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#Ein Dieb nimmt sich raus, was sich gehört

Ein Dieb nimmt sich raus, was sich gehört

Wer ist heute zur Stelle, wenn jemand gebraucht wird, um dem dekadenten und korrupten Teil der Elite in den Hintern zu treten? Einer, der sie außerhalb der von ihnen manipulierten Regeln treffen kann. Einer, der nicht auf Sicherheit und Sattheit setzt. Und einer, der den selbstgerechten Erzählungen von Verantwortung, Kapitalkreisläufen und Veränderungswillen nicht auf den Leim geht. Er muss taub und blind für vieles sein und doch genauer hinsehen und -hören als die meisten. Ein humaner Anarchist müsste er sein, der das Kunststück fertigbringt, erst etwas Nächstenliebe vor den radikalen Bruch mit allen Regeln zu setzen.

Axel Weidemann

Vielleicht schickt Netflix deshalb einen neuen „Lupin“ ins Rennen. Der französische Schriftsteller Maurice Leblanc hatte den Gentleman-Dieb Arsène Raoul Lupin wohl aus besagtem zeitlosen Mangel an Rebellen 1905 erfunden. Seitdem trat er in Romanen und Theaterstücken auf, bis er 1932 den Sprung nach Hollywood schaffte („Arsene Lupin, der König der Diebe“) und in Filmen und Zeichentrickserien verehrt wurde. Sein Nachfahre, der im japanischen Manga „Lupin III“ mit seinen Komplizen, der schlagfertigen Fujiko, dem Revolverhelden Daisuke und dem Schwertmeister Goemon Schätzen nachjagt, gehört zu den gelungensten Lupin-Interpretationen.

Das Vorhaben, die zeitgemäßen Abenteuer des Meisterdiebs, verkörpert vom charmanten Omar Sy, im heutigen Paris anzusiedeln, klang vielversprechend. Im Zentrum der Serie steht ein Diamantcollier, das „Collier de la reine“, dessen Geschichte auf eine wahre Begebenheit am französischen Hof zurückgeht, in die auch Marie Antoinette verwickelt war und die als „Halsbandaffäre“ in die Geschichte einging. Auf zwei Zeitebenen erzählt „Lupin“, wie das Collier aus dem Besitz der reichen Familie Pellegrini, angeführt vom Patriarchen Hubert (gespielt vom französischen Modedesigner Hervé Pierre), gestohlen wurde; wie Babakar (Fargass Assandé), der Vater des Protagonisten Assane Diop alias Lupin, erst verdächtigt, dann inhaftiert wird und sich im Gefängnis erhängt. Und wie sein Sohn Jahre später das Collier bei einer Auktion aus dem Louvre stiehlt, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen.

Seine Tricks werden stets brav aufgelöst

Leider gerät die Serie in ein für Netflix typisches Dilemma. Das Material stimmt: die Idee, aus Lupin eine Einwanderergeschichte zu machen, die Schauspieler, Schnitt- und Bildideen sowie die kleinen Einfälle, mit denen neue Technologien im Vorbeigehen kommentiert werden (Amazons Alexa heißt hier „Circe“). Die Verarbeitung zwängt die Geschichte jedoch in ein enges Korsett, das lieblos festgezurrt wird. In jeder der vorhersehbaren Folgen muss Lupin ein Hindernis überwinden. Der Trick, der ihm dazu einfällt (er stammt oft aus dem Lupin-Roman, den ihm sein Vater hinterließ), wird gegen Ende stets brav aufgelöst.

Polizisten dürfen indes dreimal die gleichen Klebezettel neu arrangieren, um bildgerecht zu erkennen, dass die Decknamen ihres gesuchten Diebs nur Anagramme von Arsène Lupin sind. Kameras, die Lupin angeblich über Wochen im Hause eines Kommissars versteckt hat, werden von diesem in einer ulkigen Szene aufgespürt – während man sich fragt, wie die klobigen schwarzen Geräte, die dem französischen Geheimdienst im Jahr 1960 vom Laster gefallen zu sein scheinen, einer vierköpfigen Familie verborgen bleiben. Auch Sätze wie „Die Oberschicht hat uns wieder einmal überlistet“ (gesprochen von einer aufrichtig enttäuschten Journalistin) helfen nicht weiter. Besser, man hätte etwas mehr Anarchie gewagt und vielleicht ein wenig bei „Lupin III“ geklaut.

Lupin läuft bei Netflix.

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