derzeit wohl Berlins begehrtestes Tickets, beleuchten wir ausführlich hier: Yayoi Kusama im Gropius Bau – so spektakulär ist die Retrospektive.

  • Gropius Bau Niederkirchnerstraße 7, Kreuzberg, Mi bis Mo 10:00–21:00, Di geschlossen, 9-21 Uhr, Infos + Tickets hier, bis 15.8.

Neo Rauch: Der Beifang

Neo Rauch: „Ausbruch 2010“, Filzstift, Öl auf Papier 29,5 × 42 cm Foto: Uwe Walter, Berlin / © Neo Rauch und VG Bild-Kunst, Bonn 2020 / Courtesy Galerie EIGEN+ART Leipzig/Berlin und Galerie David Zwirner, New York/London/Hong Kong/Paris

Nachdem der erste Ansturm vorüber ist und sich die Website für die Besucheranmeldung erholt zu haben scheint, sind vor allem werktags wieder Tickets für Neo Rauchs Ausstellung im Gutshaus Steglitz zu haben. Der Maler, der das klassizistische Gebäude kennenlernte, als hier seine Frau Rosa Loy ausstellte, zeigt unverkäufliche Arbeiten auf Papier, vor allem aus dem Besitz des Paares. Sie sind gemalt, getuscht, gezeichnet, manchmal gar mit Kugelschreiber. Es handelt sich um „Beifang“, aber nebensächlich sind die guten Stücke nicht: Der ganze Kosmos des Leipziger Malers entfaltet sich hier im Kleinformat (cwa)


Christian Boltanski: Danach

Christian Boltanski : „Crépuscule (detail)“, 1996, Glühbirnen und Kabel, Maße variabel,
Foto: Christian Boltanski / Centre Pompidou / Philippe Migeat / ADAGP, Paris, 2019

Das ganze prächtige Gebäude der Galerie Kewenig hat Christian Boltanski für seine Ausstellung „Danach“ in Beschlag genommen: etwa mit Dias, die über Wände huschen, leuchtenden Glühbirnen, die Hitze verströmen, jeden Tag etwas weniger, weil täglich einige erlöschen. Und mit Körper und Gehör penetrierenden Bassschlägen, den Herztönen des Künstlers aus Frankreich. Es geht um das Alter, um ein Leben, das eines Tages zu Ende geht, und die Frage, was „danach“ kommt – falls da etwas kommt. (cwa)

  • Galerie Kewenig Brüderstr. 10, Mitte, Di-Sa 11-18 Uhr, Anmeldung: https://kewenig.com, bis 26.6.

TOUCHE MOI! at TROPEZ im Sommerbad Humboldthain

Im Sommerbad Humboldthain findet in diesem Sommer die Ausstellung mehrerer Künstler:innen statt. Hier kann man analog und digital Werke zum Thema Berührung sehen. Foto: Tropez

Vom 29. Mai bis zum 5. September hat der Projektraum und Kiosk TROPEZ Künstler:innen eingeladen, neue Kunstwerke und Darbietungen rund um das Thema Berührung zu produzieren. Es werden analoge sowie digitale Werke im Sommerbad Humboldthain ausgestellt. Es gibt Außenskulpturen sowie (Sound-)Installation, welche die Bedeutung des Tastsinns sowie von Zuwendung behandeln. Mit TOUCHE MOI! holt das TROPEZ Kultur aus dem geschlossenen Umfeld klassischer Präsentationsorte und ermöglicht einem diversen Publikum verschiedene Kunstformen als etwas Nahbares zu erfahren.

  • TROPEZ im Sommerbad Humboldthain, Wiesenstraße 1, 13357 Berlin, Mo-So, 10-18 Uhr, es müssen Zeittickets für das Schwimmbad gebucht werden, tropeztropez.de, bis 5.9.

Mehr Kunst und Ausstellungen in Berlin

Sie war mit David Bowie und Iggy Pop befreundet, der junge Martin Kippenberger wohnte in ihrer Kreativzentrale, der Kreuzberger Fabrikneu. Im Interview erzählt Claudia Skoda aus ihrem aufregenden Leben. Im Sommer soll es wieder so weit sein: Die Halle am Berghain plant eine neue immersive Kunstausstellung. Was ist gerade eigentlich möglich? Wir haben zusammengestellt, welche Galerien und Museen geöffnet sind.

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