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#Ein goldenes Herz von Heinrich VIII.

„Ein goldenes Herz von Heinrich VIII.“

Eigentlich wollte Charlie Clarke nach einem ergebnislosen Sondengang Schluss machen. Seitdem er in der Kindheit den Abenteuerfilm „Die Goonies“ über eine Kinderbande auf der Suche nach einem Piratenschatz gesehen hatte, träumte er von der Entdeckung einer Schatztruhe.

Gina Thomas

Feuilletonkorrespondentin mit Sitz in London.

Der 34 Jahre alte Cafébe­sitzer aus Birmingham hatte das Hobby aber erst sechs Monate davor aufge­griffen, als er an diesem Freitag den 13. seinen Metalldetektor über einem Feld im mittelenglischen Warwickshire schwenkte. Sein Hund war gerade gestorben. Ein Freund hatte ihn aufs Land gelockt, um ihn abzulenken.Clarke hatte bisher bloß den üblichen Schrott aufgetan: Alteisen, Autobatterieteile, Flaschenverschlüsse.

Gleich einem Roulettespieler, der am Ende des Abends sein Glück mit einem letzten Einsatz wagt, hatte Clarke sich jedoch für einen abschließenden „Sweep“ erschieden, wie das Abtasten des Bodens in der Sprache der Sondengänger heißt. Plötzlich begann sein Metalldetektor laut zu piepen. Clarke begann zu graben – und stieß in etwa 45 Zentimeter Tiefe buchstäblich auf Gold. Zunächst glaubte er, es handle sich um Kostümschmuck. Das Gewicht deutete allerdings auf etwas Bedeutenderes.

Auch Rachel King, Kuratorin für die Renaissance am Britischen Museums, hielt das Objekt zunächst für zu gut, um wahr zu sein. Sie tippte auf eine Fälschung des 19. Jahrhunderts. Doch weitere Forschungen haben jetzt ergeben, dass Clarke an jenem Dezembertag vor drei Jahren mit einem emaillierten und getriebenen Herzanhänger an einer Goldkette aus 75 Gliedern einen der bedeutendsten britischen Funde aus der Renaissancezeit gemacht hat.

Embleme von Heinrich VIII. und Katharina von Aragon

Der mehr als 300 Gramm wiegende Schmuck aus 23 bis 24 Karat Gold trägt die Initialen und Embleme von Heinrich VIII. und der ersten seiner sechs Frauen, Katharina von Aragon. Das knapp sechs Zentimeter mal an der breitesten Stelle 55,5 Millimeter messende Herz hängt an einer fein gearbeiteten Hand, über der eine Wolke schwebt. Beide Motive tauchen in der Zeit Heinrichs VIII. in Entwürfen Hans Holbeins des Jüngeren für Hutanstecker auf.

Auf der Vorderseite des Herzens umranken sich die Zweige der Tudor-Rose mit denen des Granatapfels, den Katharina von Aragons Eltern, das spanische Herrscherpaar Ferdinand und Isabella, nach der Eroberung des maurischen Granada als Symbol wählten. Die Kombination aus roten und weißen Blütenblättern, welche die Vereinigung der streitenden Häuser York (weiße Rose) und Lancaster (rote Rose) durch die Ehe der Eltern Heinrichs VIII., Heinrich VII. und Elisabeth von York, repräsentiert, ist aus Emaille gearbeitet. Ebenso das lichtdurchlässige Rot des Granatapfels.

Am unteren Ende des Zweiggeflechts ist eine Schriftrolle mit zwischen zwei weiß emaillierten Kreuzen gesetzten, mit rotem Emaille gefüllten Buchstabengruppen, TOVS und IORS, von denen die Experten meinen, es könne ein „Frenglischer“ Kalauer mit den Wörtern „toujours“ (immer) und „tous yours“ (immer Dein) sein.

Auf der konkaven Rückseite ist das in lombardischer Schrift ziselierte und mit dunkelrotem Emaille verzierte Initial „h“ mit einem „K“ von einer Schleife umschlungen. Darunter eine weniger fein gearbeitete Schriftrolle mit den Buchstaben aus schwarzem Emaille. Die Verwendung dieser Farbe hat bei der Datierung geholfen, weil die Zusammensetzung auf ein Rezept deutet, das nach 1530 nicht mehr verwendet wurde. Die Annullierung der Ehe Heinrichs mit Katharina erfolgte 1533, so dass der Anhänger zwischen diesem Datum und der Heirat 1509 entstanden sein muss.

Wie kam das Schmuckstück aufs Feld?

Rätselhaft bleiben sowohl der ursprüngliche Zweck und die Besitzverhältnisse als auch der Grund dafür, weshalb das Schmuckstück auf dem Ackerboden von Warwickshire begraben lag. Letzteres mag durch einen Diebstahl bedingt sein. Weitere Untersuchungen der Fundstelle haben nichts ergeben.

Die Forscher mutmaßen, dass die Kette möglicherweise als Prämie für eine der Turniere gefertigt gewesen sein könnte, die Heinrich VIII. so liebte. Ähnliche Verzierungen traten auf der Kleidung für ein 1511 abgehaltenes königliches Schauspiel, auf einer 1516 datierten silbernen Rüstung Heinrichs VIII. sowie auf dem Rossharnisch auf, der 1521 wahrscheinlich für ein großes Turnier in Greenwich verwendet wurde. Ein weiterer Anhaltspunkt könnte das Motto „Coeur loyal“ (treues Herz) sein, das Heinrich mit einem Herzsymbol und dem Wort „loyal“ auf seine Kleider sticken ließ.

Nach dem Gesetz in England und Wales müssen Sondengänger Schatzfunde melden. Der Schatz muss einem Museum zu einem durch unabhängige Experten ermittelten Preis angeboten werden. Sollte kein Interesse bestehen, darf der Finder das Stück verkaufen. Den Ertrag muss er sich mit dem Besitzer des Fundgrundstücks teilen.

Der Tudor-Herzanhänger ist zu einem Objekt von nationaler Bedeutung erklärt worden. Noch steht der Wert nicht fest, aber Clarke ist sich sicher, dass er die Investition von 600 Pfund für sein Metallsuchgerät „um ein Millionenfaches“ übersteigt.

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