Allgemeines

#"documenta. Politik und Kunst": Wie mit Kunst auf der documenta Politik gemacht wurde

"documenta. Politik und Kunst": Wie mit Kunst auf der documenta Politik gemacht wurde

Die documenta in Kassel zählt zu den weltweit größten und populärsten Ausstellungen für zeitgenössische Kunst. Früher alle vier, heute alle fünf Jahre gewähren die Macher*innen dem Publikum Einblicke in aktuelle künstlerische Tendenzen. Nicht selten haben sich in der Vergangenheit an den dort gezeigten Werken hitzige, gesellschaftliche Diskurse entfacht. Kunst ist und war schon immer politisch, das zeigt sich nirgendwo eindrücklicher als auf der Kasseler Großausstellung – im Zuge des Bildungsbooms in den 1960er Jahren sorgte das Kunstfestival bisweilen für Irritationen und Gegendemonstrationen des bildungsbürgerlichen Lagers.

Ein ebenso populäres wie wirtschaftlich orientiertes Kunstevent


Als die erste documenta 1955 stattfand, erschienen Politiker*innen von Rang und Namen, unter anderem der damalige Bundespräsident Theodor Heuss, zur Eröffnung. Er war es auch, der die Moderne zur Staatskunst erklärte. Man darf also gewiss fragen: Welchen Stellenwert hat die documenta in der politischen sowie kultur- und gesellschaftsgeschichtlichen Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland nach dem Krieg und den darauf folgenden Jahren eingenommen? Wie sahen die Wechselwirkungen zwischen Kunst und Politik damals konkret aus? Die Ausstellung „documenta. Politik und Kunst“ im Deutschen Historischen Museum geht genau dieser Frage, wie sich die Bundesrepublik im Spiegel der Kunstausstellung vor allem zwischen den Jahren 1955 und 1997 neu erfand, jetzt erstmalig nach.

Neben verschiedenen multimedialen künstlerischen documenta-Exponaten von Max Beckmann und Willi Baumeister, Joseph Beuys und den Guerrilla Girls, Hans Haacke, Wolfgang Mattheuer und Emy Roeder, Andy Warhol oder Fritz Winter, werden auch Filme und Plakate sowie Interviews und kulturhistorische Dokumente gezeigt. Sie sollen ein Gefühl dafür vermitteln, wie sich die documenta als erfolgreiches Kunstereignis mit internationalem Echo und zugleich als historischer Ort politisch-sozialen Wandels etablieren konnte.

Wie mit Kunst auf der documenta Politik gemacht wurde

Eine solche Einordnung gelingt allerdings nicht ohne eine kritische Betrachtung der Zeitgeschichte. Die Ausstellung untersucht daher auch, wie sich die documenta zwar radikal von der Kulturpolitik des Nationalsozialismus abzugrenzen versuchte, dabei aber eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Nazi-Vergangenheit verweigerte. Ebenfalls muss hinterfragt werden, wieso sich die documenta in all den Jahren politisch auffällig stark westlich orientierte, während man sich von der „sozialistischen“ Kunst des Ostblocks eindeutig distanzierte. Wurde die Kunstausstellung als politische Bühne im Ost-West-Konflikt missbraucht?

Um eine noch präzisere Einordnung der documenta in ihrem zeitlichen Kontext zu erhalten, zeigt das Deutsche Historische Museum ab dem 27. August parallel die Ausstellung „Die Liste der ‚Gottbegnadeten‘. Künstler des Nationalsozialismus in der Bundesrepublik„, um die noch unerforschten Nachkriegskarrieren sogenannter „gottbegnadeter“ Künstler*innen des NS-Kunstbetriebs zu beleuchten, die vor allem nach 1945 und bis heute den öffentlichen Raum dominieren und zum Teil auch auf der documenta ausgestellt haben.

Es gab Kontinuitäten zum Nationalsozialismus. Werke ermordeter jüdischer Künstlerinnen und Künstler fanden keinen Platz in den Anfängen der documenta.

Prof. Dr. Raphael Gross, Präsident der Stiftung Deutsches Historisches Museum

„Mit den Ausstellungen möchten wir eine neue Perspektive auf die Geschichte der Bundesrepublik in ihrem internationalen Kontext eröffnen. Beide korrigieren die Vorstellung eines radikalen ästhetischen Neuanfangs, der vielfach gerade mit der documenta verbunden wird und von den frühen documenta-Machern kräftig bedient worden war. Es gab Kontinuitäten zum Nationalsozialismus. Werke ermordeter jüdischer Künstlerinnen und Künstler fanden keinen Platz in den Anfängen der documenta„, erklärt Prof. Dr. Raphael Gross, Präsident der Stiftung Deutsches Historisches Museum.

Wir werden uns die Ausstellung auf jeden Fall anschauen und die nächste documenta, die 2022 in Kassel stattfindet, mit Sicherheit noch einmal mit anderen Augen betrachten. Kommt ihr mit?

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Allgemeines besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!