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#Durch die Vordertür in die Freiheit

Durch die Vordertür in die Freiheit

André de Oliveira Macedo nahm die Vordertür, als er vor einer Woche das Hochsicherheitsgefängnis im brasilianischen Presidente Venceslau verließ. Kurz zuvor hatte ein Richter des Obersten Gerichtshofs ihm die Erlaubnis dafür erteilt. Als der Präsident des Gerichts den Beschluss seines Kollegen wenige Stunden später wieder rückgängig machte, war es bereits zu spät. In der Stadt Maringá im Südwesten Brasiliens soll Macedo nach seiner Freilassung ein Flugzeug bestiegen haben, mit dem er sich ins Ausland absetzte, vermutlich nach Paraguay oder nach Bolivien. Selbst Kolumbien wird als Versteck nicht ausgeschlossen. Sein Anwalt sagt, er wisse nichts über den Verbleib seines Mandanten.

Tjerk Brühwiller

Die Freilassung von Macedo hat in Brasilien Entrüstung hervorgerufen. Denn es handelt sich nicht um irgendeinen Häftling, dessen Unschuld sich nun bestätigt hat, sondern um Brasiliens größten Drogenhändler, der in zweiter Instanz zu 25 Jahren Haft verurteilt wurde. Der als „André do Rap“ bekannte Gangster gilt als einer der Köpfe des „Primeiro Comando da Capital“ (PCC), Brasiliens größter Verbrecherorganisation, und soll laut der brasilianischen Ermittlungsbehörden große Teile des Kokainhandels zwischen Brasilien und Europa kontrollieren.

Kontrolliert große Teile des Kokainhandels

Zudem soll Macedo die Kontakte zu kriminellen Organisationen in Europa aufgebaut haben. Er gilt als der zentrale Verbindungsmann zwischen dem PCC und der italienischen ’ndrangheta. Der PCC ist in mehreren Ländern der Region aktiv und kontrolliert große Teile des Kokainhandels von Kolumbien, Bolivien und Paraguay nach Brasilien, das selbst einer der wichtigsten Märkte für Kokain und Marihuana ist. Ein Teil der Ware wird nach Europa weiterverschifft.

Macedo, der seinen Spitznamen seinem Talent als Gangsta-Rapper zu verdanken hat, stammt aus der Hafenstadt Santos, die als Drehscheibe des Kokainschmuggels nach Europa gilt. Dank seines Unternehmersinns arbeitete er sich rasch im PCC hoch, wodurch er zum Gejagten wurde. 2013 und 2014 wurde er in zwei Fällen wegen internationalen Drogenhandels zu 25 Jahren Haft verurteilt, worauf er sich in die Niederlande absetzte, wo er unter falschem Namen mehrere Jahre lebte. In dieser Zeit vertiefte Macedo die Beziehungen zwischen dem PCC und der ’ndrangheta. Zurück in Brasilien, empfing Macedo mehrmals Vertreter der italienischen Mafia.

Macedo war sechs Jahre flüchtig

Durch die Verhaftung und den Tod verschiedener Führungsfiguren des PCC stieg „André do Rap“ in die oberste Führungsriege der Organisation auf. Nach seiner Freilassung und Flucht gilt er als der wichtigste Anführer des PCC auf freiem Fuß und einer der meistgesuchten Verbrecher auf der Liste von brasilianischer Bundespolizei und Interpol.

Macedo war sechs Jahre flüchtig, bevor er den Ermittlern im vergangenen Jahr ins Netz ging. Im September 2019 wurde der Drogenhändler in einer Luxusvilla an der brasilianischen Küste festgenommen. Die Polizei beschlagnahmte im Anwesen mehrere Luxuskarossen, zwei Hubschrauber, eine Yacht und Bargeld im Gesamtwert von mehr als fünf Millionen Dollar. Weder Waffen noch Drogen wurden bei Macedo gefunden, der sich widerstandslos verhaften ließ. Sein Prozess aus den früheren Jahren war allerdings noch nicht abgeschlossen, weshalb sich Macedo seither lediglich in präventiver Haft befand. Und diese muss alle 90 Tage neu bestätigt werden. Da die Justiz das im Falle von Macedo versäumt hatte, landete ein Antrag auf dessen Freilassung auf dem Tisch des Obersten Richters, der ihn nach eigenen Aussagen routinemäßig und korrekt behandelte.

Die Reaktionen auf die Freilassung reichen von Ärger bis hin zu Korruptionsanschuldigungen gegen den Richter. Es habe Jahre gedauert, um den Verbrecher zu fassen, sagte beispielsweise São Paulos Gouverneur João Doria. Die Freilassung sei ein Schlag ins Gesicht eines jeden Polizisten und der Bevölkerung. Inzwischen hat das Plenum der Obersten Gerichts einen neuen Haftbefehl gegen Macedo erlassen. Doch der Drogenbaron und Gangsta-Rapper, der ein weites Beziehungsnetz in ganz Lateinamerika hat und über das nötige Bargeld verfügt, ist längst in einem sicheren Versteck. Möglicherweise hat er auch schon ein paar Verse niedergeschrieben über seine Flucht durch die Vordertür.

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