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#Die Drogenbarone von Damaskus

Die Drogenbarone von Damaskus

Als die saudischen Sicherheitsbehörden vor etwa einem Jahr einen spektakulären Schlag gegen den Drogenschmuggel verkündeten, tauchten auf den Bildern des Zolls Papierverpackungen auf, die in Syrien fast jeder kennt: von Matetee der „Kabour International Group“. Vermummte Drogenfahnder rissen die Tüten auf, aus denen nicht die enorm populären koffeinreichen Blätter des Mate-Strauchs aus Südamerika quollen, sondern Tabletten einer der beliebtesten synthetischen Drogen der Welt: Captagon. Die saudischen Fahnder fanden 44,7 Millionen Pillen. Die Lieferung war vom syrischen Hafen Latakia aus an den Golf gebracht worden – eine häufige Route für das verbotene Aufputschmittel.

Christoph Ehrhardt

Wenn Adib Kabour, der Chef des syrischen Familienunternehmens, heute über diese Bilder spricht, wirkt er ratlos. „Ich habe damit nichts zu tun“, sagt er. Es gibt syrische Geschäftsleute mit gutem Namen, die von seiner Unschuld überzeugt sind und sich dafür verbürgen, Adib Kabour sei „sauber“. Der Mate-Importeur willigt zu mehreren Treffen ein, um die Sache aufzuklären. Er weiß nach eigener Aussage selbst nicht, wie die Tabletten in seine Teeverpackungen gelangen konnten.

Die bedruckten Papierbögen werden aus Spanien importiert, und er kann sich nicht erinnern, dass einige abhandengekommen sind. „Die Maschinen in unserer Fabrik, die den Matetee in die Verpackungen pressen, würden die Tabletten zu Pulver zerquetschen“, sagt er. „Der einzige Weg wäre, die Tüten einzeln aufzureißen, zu leeren, mit den Tabletten zu befüllen und wieder zu verschließen.“ Möglich sei das, denn auf den Großmärkten des Landes werde sein Matetee auch in größeren Mengen verkauft.

Es gibt kein Aktenzeichen zu diesem Fall

Aber das sind alles bloß Theorien. Adib Kabour hat sich an die syrischen Behörden gewandt, um Fakten zu bekommen, doch es gebe kein Aktenzeichen zu dem Fall. Die lapidare Antwort der Polizei: Die Bilder aus Saudi-Arabien müssten eine Fälschung sein. Hier gelangt die Geschichte des syrischen Mate-Königs an einen Punkt, an dem er nicht weiterspricht. Er will seinen Namen reinwaschen, schweigt sich aber aus über diejenigen, die westliche Ermittler und Behörden in Nachbarländern Syriens als Hauptverdächtige im Rauschgiftschmuggel aus Syrien ansehen: Die Spur führt immer wieder in mächtige Kreise des syrischen Regimes und den Clan von Präsident Baschar al Assad. Mit dem Finger auf solche Leute zu zeigen, kann einen leicht das Leben kosten.

Immer wieder entdecken westliche und arabische Sicherheitsbehörden Drogenlieferungen aus Syrien. Und immer wieder sollte die Fracht eigentlich in die arabischen Golfstaaten gelangen, vor allem nach Saudi-Arabien, das als einer der größten Märkte für Captagon gilt. Dort entfliehen Heerscharen vor allem junger Männer der gesellschaftlichen Enge mit Hilfe chemischer Mittel.

Dieses Foto der Saudischen Anti-Drogen-Behörde zeigt beschlagnahmte Captagon-Tabletten.


Dieses Foto der Saudischen Anti-Drogen-Behörde zeigt beschlagnahmte Captagon-Tabletten.
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Bild: Twitter/Mokafha_SA

Regelmäßig werden in dem Königreich große Mengen an Captagon-Pillen beschlagnahmt, die in der Herstellung nur ein paar Cent pro Stück kosten, aber für mehrere Euro verkauft werden; es sind traumhafte Gewinnmargen. Erst kürzlich stellten die saudischen Behörden wieder neuneinhalb Millionen Pillen sicher, die in einer Lieferung Parkettholz verborgen waren. Es wurden saudische und syrische Staatsangehörige festgenommen. Woher die Fracht ursprünglich kam, ließ sich zunächst nicht aufklären.

Doch in mehreren Fällen gibt es Verbindungen in die syrische Hafenstadt Latakia. Sie liegt im Kernland der Alawiten, der Bevölkerungsgruppe des mächtigen Assad-Clans, in der Nähe von dessen Heimatdorf. Im Juli 2019 stellten die griechische Küstenwache und Drogenfahnder 33 Millionen Captagon-Pillen aus Syrien sicher – mit einem Marktwert von mehr als einer halben Milliarde Dollar. Im April vergangenen Jahres fand der ägyptische Zoll rund vier Tonnen Haschisch auf einem Schiff aus Latakia, versteckt in Milch-Tetrapaks einer Firma des Cousins von Baschar al Assad, Rami Makhlouf. Der bestreitet, etwas damit zu tun zu haben.

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