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#Fantasy-Meisterwerk, das seit über 40 Jahren Kinder traumatisiert, verdient ein Remake: Es ist eine Schande, dass der Spielfilm mit Christopher Lee nicht zustande kam

Fast jedes Fantasy-Franchise mit Nostalgiefaktor hat in den letzten Jahrzehnten ein Remake, Reboot oder eine Neuverfilmung erhalten. Eine der allerbesten Geschichten wurde dabei übergangen.

Peter Beagles klassischer Fantasy-Roman Das letzte Einhorn ist ein literarisches Meisterwerk, das weit über die Faszination für Fantastisches hinausgeht. Kaum zu glauben, dass der amerikanische Schriftsteller diese tiefsinnige Märchen-Dekonstruktion mit nur 22 Jahren zu Papier gebracht hat.

Eine sehr gute Zeichentrick-Adaption, die nicht wenige Kinder traumatisierte, gibt es bereits: Das letzte Einhorn von 1982, eine internationale Co-Produktion mit Animation aus Japan und einem Drehbuch vom Autor selbst. Kein Wunder also, dass viel vom poetischen Originaltext im Film geblieben ist und bis auf wenige Elemente fast keine Story-Station und kaum ein Charakter fehlt.

Mir werden immer noch die Augen feucht, wenn Molly Grue, eine desillusionierte Frau mittleren Alters, zum ersten Mal ein Einhorn erblickt und weinend fragt: „Wo bist du gewesen? Wie kannst du es wagen, jetzt zu mir zu kommen?“ Und nach wie vor halte ich die ikonische Synchron-Performance von Christopher Lee, der sowohl den englischen als auch deutschen König Haggard eingesprochen hat, für eine der besten im ganzen Medium.

  • Noch mehr 80er-Kindheitstrauma: Die unendliche Geschichte wird neu verfilmt, was eine riesige Chance für Fans der Buchvorlage ist

Die vergessene Fantasy-Neuverfilmung von Das letzte Einhorn, die nicht hätte sein sollen

Aber ist euch eigentlich klar, was uns vor 20 Jahren durch die Lappen gegangen ist? Lee, der damals als Horror-Legende und neuerdings Zauberer Saruman aus Der Herr der Ringe weltbekannt war, hätte Haggard in einer geplanten Live-Action-Adaption des Buches spielen sollen. Einer Adaption, die leider nie zustande kam. „Magie, Magie, tu, was du willst …“ Das gilt manchmal auch für die Movie Magic, wenn es darum geht, was am Ende produziert wird, und was nicht.

Realfilm-Produzent Michael Pakleppa sprach im Interview mit dem Cannes-Magazin Moving Pictures von einer europäischen Antwort auf die Tolkien-Trilogie, während Lee als engagierter Champion der Adaption meinte, sie sei sein „persönliches Baby –
ein Fantasy-Film, an den ich mit meinem ganzen Wesen glaube.“

König Haggard in Das letzte Einhorn

Wie MovieWeb  damals von der heute offline gegangenen Website zum The Last Unicorn-Projekt von Continent Films berichtete, wurde Schauspieler Jonathan Rhys Meyers in der Rolle des unbeholfenen Zauberers Schmendrick gecastet, während Mia Farrow (Lady Amaltheas Stimme im Animationsfilm) als Verbündete Molly Grue vorgesehen war. René Auberjonois,
den man aus Star Trek: Deep Space Nine kennt, hätte das weinliebende Skelett vertont, dem er auch schon im Cartoon seine Stimme geliehen hatte, und zusätzlich Robin Hood für Arme aka Captain Cully gespielt.

Mord ist ihr Hobby-Star Angela Lansbury wurde ebenfalls in derselben Rolle engagiert, die sie im Film gesprochen hatte, und sollte als Hexe Mommy Fortuna zurückkehren. So viel Treue zum OG-Stimmen-Cast sieht man selten.

