#Die Fußball-Hooligans und der Staatspräsident
„Die Fußball-Hooligans und der Staatspräsident“
Das Land hatte tagelang gewartet. Es werde eine Pressekonferenz geben, wie Serbien sie noch nicht erlebt habe, wurde erzählt. Staatspräsident Aleksandar Vučić selbst hatte die Erwartungen auf die Spitze getrieben. Der erste Mann des Staates, der de facto zugleich Regierungschef, Außenminister, Innenminister, Justizminister und Geheimdienstchef ist, auch wenn formal andere Personen diese Ämter innehaben, hatte angekündigt, dass er Außergewöhnliches mitzuteilen habe. Schon Ende Februar hatte er von „schauerlichem“ Videomaterial gesprochen. Von Szenen, die nicht nur die Bürger Serbiens, sondern „ganz Europa und die ganze Welt“ schockieren würden. Eltern sollten deshalb ihre Kinder von den Fernsehgeräten fernhalten, wenn das Material gezeigt werde.
Michael Martens
Korrespondent für südosteuropäische Länder mit Sitz in Wien.
Vučić, der schon zu Zeiten des 2006 verstorbenen serbischen Gewaltherrschers Slobodan Milošević „Informationsminister“ in Belgrad war, ist ein erfahrener Spieler im Mediengeschäft. Er ließ die entscheidende Pressekonferenz mehrfach verschieben und steigerte die Spannung damit immer weiter. Eine Rolle spielten dabei auch mehrere von seinen Geschäftspartnern geleitete und ihm treu ergebene Boulevardzeitungen. Diese Blätter, die von Regierung, Polizei und Geheimdiensten regelmäßig mit echtem oder erfundenem Belastungsmaterial über Gegner des Präsidenten versorgt werden, berichteten schon vorab tagelang, was auf den Videos zu sehen sei. Von fürchterlichen Folterungen war die Rede. Von Menschen, denen bei lebendigem Leibe Gliedmaßen abgetrennt werden. Von Tätern, die mit dem abgeschnittenen Kopf eines Opfers Fußball spielen.
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