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#Ehejahre voll häuslicher Gewalt

„Ehejahre voll häuslicher Gewalt“

Der Richter geht behutsam vor. Der Vorsitzende Mirko Schulte spricht geduldig und mit sanfter Stimme mit der Zeugin, die ihm in einigen Metern Abstand gegenüber sitzt. Die 38 Jahre alte Frau soll im Gerichtssaal des Landgerichts in Hanau über eine Tat sprechen, die ihre beiden Kinder das Leben gekostet hat. Angeklagt ist ihr 45 Jahre alter Ex-Mann wegen Mordes. Dem Inder Jit S. wird vorgeworfen, er habe seine sieben Jahre alte Tochter mit Schnitten in den Hals getötet und den elf Jahren alten Sohn in den Tod getrieben. Der Junge sprang in Panik vom Balkon im neunten Stock eines Wohnhauses in Hanau. Der Angeklagte hat schon zugegeben, für den Tod seiner Kinder verantwortlich zu sein. Anlass für die Tat war nach Auffassung der Staatsanwaltschaft sein Zorn darüber, dass die Ehefrau sich getrennt hatte und mit den Kindern umgezogen war.

In der Befragung der Frau geht es um die Vorgeschichte der Tat, um die Jahre der Ehe, in der es nach ihren Worten mehrfach zu Gewalt an ihr und den Kindern gekommen war. Zu Beginn der Vernehmung sagt Schulte: „Wenn die Tränen kommen, ist das auch in Ordnung, dann halten wir kurz inne.“ Bevor der Richter mehr zu den gewaltsamen Vorfällen wissen will, fragt er zuerst nach dem Lebensweg der in Indien geborenen Frau, offensichtlich um einen Draht zu ihr aufzubauen. Die Frau wuchs in einer Stadt im Nordwesten Indiens auf, ist von dort in andere Städte gereist. Den Ehemann haben nach ihren Worten ihre Eltern ausgesucht, wie in dem Land üblich.

Hoffnung auf glückliches Familienleben nicht erfüllt

Nach der Hochzeit im Jahr 2008 sei sie ins Elternhaus des Ehemanns in dessen Heimatdorf gezogen. Mit dem Ehemann selbst habe sie dort nur eine Woche zusammengelebt, dann sei dieser nach Griechenland geflogen, wo er zu jener Zeit gelebt habe. Erst drei Jahre später habe sich der Mann auf ihr Bitten hin um ein Visum für sie bemüht, weil es ihr Traum gewesen sei, nach Europa zu gehen. Schließlich lebte die Familie zusammen in Deutschland, wie die Frau berichtet. Zwar habe der Mann schon in Indien sie und die Kinder geschlagen, doch sie habe die Hoffnung auf ein schöneres Leben in Europa gehabt. Diese habe sich aber nicht erfüllt. Auch in Deutschland habe es Gewalt gegeben. Der Vater habe die Kinder und sie auch immer wieder „degradiert“, wie die Dolmetscherin es ausdrückt. Wegen der Gewalttätigkeit habe sie sich zur Trennung entschieden, sagt die Frau.

Schulte stellt Nachfragen, um den familiären Zusammenhang und die Vorgeschichte der Tat einschätzen zu können. So möchte er mehr wissen zur Rolle der Schwiegereltern in der Familie. Der Richter nennt die indischen Begriffe für Ehre und Scham und fragt, was im Kulturkreis des Paares eine Trennung für die Eltern des verlassenen Mannes bedeute. Darauf antwortet die Zeugin selbstbewusst, wenn eine Ehefrau sich trenne, um die Kinder vor Gewalt zu schützen, sei kein Grund, sich zu schämen.

Zur häuslichen Gewalt gibt ebenfalls immer wieder Nachfragen, etwa dazu, wie heftig die Schläge gegen die Kindern gewesen seien. Wie die Frau berichtet, wurde der Sohn geohrfeigt und die Tochter durchgeschüttelt. Sie erzählt von zweien Vorfälle dieser Art. Einmal sei sie mit den Kindern über Nacht bei Freunden gewesen, das andere Mal mit dem Nachwuchs bei einer Feier mit Kollegen. Die Gewalt gegen die Ehefrau war nach ihren Worten noch heftiger. Der Mann habe sie gewürgt und versucht, ihre Kehle einzudrücken. „Ich weiß nicht, wie ich das überlebt habe.“ Der Prozess wird fortgesetzt.

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