Faszination Einhorn: Etwas Schönes und Unsterbliches in einer hässlichen, vergänglichen Welt

Was Kinder am Animationsfilm verstörte, waren nicht nur der feuerrote Stier, der die Einhörner jagt, der liebeskranke Busen-Baum oder die Harpyie, die ihre zum Sterben bereite Fängerin zerfleischt. Das letzte Einhorn befasst sich mit dem kosmischen Horror der Zeit, dem existentiellen Terror der Sterblichkeit sowie der ungreifbaren Frage nach Glück und Vermächtnis. Philosophische Konzepte, die sich in Molly Grues eingefallenen Augen und im verschwendeten Potenzial des Zauberlehrlings widerspiegeln. Aber vor allem im alles konsumierenden Unglück des alten Königs, der einmal etwas unveränderlich Schönes sehen musste und für immer davon verletzt wurde.

Kinder verstehen das vielleicht nicht alles, aber sie spüren es. Sie merken, dass es schwer zu greifende Probleme und mentale Konflikte wie die Flüchtigkeit von Schönheit gibt, die selbst die Erwachsenen, die diese Geschichte für sie hergestellt haben, nicht auflösen können. Das ist auch der Grund, warum Das letzte Einhorn noch mal ganz anders wirkt, wenn man es mit einigen Jahren auf dem Buckel neu entdeckt, nachdem das Monster Zeit bereits an einem genagt hat.

Das letzte Einhorn

Ganz zu schweigen davon, dass die Story eine clevere Meta-Erzählung über Märchen-Klischees und Fantasy-Tropen ist, die immer wieder kommentiert werden. Damit war Beagle dem Genre seiner Zeit voraus. Ähnlich wie die brillante Ursula K. Le Guin, die ihren geschätzten Kollegen für einen Klappentext eines Buches als Wanderer in den Herzensgründen, die die Vernunft nicht kennt“ beschrieb.

Verpasste Gelegenheiten und neue Hoffnungen: Nicht die letzte Chance für Das letzte Einhorn als Realfilm

Ob Christopher Lees Tod im Jahr 2016 der Grund für das Scheitern des Live-Action-Projekts gewesen ist oder nur der letzte Sargnagel eines Film-Zombies, der nicht aus der Produktionshölle herauskam, ist heute schwer zu sagen. Beagle hätte jedenfalls erneut das Drehbuch beigesteuert (er hatte schon vier Versionen fertig) und Regie sollte an internationalen Locations der Neuseeländer Geoff Murphy führen. Ihn kennt man nicht nur für den Sci-Fi-Klassiker The Quiet Earth – Das letzte Experiment, sondern auch als Second Unit-Regisseur der Herr der Ringe-Trilogie von Peter Jackson.

Überraschenderweise hatte Spezialeffekt-Guru Julian Doyle, der zuvor mit Terry Gilliam zusammengearbeitet hatte, ein echtes Pferd für das Einhorn und Animatronik für andere Geschöpfe im Sinn. Und das, obwohl die Matrix-Filme und Star Wars-Prequels zur Jahrtausendwende das CGI-Zeitalter eingeläutet hatten, was ein paar Jahre lang zu Filmen führte, die effektmäßig nicht sehr gut gealtert sind aus heutiger Sicht. Hier wäre man entweder etwas oldschool gewesen, oder hätte echte Weitsicht bewiesen.

Video mit Concept-Art zum nie gemachten Einhorn-Film:

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Ein neuer Versuch für einen The Last Unicorn-Realfilm ist seit 2022 (via CBR ) im Gespräch. Immer noch mit Beagle an Bord (der Mann ist einfach nicht vom Einhorn abzuschütteln), aber natürlich nicht mit dem zur Hälfte verstorbenen Cast von früher.

Anders als im Fall von Die unendliche Geschichte, dessen Wolfgang Petersen-Verfilmung nur die Hälfte der Vorlage adaptierte, geht es bei einem Remake von Das letzte Einhorn allerdings nicht darum, ein Versäumnis nachzuholen. Der Animationsfilm ist wirklich fantastisch und bis auf den Story-Abstecher ins verfluchte Städtchen Hogsmeade so gut wie komplett.

Es wäre nur märchenhaft und geradezu legendär, mal wieder einen ambitionierten Fantasy-Spielfilm zu sehen, der kein Action-Spektakel sein muss … und einem vielleicht sogar auf die beste Weise ein kleines bisschen die Seele verwundet.

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