Nachrichten

#Das Rücktrittsgesuch von Kardinal Marx erhöht Druck auf Woelki

Das Rücktrittsgesuch von Kardinal Marx erhöht Druck auf Woelki

Die katholische Welt schien am Sonntagvormittag zumindest im Kölner Dom noch in Ordnung zu sein. Auf dem Programm stand ein lateinisches Hochamt. Es predigte Dompropst Guido Assmann. Er sprach über die Unterscheidung zwischen Gut und Böse, die Zehn Gebote und den Teufel. Der kommt im Evangelium vor, das für diesen Tag vorgesehen ist. „Wann im Laufe der letzten Tage, der letzten Wochen, der letzten Monate haben wir über Teufel, Satan, Beelzebub und Dämonen gesprochen?“ So lautete die rhetorische Frage des Geistlichen an die Gottesdienstbesucher.

Von dem, wovon auch im Erzbistum Köln an diesem Wochenende alle sprachen, sprach Assmann nicht: vom Rücktrittsgesuch von Reinhard Kardinal Marx zwei Tage zuvor und von der Apostolischen Visitation im Erzbistum, die Papst Franziskus angeordnet hatte. Sie soll an diesem Montag beginnen. Letztere kam nur in den Fürbitten vor, an vierter Stelle. Die Gottesdienstgemeinde bat für die beiden Apostolischen Visitatoren, „dass sie erfüllt vom Heiligen Geist und mit dem Blick von außen erkennen, welche Wege nun zu gehen sind“.

Der Kölner Dom ist eine der letzten Bastionen Woelkis im Erzbistum, wenngleich es auch im Domkapitel Absetzbewegungen geben soll. Viele andere Pfarrer im Erzbistum gingen im Sonntagsgottesdienst auf das Rücktrittsgesuch von des Münchner Erzbischofs Marx ein, der seinen Schritt vor allem damit begründet hatte, dass er „Mitverantwortung“ für das institutionelle Versagen der Kirche übernehmen wolle. Der Druck auf Woelki hat dadurch noch einmal zugenommen. Marx selbst hatte den Kölner Kardinal am Freitag nicht ausdrücklich genannt, aber mehrmals auf ihn angespielt, als er äußerte, man könne sich als Bischof nicht nur auf die juristische Aufarbeitung beschränken oder auf eine Beurteilung nach „Aktenlage“.

„Da geht der Falsche“

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, hatte nach Marx’ Rücktrittsgesuch gesagt: „Da geht der Falsche.“ Im Erzbistum Köln gibt es nicht wenige, die diese Meinung teilen. Viele im Erzbistum hätten den Eindruck, Marx tue genau das, was sie hier im Bistum vermissten: Er biete seinen Amtsverzicht an, weil er als Bischof institutionell und persönlich die Verantwortung übernehme für das systemische und moralische Versagen der Kirche als Institution, sagt ein Pfarrer, der im Erzbistum gut vernetzt ist. Die Botschaft von Marx sei in Köln gehört worden. Ob sie auch beherzigt werde? Der Geistliche hat seine Zweifel.

Woelki jedenfalls gab sich recht unbeeindruckt vom Rücktritt seines Münchner Mitbruders – auf dessen Motive geht er nicht näher ein. Er „habe großen Respekt vor der Entscheidung von Kardinal Marx, die er in diesen für die katholische Kirche schweren Zeiten als seine persönliche Konsequenz gezogen hat“, ließ er am Freitag in einer ersten Stellungnahme wissen. Es folgt der Hinweis, dass er, Woelki, den Papst bereits im Dezember gebeten habe, die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Erzbistum Köln sowie „meine persönliche Verantwortung“ zu bewerten. „Damit habe ich mein Schicksal damals vertrauensvoll in die Hände des Papstes gegeben.“

Eine zweite Äußerung Woelkis am Sonntag liest sich wie eine Rechtfertigungsschrift für die Visitatoren des Papstes.  Darin listet er im domradio unter der Überschrift „Es tut sich was“ auf, was er in Sachen Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in jüngster Zeit unternommen habe: Er habe die Interventionsstelle personell verstärkt, eine neue Abteilung „Aufarbeitung“ geschaffen, das Priesterseminar habe eine neue Leitung erhalten, und die Studienleitung der Priester- und Diakonenausbildung werde nun von einer Frau verantwortet. Kopfschütteln hatte im Erzbistum jedoch hervorgerufen, dass Woelki ausgerechnet die Leitung der Stabsstelle „Aufarbeitung“ einem seiner engen Mitarbeiter anvertraut hat, der früher die Abteilung Kommunikationsberatung und Kommunikationsanalyse geleitet hat. Aus dem Kreis früherer Mitglieder des Betroffenenbeirats wird ihm vorgeworfen, an dessen Instrumentalisierung für Woelkis Zwecke beteiligt gewesen zu sein. Zudem fehle ihm als Theologen jegliche Expertise.

Woelki ficht das ebenso wenig an wie Marx’ schonungslose Diagnose der Situation der Kirche. Zum Thema „Mitverantwortung“ äußerte er sich am Sonntag so: „Als Bischof trage ich mit die Verantwortung, dass es anders wird.“ Gemeint ist die Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch. Eines wird von diesem Montag an in jedem Fall anders: Woelki ist nicht mehr Herr des Verfahrens. Das werden dann für die nächsten Wochen die beiden Apostolischen Visitatoren sein, die Papst Franziskus beauftragt hat: Der Stockholmer Bischof Anders Kardinal Arborelius und der Rotterdamer Bischof Johannes van den Hende. Woelki versuchte bis zuletzt den „Besuch“ der beiden in seiner Bedeutung herunterzuspielen. Doch hinter den Kulissen sieht die Lage offenbar anders aus. Dem Vernehmen nach sind Mitarbeiter des Generalvikariats damit beauftragt worden, entlastendes Material für den Erzbischof zu sammeln.

Genauer Auftrag der Visitatoren unbekannt

Wie der Auftrag der beiden Visitatoren genau lautet und welche Vollmachten sie konkret haben, ist unterdessen weiterhin nicht bekannt. Laut der vatikanischen Ankündigung sollen sie sich einen Eindruck von der „komplexen pastoralen Situation“ im Erzbistum verschaffen sowie „eventuelle Fehler“ von Woelki, dem Hamburger Erzbischof Stefan Heße sowie den Kölner Weihbischöfen Dominikus Schwaderlapp und Ansgar Puff untersuchen. Veröffentlicht wird ihr Abschlussbericht an den Papst aller Voraussicht nach nicht.

Der Diözesanratsvorsitzende Tim Kurzbach wünscht sich in jedem Fall eine rasche Entscheidung des Papstes. „Der Schwebezustand im Erzbistum darf nicht noch länger dauern“, sagt der Vertreter des obersten Laiengremiums im Erzbistum der F.A.Z. „Sonst verlassen Tausende weitere Katholiken die Kirche.“

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!